Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (46.1930-1931)

OTTO ROD EWALD. NORDAFRIKASISCHE KÜSTE. ZEICHNUNG

Besitzer: Kunsthalle Hamburg

miger Striche, die sich zu einem feinen Netz
verflechten. Die Methode gibt die akkurateste
Charakteristik von Bauformen genau so her wie
das weitgespannte Sprühen des Himmels und
der See. Es entwickeln sich filigrane Eigenreize
des zeichnerischen Feingespinstes, ein klares
Hinperlen der Formen und zugleich ein unge-
mein reizvolles Schleiern des zartmaschigen Ge-
webes. Ähnlich aber verbinden sich gegensätz-
liche Qualitäten nun auch in der Malerei Rode-
walds, deren zollweise Akribie verschmolzen
erscheint durch eine gedämpft-helle, tonsachte
Farbenhaltung, aus der das höchst subtil wahr-
genommene Einzelne nie vorlaut hervorspringt.
Das Minutiöse hat hier eine eigene Anmut des
emsig und behutsam und unbeirrt Zusammen-
getragenen, einen besonderen Abglanz von Zu-
versicht. Willi Wolfradt

WIR UND AMERIKA

..Amerika und wir", das ist seit Jahrzehnten ein
Angelpunkt europäischen Denkens und seit dem
Kriege unsere Schicksalsfrage.
So überwältigend erhebt sich seit zwölf Jahren
der westliche Riese durch Ausnützung seiner
wirtschaftlichen Hilfskräfte, daß die europäischen
Staaten, vor allem natürlich die besiegten, mit
berechtigter Angst auf die Einmischung des so
viel besser gestellten Konkurrenten auf allen
Märkten blicken. Hier soll die Auswirkung die-
ser wirtschaftlichen Überlegenheit in Sachen der
Kunst und die gegenseitige Haltung auf diesem
Gebiete besprochen werden.

.. Konkurrent auf allen Märkten'", sagte ich eben.
Aber da ist doch eine Einschränkung zu machen.
Auf dem Markte der Kunst und des Kunstge-
werbes tritt wohl Amerika als der gefürchtetste

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