dung ins Oesterreichische. Namentlich Wieden
bleibt seiner Münchener Art treu. hanisch, unser
Nissl, wühlt mit Lust in farbigen Stoffen, Bronzen
und glänzenden Blumen. Hohenberger geht in
seinem Abscheu gegen das „Motiv" soweit, gerade
die „uninteressanten" Blicke zu wählen und ist da-
bei sachlich nüchtern mehr wie ein Statistiker als
ein Chronist. brusenbach kontrastiert angenehm
den braunen Winterwald mit dem Blau der fernen
Berge. kruis zerschwimmt in Schatten- und Was-
serblau. harlfinger gibt wieder einen seiner
Schrägausschnitte von einer Höhe (Grazer Schloß-
berg), in denen er in glücklicherweise die analoge
japanische Methode in Oeltechnik übersetzt. grom-
rottmayers Porträts sind etwas weich und ge-
dunsen in der Farbe, gleichsam aufquellend. No-
waks einsame „Hafenlaterne" möchte man auch
wirklich als einziges Bild etwa in einem Studier-
zimmer sehen. Ganz besonders fällt der Fort-
schritt josef stoitzners auf. Sein „Interieur"
läßt uns die Kühle des Raumes atmen und den
warmen Sommertag ahnen, der durch die Ritzen
der geschlossenen Sommerfenster hereinfällt — die
Farben kräftig, ja derb, an Bauernkunst erinnernd.
Ein Stilleben ist mattes Zinn auf weißem Tisch-
tuch mit Bananentupfen, also Silber und Gold zu-
sammengestimmt. — Doch es ist ja nicht nötig, alle
und alles zu nennen. Es ist selbstverständlich,
daß man für so eine konkurrierende Ausstellung
das Beste wählte, das eben in der Kriegszeit zu
haben war.
Das gilt nicht ganz für die „Künstlerhaus-
gruppe" (Saal III), die sich für die Ausstellung im
eigenen Hause manches Vortreffliche reservierte.
tina Blau ist hier wohl augenblicklich die stärkste
Koloristin. Die tiefe Ruhe der selbstsicheren Kraft
strömt aus ihren Bildern, die Sommerwärme der
Reife- und Erntezeit. Nach ihr möchte ich heinrich
tomec nennen, der etwa an Toni Stadler erinnert,
obwohl er doch ganz anders ist: weicher, gelöster,
slawischer. Den Ton altmeisterlicher Tonmalerei,
den max v.poosch in seinem „St. Martin" versucht,
trifft noch besser j. v.blaas in seinen „Pferden im
Wasser". Ich sagte oben, daß die „Secession" dem
„Künstlerhaus" nahesteht, doch bei längerem Ver-
weilen in diesem Raum hier spürt man einen ziemlich
deutlichen Gegensatz: es herrscht hier das „Motiv"
vor, mit dem ganz bestimmten Namen der Oertlich-
keit, oder auch ohne das, aber allzu grell pointiert,
wie bei Kasparides. Ist man eben vom nahen Stadt-
park hergekommen, wo man die Natur mit zucker-
süßen Blumenbeeten, einem künstlichen Teich und
zahllosen Statuen zu einer Art elegantem Salon
umgewandelt hat — so findet man auch hier diese
Blicke ins Land allzusehr von gleichem Geiste er-
füllt; allzusehr mit den Augen des verwöhnten,
aber naturfernen Großstädters gesehen, dem die
Natur zum feinsten Genußmittel geworden ist. Also
viel heimische Landschaft, aber so, wie sie dem Aus-
flügler oder Sommerfrischler erscheint. Zwischen-
durch auch eine mythologische Phantasie „Lethe"
von rothaug — mehr Gedanke als überzeugendes
Bild. Aus dem übrigen hier nur einige Stichproben:
ferd. Brunner hat einen einzigen schlichten
Ton von sanfter Innigkeit, der alle seine Werke
wie ein Abendglockenton durchdringt. Ich glaube,
g. kolbe zeichnung
470
bleibt seiner Münchener Art treu. hanisch, unser
Nissl, wühlt mit Lust in farbigen Stoffen, Bronzen
und glänzenden Blumen. Hohenberger geht in
seinem Abscheu gegen das „Motiv" soweit, gerade
die „uninteressanten" Blicke zu wählen und ist da-
bei sachlich nüchtern mehr wie ein Statistiker als
ein Chronist. brusenbach kontrastiert angenehm
den braunen Winterwald mit dem Blau der fernen
Berge. kruis zerschwimmt in Schatten- und Was-
serblau. harlfinger gibt wieder einen seiner
Schrägausschnitte von einer Höhe (Grazer Schloß-
berg), in denen er in glücklicherweise die analoge
japanische Methode in Oeltechnik übersetzt. grom-
rottmayers Porträts sind etwas weich und ge-
dunsen in der Farbe, gleichsam aufquellend. No-
waks einsame „Hafenlaterne" möchte man auch
wirklich als einziges Bild etwa in einem Studier-
zimmer sehen. Ganz besonders fällt der Fort-
schritt josef stoitzners auf. Sein „Interieur"
läßt uns die Kühle des Raumes atmen und den
warmen Sommertag ahnen, der durch die Ritzen
der geschlossenen Sommerfenster hereinfällt — die
Farben kräftig, ja derb, an Bauernkunst erinnernd.
Ein Stilleben ist mattes Zinn auf weißem Tisch-
tuch mit Bananentupfen, also Silber und Gold zu-
sammengestimmt. — Doch es ist ja nicht nötig, alle
und alles zu nennen. Es ist selbstverständlich,
daß man für so eine konkurrierende Ausstellung
das Beste wählte, das eben in der Kriegszeit zu
haben war.
Das gilt nicht ganz für die „Künstlerhaus-
gruppe" (Saal III), die sich für die Ausstellung im
eigenen Hause manches Vortreffliche reservierte.
tina Blau ist hier wohl augenblicklich die stärkste
Koloristin. Die tiefe Ruhe der selbstsicheren Kraft
strömt aus ihren Bildern, die Sommerwärme der
Reife- und Erntezeit. Nach ihr möchte ich heinrich
tomec nennen, der etwa an Toni Stadler erinnert,
obwohl er doch ganz anders ist: weicher, gelöster,
slawischer. Den Ton altmeisterlicher Tonmalerei,
den max v.poosch in seinem „St. Martin" versucht,
trifft noch besser j. v.blaas in seinen „Pferden im
Wasser". Ich sagte oben, daß die „Secession" dem
„Künstlerhaus" nahesteht, doch bei längerem Ver-
weilen in diesem Raum hier spürt man einen ziemlich
deutlichen Gegensatz: es herrscht hier das „Motiv"
vor, mit dem ganz bestimmten Namen der Oertlich-
keit, oder auch ohne das, aber allzu grell pointiert,
wie bei Kasparides. Ist man eben vom nahen Stadt-
park hergekommen, wo man die Natur mit zucker-
süßen Blumenbeeten, einem künstlichen Teich und
zahllosen Statuen zu einer Art elegantem Salon
umgewandelt hat — so findet man auch hier diese
Blicke ins Land allzusehr von gleichem Geiste er-
füllt; allzusehr mit den Augen des verwöhnten,
aber naturfernen Großstädters gesehen, dem die
Natur zum feinsten Genußmittel geworden ist. Also
viel heimische Landschaft, aber so, wie sie dem Aus-
flügler oder Sommerfrischler erscheint. Zwischen-
durch auch eine mythologische Phantasie „Lethe"
von rothaug — mehr Gedanke als überzeugendes
Bild. Aus dem übrigen hier nur einige Stichproben:
ferd. Brunner hat einen einzigen schlichten
Ton von sanfter Innigkeit, der alle seine Werke
wie ein Abendglockenton durchdringt. Ich glaube,
g. kolbe zeichnung
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