DOI Artikel:
Weiss, Konrad: Karl Caspar: mit Gedanken zur künstlerischen Zeitlage
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16478#0057
KARL CASPAR. MARIA GANG ÜBERS GEBIRG
KARL CASPAR
MIT GEDANKEN ZUR KÜNSTLERISCHEN ZEITLAGE
Als im Sommer des vorigen Jahres nach Mün-
chen eine schöne Ausstellung von Hauptwerken
Lovis Corinths in die Räume der Neuen Sezession
im Glaspalast gebracht wurde, durfte ein Haupt-
verdienst an dieser \ eranstaltung dem vieljähri-
gen Vorsitzenden der Münchner Aeuen Sezession
Karl Caspar zugemessen werden, der damit eine
der wenigen ganz wichtigen Persönlichkeiten für
eine wesenhafte Kunstanschauung aus unserer
Zeit wiederum in den Brennpunkt der besuche-
rischen Betrachtung in München hineingebracht
hatte. Es war das gleiche Jahr, in welchem Karl
Caspar (geb. 13. März 1879) seinen 50. Geburtstag
begehen konnte: und die Corinth-Ausstellung zu-
sammen mit den eigenen Ausstellungen von Cas-
par und Frau Maria Caspar-Filser waren Ver-
anstaltungen, die als öffentliche Kunstereignisse
mehr zu vermerken gewesen wären, wenn nicht
die wesentlichen künstlerischen Dinge sich ge-
genwärtig mehr in das Innere der Y\ issenden
zurückgezogen hätten. Wir sind seit verschiede-
nen Jahren in dieser — noch nicht überwunde-
nen — rückläufigen Bewegung, in einer geistigen
Ermattung am YY esentlichen, wobei nicht selten
die eigentliche und intensive Fruchtbarkeit von
o
einer geschäftigen und extensiven Unfruchtbar-
keit überdeckt zu werden scheint, welch letztere
in der gerade von ihr selber erzeugten geistigen
Yerarmung der öffentlichen Gesichtspunkte eine
Berechtigung herzuholen liebt, um sich zur An-
klägerin aufzuwerfen; — so zum Teil auch in
dem Kampf um die Kunstfragen in München.
Im geheimen ist der Zeitpunkt gekommen zu
einer größeren Konkretion und bewußten Klä-
Kunst für Alle, Jahrg. IG, Heft 2, Xoveinbsr 1930
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KARL CASPAR
MIT GEDANKEN ZUR KÜNSTLERISCHEN ZEITLAGE
Als im Sommer des vorigen Jahres nach Mün-
chen eine schöne Ausstellung von Hauptwerken
Lovis Corinths in die Räume der Neuen Sezession
im Glaspalast gebracht wurde, durfte ein Haupt-
verdienst an dieser \ eranstaltung dem vieljähri-
gen Vorsitzenden der Münchner Aeuen Sezession
Karl Caspar zugemessen werden, der damit eine
der wenigen ganz wichtigen Persönlichkeiten für
eine wesenhafte Kunstanschauung aus unserer
Zeit wiederum in den Brennpunkt der besuche-
rischen Betrachtung in München hineingebracht
hatte. Es war das gleiche Jahr, in welchem Karl
Caspar (geb. 13. März 1879) seinen 50. Geburtstag
begehen konnte: und die Corinth-Ausstellung zu-
sammen mit den eigenen Ausstellungen von Cas-
par und Frau Maria Caspar-Filser waren Ver-
anstaltungen, die als öffentliche Kunstereignisse
mehr zu vermerken gewesen wären, wenn nicht
die wesentlichen künstlerischen Dinge sich ge-
genwärtig mehr in das Innere der Y\ issenden
zurückgezogen hätten. Wir sind seit verschiede-
nen Jahren in dieser — noch nicht überwunde-
nen — rückläufigen Bewegung, in einer geistigen
Ermattung am YY esentlichen, wobei nicht selten
die eigentliche und intensive Fruchtbarkeit von
o
einer geschäftigen und extensiven Unfruchtbar-
keit überdeckt zu werden scheint, welch letztere
in der gerade von ihr selber erzeugten geistigen
Yerarmung der öffentlichen Gesichtspunkte eine
Berechtigung herzuholen liebt, um sich zur An-
klägerin aufzuwerfen; — so zum Teil auch in
dem Kampf um die Kunstfragen in München.
Im geheimen ist der Zeitpunkt gekommen zu
einer größeren Konkretion und bewußten Klä-
Kunst für Alle, Jahrg. IG, Heft 2, Xoveinbsr 1930
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