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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 3.1905

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Mackowsky, Hans: Das Redernsche Palais
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https://doi.org/10.11588/diglit.4389#0329

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DAS REDERNSCHE PALAIS

VON

HANS MACKOWSKY

an

IE Baugeschichte des Palais
Redern führt mitten hinein
in das geistige Berlin unter
Friedrich Wilhelm III., in
jeneZeit, deren künstlerische
Bestrebungen heute mit Vor-
liebe studiert, deren Doku-
mente gesammelt werden,
deren Mischung von ästhetischer Kultur und
philiströsem Behagen wir uns erfreuen.

Heines Briefe aus Berlin und die Briefe Zelters
an Goethe sind unsere vornehmsten Quellen für
die Erkenntnis dessen, was in den zwanziger und
dreissiger Jahren die Leute in Berlin interessierte.
Hier hatte die Romantik ihren nördlichsten Vor-
posten; ein gewisser schwärmerisch-sentimentaler
Hang als heilsames Gegengewicht zu der berüch-
tigten Ironie in dem Charakter der Berliner kam
den romantischen Bestrebungen zu gute. Mehr
aber als die Litteratur hatte in Berlin von 1820
bis 1830 die Musik ihr Hauptquartier. Am

königlichen Hofe wie beim Adel und in den
bürgerlichen Häusern fand sie sorgsame von dilet-
tantischem Dünkel freie Pflege. „Das Musik wesen,"
schreibt Zelter, „drängt sich hier wie die Krebse
im Kessel; alles schilt und lästert darüber und keiner
kann genug kriegen, sie laufen immer wieder hin
und kommen zurück wie sie waren." Der gute
alte Zelter wusste, welchen Spass er Goethen mit
seinem Poltertone machte und zu ernst darf man ihn
deshalb nicht nehmen. Anerkennender lautet das
Zeugnis, das der „Neueste Wegweiser durch Berlin,
Potsdam und Charlottenburg" vom Jahre 1828
den berliner Musikliebhabern ausstellt. „Unsere
Dilettanten sind durch den Ernst, mit welchem
hier die Musik betrieben wird, gezwungen, es
ebenfalls in allem Ernste zu nehmen, und so hört
man hier in Gesellschaft Opern und Oratorien,
deren Ausführung der grossen Oper zu schwierig
sein würde. Bei solchen musikalischen Festen
findet man gewöhnlich die ersten Sänger und
Sängerinnen von dem königlichen und könig-

5"
 
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