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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 51.1935-1936

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Wilm, Hubert: Franz von Defregger: zur 100. Wiederkehr seines Geburtsjahres
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https://doi.org/10.11588/diglit.16483#0066

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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen

Franz von Defregger. Schloßhof Runkelstein. 1880

kommener Anlaß, an Hand des gesamten Lebens-
werkes nachzuprüfen, was seine Kunst uns heute
bedeutet.

Wie selten bei einer Ausstellung mußte bei dieser
Veranstaltung der Erfolg einzig und allein von
einer überaus sorgfältigen und wohldurchdachten
Auswahl abhängen. Denn an Arbeiten Defreggers
ist kein Mangel. Der Mißstand liegt aber darin
begründet, daß seine bekanntesten Gemälde nicht
eben seine besten sind und daß gerade die Überzahl
seiner wenig bekannten Werke den wesentlichen
Teil seines Schaffens in sich einschließen. Es kam
also im Grunde darauf an. den ..unbekannten"
Defregger zu zeigen, nicht den Schöpfer der vielen
Tiroler Genrebilder, die alle Welt kennt, sondern
den reinen Nur-Maler, der in der Darstellung hei-
matlicher Landschaften und Innenräume und in
einer erstaunlich kultivierten Bildniskunst sein
Bestes gegeben hat.

Diese Aufgabe ist durch die Gedächtnisausstellung
gelöst worden. Es ist den Veranstaltern im wesent-
lichen geglückt, diejenigen Werke Defreggers zu-

sammenzutragen und der Beurteilung vorzustellen,
die seine künstlerischen Absichten und seine Be-
deutung als Maler unverfälscht zum Ausdruck
bringen. Lnd wenn auch manches, was in diesem
Zusammenhang noch wichtig und aufschlußreich
gewesen wäre, aus äußeren Gründen in dieser
Überschau leider fehlen mußte: die stolze Reihe
von Malereien, die hier dargeboten wurde, mußte
jedem Kunstverständigen, der sehen wollte, klar
und deutlich zeigen, wes Geistes Kind der Maler
Defregger war.

Als der Meister nach einem langen und glücklichen
Leben am 2. Januar des Jahres 1921 die Augen
schloß, hatte er das biblische Alter von fünfund-
achtzig Jahren erreicht. Dieser Umstand erklärt es,
daß das künstlerische Zeitbewußtsein, das sich an
die Nennung seines Namens knüpft, viel, viel
weiter als zu dem Jahr seines Todes zurückreicht.
Es will uns kaum glaublich erscheinen: nur eine
kurze Spanne von vierzehn Jahren trennt uns von
der Zeit seines Todes. Hören wir seinen Namen
und vergegenwärtigen wir uns die besten seiner

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