ALFRED PARTIKEL. AUS WARNEMÜNDE. AK AD E M IE AU S ST E L L U N G BERLIN
FRÜH JAHR S = AUSSTELLUNG
DER AKADEMIE, BERLIN
Vielleicht ist man in Berlin kritischer, urteilt jeder Neuigkeit nachzulaufen, oder Y\ erke, die
ein wenig schärfer und kommt leichter zu einer von irgendeiner anerkannten oder einflußreichen
Ablehnung als in anderen Städten des Reiches. Stelle gutgeheißen werden, ohne weiteres hin-
So mag es kommen, daß manche den Eindruck zunehmen. Zweifellos treten nirgends so deutlich
haben, wir verführen mit unserer Bewertung der wie in Berlin Vorzüge wie Fehler unserer Zeit
Preußischen Akademie der Künste ein wenig zu in Erscheinung. Die Stadt ist jedoch heute noch
hart, wenn man unser E rteil dem gegenüberhält, lebendig genug, um Kritik zu vertragen ja, for-
was anderswo über die repräsentativen Ausstel- dern zu können.
lungen der eigenen Stadt gesagt wird. Aber diese Die diesjährige Akademieausstellung ist eine
gewisse Schärfe scheint uns heute notwendig, Enttäuschung. Wenn man auch hier keinerlei
und vielleicht ist sie gerade in Berlin besonders künstlerische Überraschung erwartet, so hofft
am Platze. Denn während man hier einerseits man doch jedes Jahr von neuem, eine Auswahl
höchst unverfroren kritisiert (eine Tatsache, die vom Besten, was im vergangenen Jahr gemalt
nie schaden kann), so neigt man andererseits worden ist, vorgeführt zu bekommen. Schon die
mehr als im übrigen Beich dazu, bedingungslos Herbstausstellung, die der Schwarzweißkunst
Kunst für Alle, Jahrg. 45, Heft 10, Juli 1980
313
40
FRÜH JAHR S = AUSSTELLUNG
DER AKADEMIE, BERLIN
Vielleicht ist man in Berlin kritischer, urteilt jeder Neuigkeit nachzulaufen, oder Y\ erke, die
ein wenig schärfer und kommt leichter zu einer von irgendeiner anerkannten oder einflußreichen
Ablehnung als in anderen Städten des Reiches. Stelle gutgeheißen werden, ohne weiteres hin-
So mag es kommen, daß manche den Eindruck zunehmen. Zweifellos treten nirgends so deutlich
haben, wir verführen mit unserer Bewertung der wie in Berlin Vorzüge wie Fehler unserer Zeit
Preußischen Akademie der Künste ein wenig zu in Erscheinung. Die Stadt ist jedoch heute noch
hart, wenn man unser E rteil dem gegenüberhält, lebendig genug, um Kritik zu vertragen ja, for-
was anderswo über die repräsentativen Ausstel- dern zu können.
lungen der eigenen Stadt gesagt wird. Aber diese Die diesjährige Akademieausstellung ist eine
gewisse Schärfe scheint uns heute notwendig, Enttäuschung. Wenn man auch hier keinerlei
und vielleicht ist sie gerade in Berlin besonders künstlerische Überraschung erwartet, so hofft
am Platze. Denn während man hier einerseits man doch jedes Jahr von neuem, eine Auswahl
höchst unverfroren kritisiert (eine Tatsache, die vom Besten, was im vergangenen Jahr gemalt
nie schaden kann), so neigt man andererseits worden ist, vorgeführt zu bekommen. Schon die
mehr als im übrigen Beich dazu, bedingungslos Herbstausstellung, die der Schwarzweißkunst
Kunst für Alle, Jahrg. 45, Heft 10, Juli 1980
313
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