Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 46.1930-1931

DOI Artikel:
Wittlin, Alma Stephanie: Der Bildhauer Joseph Csaky
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16478#0066

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
JOSEPH CSAKY. LIEGENDE

DER BILDHAUER JOSEPH CSAKy

Aus der vieltausendköpfigen Reserve noch ano-
nymer junger Künstlerschar, die in Paris., dem
internationalen Forum moderner Kunst, um
innere Reife und äußeren Ruhm kämpft, ist ein
Bildhauer ganz eigenen Gepräges hervorgegan-
gen. Er heißt Csaky und ist seiner Abstammung
nach Lngar. Csaky schafft Akte, Figuren nackter
Frauen zumeist und wandelt das ewige Motiv
in zahllosen statischen Stellungen ab. Dabei ha-
ben alle diese, in dunkler Bronze gegossenen
oder in hellem Stein gemeißelten Frauenkörper,
die Csaky wie auf einem Filmband in den un-
zähligen Situationen des Stehens, Sitzens und
Liegens festhält, den gleichen Charakter: die
Nachbildung der Natur wird im Bestreben nach
einem höheren Gesetz nicht in Einzelheiten durch-
geführt und der Bildhauer einer vielfach sehr
intellektuellen Zeit sucht in jeder einzelnen Fi-
gur ein Erbild der persönlichen Y\ irklichkeit, er

vereinfacht, sättigt und steigert so die Realität.
Eine denkmalartige Kraft offenbart sich in jeder
Csakyschen Plastik und überzeugt von der Ver-
bundenheit des Künstlers mit seinem Material,
das er nicht überwindet, sondern dessen wesent-
liche Härte und Schwere er bis zum Äußersten
wirken läßt. Die Einrisse der Figuren verlaufen
in herber Geschlossenheit und die Oberfläche
ist kaum aufgelockert.

c

Das Bedürfnis nach der bewegten Figur teilt
Csaky mit vielen Künstlern der Gegenwart. Die
Gesten seiner Gestalten sind aber niemals heftis:
oder nur zufällig, sie sind empfindliche Meß-
instrumente, der Ausdruck der geistigen Enter-
scheidung von einem Falle zum andern. Es ist
zu bewundern, wie viele verschiedene Erschei-
nungen Csaky mit Anwendung so knapp be-
herrschter Gesten zu erdichten versteht.

Dr. A. S. Fräschauer

58
 
Annotationen