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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Bode, Wilhelm von: Hoffnungen und Aussichten für die deutsche Kunst nach dem Kriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0364

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PAUL OESTEN BILDNISBÜSTE

Ausstellung der K. Akademie der Künste, Berlin

sich zum Ziel setzt, aber auf kürzeren revolu-
tionären Wegen zu erreichen sucht. Um wieder
zu einer echten, stilvollen Kunst zu gelangen,
werden sich die deutschen Künstler auf der Linie
der Zeichnung sammeln müssen, nicht im Kubis-
mus, der keine Zeichenkunst, sondern ein mathe-
matisches Charadenspiel ist, sondern in strenger
Zeichnung auf treuer Naturbeobachtung. Strenge
Zeichnung ist stets die Kraft der deutschen
Kunst gewesen, durch die sie die Tiefe der Emp-
findung in höchstem Maße zum Ausdruck zu
bringen wußte. Mögen die alten Franzosen-
freunde unter den Künstlern, die der Krieg so
rasch zu Urdeutschen gemacht hat, dazu mithel-
fen, daß diese echt deutsche Art in der Kunst
wieder voll zur Geltung komme. Selbst die

Verirrungen der neuesten Kunst beweisen, daß
ein Losringen aus den Banden des verkommenen
Impressionismus zu stilvollerer Kunst ein Be-
dürfnis ist; auf der Basis der Zeichnung ist
dies möglich, ist es allein möglich. Mögen
sich nach dem Krieg und durch den Krieg auf
einer solchen ernsten Grundlage alle Richtungen
zusammenfinden, um eine echt deutsche, den
riesenhaften Anstrengungen und Opfern dieses
Weltkampfes würdige Kunst zu schaffen. Daß
sie wie Athena aus dem Haupte des Zeus
plötzlich herausspringen wird, kann niemand
erwarten; es wird ein mühseliges Ringen und
harte Arbeit erfordern, um allmählich zum
Ziele zu gelangen, einem Ziele, das alle sehn-
lich erhoffen.

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