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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 46.1930-1931

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Wolfer, Oskar: Neue Arbeiten von Reinhold Naegele
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https://doi.org/10.11588/diglit.16478#0101

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REINHOLD NA EGEL E. SAIG

. . . Ich würde Ihnen so gern in Worten meine Dieses alles suche ich für mich seihst zu errei-

Kunst etwas näher erklären, aber,—dieKunstselbst chen. Die ganze Qual und das Glück darf ich

ist eben meine Sprache, in der nur ich vollends selbst zuerst haben und wenn so etwas Bedeuten-

das sagen kann, was mich treibt und bewegt. des entstand, habe ich so oft das Gefühl, als ob

Es entstehen die Bilder nicht im Hinblick auf ich jetzt sterben könnte, meine Aufgabe sei er-

irgend etwas anderes, als daß ich den inneren füllt, dannaber kommen wieder Tage und Wochen,

Trieb befolge, die Naturgabe sich äußern lasse und wieder will eine Qual ein Glück zur Frucht

und ganz einfach gesprochen, es ist nichts anderes reifen. . . .

als der junge Baum, der wachsen muß, oder der *

Vogel, der sein Liedchen singt. Aber selbstredend . . . Es geht das Leben dahin, die Menschen neben-
will ich ja gern, daß meine Kunst möglichst vie- einander, aneinander vorbei, und selten nur er-
len etwas Glück gibt. Sie kann es geben, wir gibt sich ein engeres menschliches, persönliches
dürfen es so oft erfahren, es wird der Kreis derer, Verhältnis. Gewiß mag dabei oft am Künstler
die es empfinden, mit den Jahren immer größer, die Schuld liegen. Er arbeitet und lebt mit und
und, lieber Herr S. . . ..ob wohl auch nicht Sie in seiner schaffenden Tätigkeit, seine Kunst ist
vor dem kleinen Blumenbilde, das in ihrem Heim seine Sprache, in der er sich gibt, sich mitteilt,
hängt, zu diesen gehören. Von diesem Bilde an Wenn dann Menschen mit feinem Sinn und
möchte ich so gern, daß Sie mitgehen die Treppe Begabung vermittelnd das Wesen der Kunst
hinan, zu den mehr wuchtigen volleren, zu denen, anderen deuten, ist es eine Tätigkeit, die dem
wo die Innigkeit und die Leidenschaft der Men- Empfangenden wie dem Gebenden Freude zu-
sehen gegeben ist, oder auch, wo die letzten führt.

Schwingungen von Form und Farbe ich zu geben Mir persönlich fällt es jedenfalls schwer, einiges

suche. — Es sollen diese Bilder keine gefällige, von der eigenen Kunst zu sagen, sie in Worte

schöne Unterhaltung sein, nein, ich möchte so umzukleiden. Aber zu jedem einzelnen Bilde

gern, daß sie mehr sind, daß sie heben und be- stehe ich doch in einem Verhältnis, das sich aber

wegen und dem Beschauer einen Vollklang vom selten mit der Meinung anderer Menschen deckt.

Leben Und menschlichen Sein geben. Aus Briefen von Emil Nolde (Furcheverlag-, Berlin)

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