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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 45.1929-1930

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Hoppenstedt, Werner: Carl Milles' Brunnenschöpfungen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.14160#0035

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CARL HILLES. TRITOS EXFONTÄNE IM GARTEN DES KÜNSTLERS

gestaltung sowohl wie Ausschmückung dieses
ganz niedrigen, flachen, ringsum in stärkstem
Hochrelief getriebenen riesigen Beckens wohl am
besten umschrieben. Hunger, Angst und Liebe
sind die Untertitel der lustigen Fabel in drei Ab-
schnitten, die der Künstler sich für diesen Reigen
erdacht und zu launiger Darstellung gebracht hat.
Die Anordnung aber all dieser zum großen Teil
fast rundplastisch gebildeten Wesen, Haifische
und Fischschwärme, Nixen und Meerkerle (von
ganz originalerErfindung), schwimmenden Faune
und Einhorne, die ein neckischer Zufall in das
ihnen fremde Element getrieben, sich jagend,
flüchtend, balgend, aufeinanderreitend und sich
überschlagend, oben unmittelbar am Rande, in
bauchigen Vertiefungen des plötzlich ohne jeden
Übergang abgeschnittenen Beckens, zwischen

senkrechten, das Rund verschieden skandierenden
Stegen, ergibt die reizvolle Illusion eines Ein-
blicks in eine ideale Unterwasserwelt, die dem
Werk einen völlig eigenen, höchst anziehenden
und fesselnden Zauber verleiht. Echte Märchen-
stimmung beseelt das Ganze. In der Mitte des
Beckens aber, wo zur Zeit leichte Strahlen in
die Höhe schießen, soll sich eine Kolossalstatue
von größtem Ausmaß (7 m) erheben, Poseidon,
den Gott des Meeres, darstellend, der — nach
dem Modell — bartlos und urweltlich, über
dem leichten lyrischen Spiel der Umfassung den
großen Akzent seiner ebenso gelösten, wie
mächtig monumentalen Haltung und Gebärde
nur um so stärker zur Geltung bringen wird.

Werner Hoppenstedt
(Der Schlußteil folgt)

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