Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 45.1929-1930

DOI Artikel:
Bredt, ...: Peter Trumm
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14160#0151

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
b Kunstblbllothsk
Staatliche Müssen
zu Berlin

PETER TR LMM. P E \V A U K E E - S E E BEI MILWAUKEE

selbe leidenschaftliche Suchen nach gebändigter
Form des künstlerischen Schaffens.
Auch im Kriege findet er in kurzen Pausen für
sein Empfindungsleben neue Kraft und neues
Regen alter künstlerischer Probleme. Er schreibt
einmal darüber: ..Die Auseinandersetzung mit
der Umwelt bekam einen tiefen Sinn für den.
der das Lebendige und Schöne am bescheiden-
sten Gegenstande mit Sehnsucht erlebte. Das
Streben, ein aus dem Leben erwachsenes., allen
gemeinsames Gefühl auszudrücken, wurde als
schön und notwendig der Gesamtheit dienend
empfunden." So erkennt er in der Tat Tradition.
Schule. Handwerk als lebendige \\ erte, ja als
Voraussetzung künstlerischen Gedeihens.
Als die Verhältnisse der Zeit den A erkauf von
Bildern unmöglich machen, wirft er sich wieder
mit Eifer auf Druckgraphik, wird Meister des
Holzschnittes, wird Illustrator.
Die Erfolge bleiben nicht aus. Zu diesen zähle
ich u. a. auch die köstlichen Illustrationen zu
drei „Liederbüchern des deutschen "\ olkslieder-
archives", das der Preußischen Akademie der

Wissenschaften unterstellt ist.Das Elsässische.das
Mittelrheinische und das ]N assauische Liederbuch
sind von ihm. Und hier ist er mehr liebenswür-
diger, echt volksmäßiger Lyriker. Sonst dürfte
man ihn wohl einen Epiker unter den deutschen
Illustratoren nennen, wenn man unter Epos et-
was Autochthon-Großes, etwas von großen Kon-
turen Gezeichnetes verstehen darf.
Er hat nicht das fliehend bewegte Slevogts.
nicht das photographisch zuverlässige Menzels,
nicht das arabesk-spielendeNeureuthers, ist viel-
mehr immer, wie gehoben über Alltäglichkeit,
ruhig distanziert, fest. Manche haben Kleist illu-
striert. Tramm aber schuf ihm erst ein Monu-
ment voll Ergriffenheit und Größe.
Das ^ erk des kaum vierzigjährigen rastlosen
Arbeiters und Gestalters ist erstaunlich groß. —
Nun hat er die Malschule Fehr übernommen.
Wer, wie Tramm, innerlichst allem gehört, was
uns heute künstlerisch begaben kann, wer so sich
selbst zu belehren wußte, der wird Gärendes zur
Reife bringen und das ruhelose Tempo unserer
Generation zur schöpferischen Konzentration.

Bredt

133
 
Annotationen