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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 46.1930-1931

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Riedrich, Otto: Volkskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.16478#0071

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W LADY SLA V SKOGZYLAS. ZUG VON RÄUBERN. HOLZSCHNITT

Das 19. Jahrhundert und das 20.. wir können
ruhig sagen bis zu uns, sind Zeiten des Kach-
außengedrängtseins, der\ eräußerlichung, die im
Nachahmen und Nachempfinden vergangener
Formen ihr Genüge fanden. Kein bedeutsames
Ideal aus großen Schöpferpersönlichkeiten kam
zur Auswirkung; aus den weiten Kreisen des
Volkes konnte deshalb nichts zur Entfaltung
kommen. Auch die Bemühungen. Kunst durch
Bücher. Museen und Ausstellungen zu erwecken,
werden nie zu einem Erfolge führen. Die Kunst
an sich braucht keine Entwicklungsgeschichte,
die haben wir im Blute. Notwendig für den
Schaffenden sind diehandwerklichen Grundlagen,
das Abc, sie bilden die Werksteine, aus denen
er den machtvollen Bau seines Lebens bildet,

der Sinnbild der großen geheimnisvollen Bezie-
hungen ist, die im Urgründe unseres Wesens
ihren Ursprung haben. Wenn diese Beziehungen
wieder so stark sind, daß sie das Volk bis in die
letzten Verzweigungen erfassen, dann kann eine
Kunst aus dem Volke, eine Volkskunst, entstehen.
Was tot ist, kann nicht mehr zum Leben erweckt
werden. Eine Neugeburt muß erfolgen, die
aber nur möglich ist, wenn der Materialis-
mus überwunden fein wird und die Welt des
Idealismus, der Mensch von innen, der tief ge-
bundene und mit der Erde verwurzelte Mensch,
wieder Hauptgeltung hat. Erste Bedingung ist
aber, daß ein großes Zeitideal vom Innersten
einer großen Schöpferpersönlicbkeit her wirk-
sam geworden ist. Otto Kiedrich

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