die „Kunst" in Heft Nr. 2, Jahrg. 1923, die
plastisch farbige Formgebung einer unter Mit-
arbeit des Verfassers entstandenen keramischen
Fassade.
Die Gestaltung wurde ausschlaggebend durch
die zur \ erwendung kommenden Materialien
bestimmt, die Eigenheiten derselben zur vollsten
Geltung zu bringen bedarf es des Gefühls und
der Y\ irkung der eigenen Hand. Simplizität
und Herbheit des verarbeiteten Stoffes erklären
das Empfinden zur großen tektonisch gefühlten
Form, den Willen zu lapidarster prägnantester
Fassung. Sie entsteht, wenn die Details, wenn
alles der zeugenden Hauptlinie der Kontur sich
unterordnet, wenn Licht und Schatten rhyth-
misches Wechselspiel ergeben. Einordnung in
selbstgeschaffene Architektur und vorbestimmte
Plazierung waren Voraussetzung zu räumlicher
Wirkung. Ist bei der Terrakotta die Form inner-
halb der Oberfläche aufgelockert, so wie es die
Modelation der Hand ergibt, ohne jedoch den
gewollten Umriß und statisch erdachten Aufbau,
den der Brennprozeß bedingt, zu zerstören, so
ist die Steinplastik aus dem Block gewonnen, die
Porösheit des Materials genützt und in größ-
ten Flächen aufgefangen, dem breiten Meißel
bewußte Vereinfachung überlassend. Verein-
fachung, die lebensvoller Empfindung Raum
läßt. Die Erfindung beschränkt sich auf die Ver-
wendung der Motive, auf die Komposition, den
Aufbau des plastischen ^ olumens und die Ge-
bundenheit der Linienführung. Die Wahl der
Sujets aus der Tierwelt bezeugt Liebe zu gro-
tesken Naturwesen, Urweltbewohnern, es reizt
das animalisch Kreaturhafte zu formen. Die
Nachbildung einer bloßen Naturhaftigkeit ist
zurückgestellt, die Hand, die den Ton drückt
wie den Meißel führt, leitet das Bestreben, Leben
in Form zu fassen, in lebendige Beziehung zur
Gegenwart zu bringen.
W ar es zu allen Zeiten ein hoher Zweck der
bildenden Kunst, dekorativ zu sein, und ist es
einem fanatisch „sachlichen- Geiste in unserm
hastigen Zeitalter auf wunderbare Weise nicht
gelungen, sie vollends auszulöschen, so ist es von
Gewinn, sie aus der Lethargie ihres musealen
Eigenlebens einer volkstümlichen Bedeutung
und dienenden Bestimmung wieder zuzuführen.
plastisch farbige Formgebung einer unter Mit-
arbeit des Verfassers entstandenen keramischen
Fassade.
Die Gestaltung wurde ausschlaggebend durch
die zur \ erwendung kommenden Materialien
bestimmt, die Eigenheiten derselben zur vollsten
Geltung zu bringen bedarf es des Gefühls und
der Y\ irkung der eigenen Hand. Simplizität
und Herbheit des verarbeiteten Stoffes erklären
das Empfinden zur großen tektonisch gefühlten
Form, den Willen zu lapidarster prägnantester
Fassung. Sie entsteht, wenn die Details, wenn
alles der zeugenden Hauptlinie der Kontur sich
unterordnet, wenn Licht und Schatten rhyth-
misches Wechselspiel ergeben. Einordnung in
selbstgeschaffene Architektur und vorbestimmte
Plazierung waren Voraussetzung zu räumlicher
Wirkung. Ist bei der Terrakotta die Form inner-
halb der Oberfläche aufgelockert, so wie es die
Modelation der Hand ergibt, ohne jedoch den
gewollten Umriß und statisch erdachten Aufbau,
den der Brennprozeß bedingt, zu zerstören, so
ist die Steinplastik aus dem Block gewonnen, die
Porösheit des Materials genützt und in größ-
ten Flächen aufgefangen, dem breiten Meißel
bewußte Vereinfachung überlassend. Verein-
fachung, die lebensvoller Empfindung Raum
läßt. Die Erfindung beschränkt sich auf die Ver-
wendung der Motive, auf die Komposition, den
Aufbau des plastischen ^ olumens und die Ge-
bundenheit der Linienführung. Die Wahl der
Sujets aus der Tierwelt bezeugt Liebe zu gro-
tesken Naturwesen, Urweltbewohnern, es reizt
das animalisch Kreaturhafte zu formen. Die
Nachbildung einer bloßen Naturhaftigkeit ist
zurückgestellt, die Hand, die den Ton drückt
wie den Meißel führt, leitet das Bestreben, Leben
in Form zu fassen, in lebendige Beziehung zur
Gegenwart zu bringen.
W ar es zu allen Zeiten ein hoher Zweck der
bildenden Kunst, dekorativ zu sein, und ist es
einem fanatisch „sachlichen- Geiste in unserm
hastigen Zeitalter auf wunderbare Weise nicht
gelungen, sie vollends auszulöschen, so ist es von
Gewinn, sie aus der Lethargie ihres musealen
Eigenlebens einer volkstümlichen Bedeutung
und dienenden Bestimmung wieder zuzuführen.