Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 46.1930-1931
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https://doi.org/10.11588/diglit.16478#0197
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Leporini, ...: Die schöne Wienerin in Bildnissen von 1800 bis 1850: Ausstellung in der Galerie Neumann & Salzer, Wien
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FRIEDRICH VON AMERLING. FRAU VON STRIEBEL
Ausstellung „Die schöne Wienerin". Wien
spricht. Gleichviel ob wir die schönen Prinzes- wenig gefühlsselig schwärmerischen und doch
sinnen Liechtenstein, Schwarzenberg. Kinsky, auch koketten Weiblichkeit, in der legeren, nie-
Trauttmansdorff, Eslerhazy oder die Damen mals würdevoll steifen Eleganz und Vornehm-
der bürgerlichen Patrizierfamilien Arthaber, heit. Aber auch die Kunst dieser Biedermeier-
Bischoff. Fröhlich oder die Damen von der maier des Wiener Lebens zeigt noch deutlich
Bühne.. Jenny Lind, Fanny Eisler, die Schröder- den barocken Grund ton der guten Tradition, der
Devrient in den Bildnissen erkennen, oder nur besonders bei Amerling und Daffinger kräftiger
ein unbekanntes „süßes Wiener Mädel" sehen, anklingt: der dekorativ malerische Sinn, die
Das Wienerische verrät sich in der nicht allzu sinnliche Farbenfreudigkeit, ganz im Gegensatz
lauten, aber doch sinnlich betonten Daseins- zu der herben religiösen Kunst der Frühroman-
freude dieser Frauen, es zeigt sich in ihrer ein tiker, die hier nie recht heimisch geworden ist.
184
Ausstellung „Die schöne Wienerin". Wien
spricht. Gleichviel ob wir die schönen Prinzes- wenig gefühlsselig schwärmerischen und doch
sinnen Liechtenstein, Schwarzenberg. Kinsky, auch koketten Weiblichkeit, in der legeren, nie-
Trauttmansdorff, Eslerhazy oder die Damen mals würdevoll steifen Eleganz und Vornehm-
der bürgerlichen Patrizierfamilien Arthaber, heit. Aber auch die Kunst dieser Biedermeier-
Bischoff. Fröhlich oder die Damen von der maier des Wiener Lebens zeigt noch deutlich
Bühne.. Jenny Lind, Fanny Eisler, die Schröder- den barocken Grund ton der guten Tradition, der
Devrient in den Bildnissen erkennen, oder nur besonders bei Amerling und Daffinger kräftiger
ein unbekanntes „süßes Wiener Mädel" sehen, anklingt: der dekorativ malerische Sinn, die
Das Wienerische verrät sich in der nicht allzu sinnliche Farbenfreudigkeit, ganz im Gegensatz
lauten, aber doch sinnlich betonten Daseins- zu der herben religiösen Kunst der Frühroman-
freude dieser Frauen, es zeigt sich in ihrer ein tiker, die hier nie recht heimisch geworden ist.
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