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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 46.1930-1931

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Bachhofer, Ludwig: Der tanzende Schiwa
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https://doi.org/10.11588/diglit.16478#0389

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DETAIL DES TANZENDEN SCHIWA

DER TANZENDE SCHIWA

Die Figur des tanzenden Schiwa ist zum Expo-
nenten der Hinduplastik geworden,, und zwar mit
gutem Recht, denn es gibt kein anderes Thema,
in dem die symbolischen und künstlerischen For-
derungen des Hindu klarer ausgesprochen und
vollkommener formuliert "worden wären.
Für den Europäer stellt sich ein solcher Schiwa
Nataraja (= Schiwa als König des Tanzes) als eine
männliche Figur dar, die, im Tanzschritt auf
dem rechten, gebogenen Bein balancierend, den
Körper von rechts nach links schwingt. Ein viel-
fältiges Drehen und M enden, ein Y\ irbel von
Extremitäten, denn die Arme haben sich über
das natürliche Maß hinaus verdoppelt. Das rückt
den Gott in die Sphäre des Überirdischen,

es ist ein Ausdruck seiner Allmacht und Kraft
und stempelt ihn zu einem übermenschlichen
Wesen. Die Erklärung, daß man dem Gotte vier
Arme gegeben habe, um seine Attribute unter-
zubringen, ist allzu materialistisch und oben-
drein sicher unrichtig, denn zwei Hände tragen
nichts und für die oft vorkommende Form mit
drei Köpfen besagt sie erst recht nichts. Hier
steckt vielmehr das starke, übermächtige Be-
dürfnis nach gehäuftem Ausdruck dahinter, das
die indische Kunst vor jeder anderen auszeich-
net. Es hat im übrigen schon sehr früh dazu
geführt, dem Gott die Arme zu verdoppeln,
denn auf einer Münze des berühmten indo-
skvthischen Königs Kanishka, also um 100

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