durch wenige andere Töne hervorgerufen, die ernst wirkende Sprache der Erlösten und Ver-
Brechung des Akkordes., so ist dies Beieinander dämmten zu allermeist aus den vor dunkler
von Azalee und Frauenantlitz., die blühende und Nacht ausgebreiteten Farben. Die fluchenden
die bleiche Farbe. Mit solchen Erlebnissen be- Engel des großen Gemäldes haben sich weiter
kommt Altherrs Farbcnwelt eine innere., sittliche entwickelt in die verschiedenen Fassungen des
Gewalt. Das Meisterbeispiel dafür ist das ...Böse ...Fluches". Zerstört er nicht auf diesen Bildern
Zureden-. Altherrs vielleicht bestes Bild: das gleichsam direkt bildlich den allen Baum —
junge Mädchen, nackt, enthüllt in seiner Blüte die wankende Erde, die brennenden Häuser, aus
und nebenzu die verdorrte Alte, deren braunes denen zu Adam und Eva gewordene Menschen
Gesicht nur von unedlem Licht erglüht. Die eine entfliehen"? Aber mit seiner Farbe baut der
Farbe will die andere anstecken. Maler zugleich in uns einen neuen Baum auf.
..Episch"' nannten wir solche Umseizungen ele- Es braucht kaum einen Hinweis, daß ein solcher
mentarer Empfindungen in Gestalt und Farbe. Künstler auch die Porträts von Lebenden, Ha-
rlan darf direkt an den größten Epiker unserer menllich von ..Einsamen" (Dichtern, Schau-
Tage, an Hamsun, erinnern. Vom „Hungern" Spielern, Malern, Gelehrten) hat packend schaffen
ging jener aus—„Hunger" sein erster Boman. können. W er in der Basler Ausstellung des
Bis in den ..Segen der Erde" baute dann Harn- Künstlers von nichts sonst getroffen wurde, den
sun seine Welt, seinen „Baum" großartig episch hielt das Bild des ,A aters" fest, ein aus der Er-
aus. Beim Maler erstaunt uns eine solche epische innerung geschaffenes Bild des Vaters Altherrs:
Leistung noch mehr als beim Dichter. \\ ir Der V ater, ein Greis, der die Hände faltet und
sind fast nur noch Skizzen — oder Konstruk- die Augen schließen will. Der Vater, von dem
tionen gewohnt. W ann aber vermag ein Maler des Sohnes Leben ausging und in dem das Leben
von innen her seiner Farbe wieder eine sittliche, aufhört. Tod und Leben sind gesammelt. In
uns im reinsten Wesen beschwerende oder be- jedem Bilde Altherrs schließt sich ein Kreis,
freiende Gewalt zu sehen ? Altherr konnte dies: Sobald dem Künstler diese Schließung gelingt,
sein riesiges, ursprünglich für einen Gerichts- fließt sein Blut lebendiger, rinnt seine Farbe,
saal gemeintes Gemälde ..Hinweis auf die gött- Er bildet „Baum", er schenkt uns in der be-
liehe Gerechtigkeit" bekommt die so still und drängten eine neue Welt. Walter TJeber Wasser
H. ALTHERR. DER GEIST DER BERGE
178
Brechung des Akkordes., so ist dies Beieinander dämmten zu allermeist aus den vor dunkler
von Azalee und Frauenantlitz., die blühende und Nacht ausgebreiteten Farben. Die fluchenden
die bleiche Farbe. Mit solchen Erlebnissen be- Engel des großen Gemäldes haben sich weiter
kommt Altherrs Farbcnwelt eine innere., sittliche entwickelt in die verschiedenen Fassungen des
Gewalt. Das Meisterbeispiel dafür ist das ...Böse ...Fluches". Zerstört er nicht auf diesen Bildern
Zureden-. Altherrs vielleicht bestes Bild: das gleichsam direkt bildlich den allen Baum —
junge Mädchen, nackt, enthüllt in seiner Blüte die wankende Erde, die brennenden Häuser, aus
und nebenzu die verdorrte Alte, deren braunes denen zu Adam und Eva gewordene Menschen
Gesicht nur von unedlem Licht erglüht. Die eine entfliehen"? Aber mit seiner Farbe baut der
Farbe will die andere anstecken. Maler zugleich in uns einen neuen Baum auf.
..Episch"' nannten wir solche Umseizungen ele- Es braucht kaum einen Hinweis, daß ein solcher
mentarer Empfindungen in Gestalt und Farbe. Künstler auch die Porträts von Lebenden, Ha-
rlan darf direkt an den größten Epiker unserer menllich von ..Einsamen" (Dichtern, Schau-
Tage, an Hamsun, erinnern. Vom „Hungern" Spielern, Malern, Gelehrten) hat packend schaffen
ging jener aus—„Hunger" sein erster Boman. können. W er in der Basler Ausstellung des
Bis in den ..Segen der Erde" baute dann Harn- Künstlers von nichts sonst getroffen wurde, den
sun seine Welt, seinen „Baum" großartig episch hielt das Bild des ,A aters" fest, ein aus der Er-
aus. Beim Maler erstaunt uns eine solche epische innerung geschaffenes Bild des Vaters Altherrs:
Leistung noch mehr als beim Dichter. \\ ir Der V ater, ein Greis, der die Hände faltet und
sind fast nur noch Skizzen — oder Konstruk- die Augen schließen will. Der Vater, von dem
tionen gewohnt. W ann aber vermag ein Maler des Sohnes Leben ausging und in dem das Leben
von innen her seiner Farbe wieder eine sittliche, aufhört. Tod und Leben sind gesammelt. In
uns im reinsten Wesen beschwerende oder be- jedem Bilde Altherrs schließt sich ein Kreis,
freiende Gewalt zu sehen ? Altherr konnte dies: Sobald dem Künstler diese Schließung gelingt,
sein riesiges, ursprünglich für einen Gerichts- fließt sein Blut lebendiger, rinnt seine Farbe,
saal gemeintes Gemälde ..Hinweis auf die gött- Er bildet „Baum", er schenkt uns in der be-
liehe Gerechtigkeit" bekommt die so still und drängten eine neue Welt. Walter TJeber Wasser
H. ALTHERR. DER GEIST DER BERGE
178