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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 46.1930-1931

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Hertz, Arthur: Der Maler Buchty
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https://doi.org/10.11588/diglit.16478#0317

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Nun stehe ich wieder in seinem Atelier. Aber vor
mir stehen Bilder von einem Lande, von dem
ich nichts oder so wenig wie nichts weiß, aber
ich spüre: es geht gar nicht um dieses Land, um
diesen einen Ausschnitt aus der Welt und diesen
kleinen Teil des großen rauschenden Lebens.,
sondern einzig und alleine darum, daß hier ein
Mensch, ein Künstler, verkündet und bekundet,
wie groß, wie liebeerfüllt und farbenselig die
Welt und die Schöpfung im Kleinsten wie im
Größten sei. Ich sehe Bild auf Bild, kleine Aus-
schnitte und Bäume, die ohne Grenzen zu sein
scheinen, Häuser und Häusergruppen, die wir-
ken, als wären sie unwandelbar in ihrer Form,
und wiederum eine Natur, die sich stündlich
unter dem heißen Atem des Himmels dieser
Zonen zu wandeln scheint. Ich sehe Bilder von
Menschen, in deren Blick das Leid der Jahr-
tausende aufgefangen und festgehalten zu sein
scheint, und Farben der Gewänder, die diesen
Augen zum Trotz zu sprechen scheinen, daß die

Sonne über das Leid von Jahrmillionen hinüber-
leuchtet und wieder Leuchten schafft. Alles
W andelhafte und alles Lnwandelbare steht aus
diesen Bildern auf, von denen wir hier einen Teil,
einen nach Zahl und Aussage winzigen Teil vor
uns sehen. Aber wiederum ist der Teil groß
genug, um erkennen zu lassen, daß es für einen
Künstlermenschen, für ein Künstlerauge und
für die nachbildende Hand keine Grenzen gibt,
daß nahe Heimat und ferne W elt Schöpfungen
eines Schöpfers sind, und daß das Menschen-
auge jedes Menschen jedes Landes in gleicher
Tiefe und gleicher Stärke der Brunnen von Leid
und Freude ist. Buchty hat dieses afrikanische
Land gesehen und wird andere und neue Länder
sehen, wird die Heimat und die gewählte Hei-
mat im bayerischen Lande wieder schauen und
steigend mit den steigenden Jahren des Lebens
in seiner Sprache aussprechen, daß über dieser
Welt und diesem Leben das Leuchten steht!

Arthur Hertz, München

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