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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 46.1930-1931

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Esswein, Hermann: Joseph Damberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.16478#0344

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JOSEPH DAM BERGER.

WEIBER IM RÜBENFELD

Slevogt, als Programm, als Lebensaufgabe, son-
dern nur im Hinblick auf das betrieben, was
die neue Art des Sehens und Gestaltens der
spezifisch intimen Bildform zu geben vermochte,
die ihm nun einmal wesenseigentümlich war
und die er im ganzen Verlauf seines Lebens-
werkes niemals überschritten hat.
Im Seelischen ist der Grundton des Damberger-
Bildes Verzicht, Resignation, die sich aus Ekel
an der zivilisatorischen Verzerrung und unter
Lebensformen, welche an die des stadtflüchti-
gen Leibi gemahnen, zum Ursprünglichen flüch-
tet um alsbald zu erkennen, daß dies Ursprüng-
liche heute nur noch das Verkümmerte sein kann.
Damberger verherrlicht und schmeichelt den
Bauern nicht. Er nimmt ihn so wie er ihn in
bahnentlegenen schwäbisch-bayerischen^ inkel-
dörfern findet, als einen Letzten, als ein Stück
zunächst eher befremdender als erfreuender

Alltagswirklichkeit mit dem Reiz des Archa-
ischen. Keinem veristischen Zug proletarisch
stumpfer, manchmal fast tierhafter Gesichts-
bildung, schwerfälliger und arbeitsverkrümmter
Körperhaltung, wird ausgewichen. Das seelisch
Dumpfe, dämonischErdverhaftete dieser wandel-
losen Welt, die geistig keine Anpassung gefun-
den hat an das Leben, das ihre eigenen alten
Lebensformen zermürbt und von Tag zu Tag
entschiedener aufsaugt, wird eher betont als zu-
rückgedrängt, doch kommt diese scharfe Beob-
achtung nicht aus konstatierender Kälte, sondern
aus dem von harten Lebenstatsachen ergriffenen
Miterleben und Mitleiden des heimatliebenden
und volksfreundlichen Künstlers, und so wan-
delt sich die herbe W ahrhaftigkeit der Schauung
unter der bildenden Hand des Malers, der den
hohen und empfindlichen Geschmacksanspruch
alter städtischer Kultur auf seine entlegenen

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