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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 46.1930-1931

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Seybold, Cattina von: Erinnerungen an Wilhelm Leibl: zur 30. Wiederkehr seines Todestages am 4. Dezember 1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.16478#0119

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ERINNERUNGEN AN WILHELM LEIBL

ZUR 30. WIEDERKEHR SEINES TODESTAGES AM 4. DEZEMBER 1930

Wollen Sie einen Blick in meine Küche tun? tuch, akkurat als wia g'stickt", versichert die alte
Jvichts Besonderes zu sehen, gewiß. Und dennoch ZachNannei,daszusammengekrümmteW'eiblein.
ist mir dieser Raum heilig, denn einmal hat des das noch allsonntäglich in demselben Kirchen-
Genius' Schwinge ihn berührt: an dieser beschei- stuhl anzutreffen ist, darin sie einst, schlank und
denen Stätte, damals nicht eine Küche, sondern hochaufgerichtet, von Leibi gemalt wurde. ..Ja.
nur eine Rumpelkammer, nach Norden gelegen, streng is er schon g'wesen, grad net rühren hast
arbeitete Wilhelm Leibi einen Winter lang an di derfn, die ganz' Zeit; aber zahlt hat er guat,
den „Beterinnen in der Dorfkirche". In jeder trotzdem daß's ihm selm net zum besten ganga
Leibi-Biographie ist zu lesen, daß das Kirchlein is in dera Zeit. Gerne ergeht sich die geschwätzige
von Berbling die Wiege dieses Werkes ist; auch, Alte über] enes eine große Ereignis in einem Leben,
daß nach dem Tode des ihmbefreundeten Pfarrers einförmig abgehaspelt zwischen dem schmucken
die Kirche dem Maler verschlossen wurde durch das Rokoko-Kirchlein mit dem putzigen Zwiebel -
„ländlich-sittlich" überbrachte Verbot des neuen türm und dem stattlichen Bauernhof in der Nähe,
Pfarrherrn, welches des Mesners Dearndl zu sei- dem ,,Heimatl", wo die alte Jungfer heute noch
nemFensterhinaufrief: im Austrag lebt.
„Leibi, geb an Schlüssel T ji — Die Bauern, sonst gegen
her, du derfst nimmer u.,, alles Fremde mißtrau-
malen!'' Weniger be- ^^Bä^-'■■ isch und ablehnend, be-
kannt ist. daß nun dev \ trachteten Leibi als
Künstler bei seinem - ^^■vN-.-Ji^-Ä einen der Ihren. Als
Freund und A erehrer rHPSBs geborene Realisten be-
Notar Baron Godin in r~'f ' ' wunderten sie die wirk -

fluchtsstätte für seine f /^X\^M -:' stechliche W ahrheit

Arbeit fand, eben jene ' ' H JB. Vlti/J^^ seiner Kunst, mehr aber

Rumpelkammer, die er dä/^"^*. noch imponierte ihnen

durch die Vermittlung ;^ ^''^^^^^^^J stärke dieses Athleten.

Berblinger Kirche wie- «Bi^lfeAN^ 1er so wenig Aufhebens

welch unermüdlicher ^rJ Lindnerwirt in Aibling

Geduld Leibi an den |j| keine Ahnung von sei-

tete,undwieermehrals I DakommteinesAbends

rief. „Es wird nichts. HHaK —tammtiscnrnnde hei

Bichter seiner selbst. dem daß Aibling steht"
„Und is doch gar so e. wexz-ytetor. aus ,fahrt iss blcjiexland-' —un des rühmt sich rö-

schön g'wen, dös Für- Verlag K. Thienemann. Stuttgart mischen Ursprungs —

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