KUNST UND MySTIK
(Fortsetzung von S.366)
Sie können durch die Macht und Schönheit
der Farbe oder der Form oder der Linie er-
reicht werden. Es gibt aber auch Kunstwerke,
wo wir diese Mittel nicht mehr als Ursache
feststellen können. Zum Beispiel., um recht Ver-
schiedenes zu nennen: Raffaels „Verklärung
Christi" und Manets „Erschießung Kaiser
Maximilians". Beide ..literarische- Stoffe., worin
für den streng künstlerischen Anspruch eher
eine Ablenkung liegt. W orin liegt ihr Ge-
heimnis? Es wird sich nie technisch erklären
lassen.
Das Aufglimmen der mystischen Empfindung
ist ein geheimer ^ organg zwischen dem Kunst-
werk und dem Beschauer, der nicht erörtert
werden kann. Er könnte sich höchstens als ein
Eintauchen in den Zusammenhang aller Dinge
umschreiben lassen.
In diesem letzten Sinne sind Kunst und Religion
tatsächlich dasselbe.
„Was sichtbar ist, das ist zeitlich. Was aber
unsichtbar ist, das ist ewig.'-' (2. Kor. k, 18.)
Das Ewige ist der Kunst Ziel; das Zeitliche ist
ihr W eg dazu. Darum muß die Kunst immer
wieder aufs neue beginnen. Sie muß den
Titanenkampf mit der Materie führen, sie muß
immer wieder die Leidensfolare neuer Fleisch-
werdungen und Gottestode erleben, sie muß
entgotten und vergotten.
In diesen Kämpfen entreißt sie der Materie
ihr Geheimnis — das Unsichtbare wird sicht-
bar . . . Mela Escheiich
FRANZ LENK. WEIDEN AM WASSER
378
(Fortsetzung von S.366)
Sie können durch die Macht und Schönheit
der Farbe oder der Form oder der Linie er-
reicht werden. Es gibt aber auch Kunstwerke,
wo wir diese Mittel nicht mehr als Ursache
feststellen können. Zum Beispiel., um recht Ver-
schiedenes zu nennen: Raffaels „Verklärung
Christi" und Manets „Erschießung Kaiser
Maximilians". Beide ..literarische- Stoffe., worin
für den streng künstlerischen Anspruch eher
eine Ablenkung liegt. W orin liegt ihr Ge-
heimnis? Es wird sich nie technisch erklären
lassen.
Das Aufglimmen der mystischen Empfindung
ist ein geheimer ^ organg zwischen dem Kunst-
werk und dem Beschauer, der nicht erörtert
werden kann. Er könnte sich höchstens als ein
Eintauchen in den Zusammenhang aller Dinge
umschreiben lassen.
In diesem letzten Sinne sind Kunst und Religion
tatsächlich dasselbe.
„Was sichtbar ist, das ist zeitlich. Was aber
unsichtbar ist, das ist ewig.'-' (2. Kor. k, 18.)
Das Ewige ist der Kunst Ziel; das Zeitliche ist
ihr W eg dazu. Darum muß die Kunst immer
wieder aufs neue beginnen. Sie muß den
Titanenkampf mit der Materie führen, sie muß
immer wieder die Leidensfolare neuer Fleisch-
werdungen und Gottestode erleben, sie muß
entgotten und vergotten.
In diesen Kämpfen entreißt sie der Materie
ihr Geheimnis — das Unsichtbare wird sicht-
bar . . . Mela Escheiich
FRANZ LENK. WEIDEN AM WASSER
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