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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 3.1905

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Bode, Wilhelm von: Das Kabinett Simon; Die Stiftung des Herrn James Simon im Kaiser Friedrich Museum zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4389#0073

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DAS KABINETT SIMON; DIE STIFTUNG

DES HERRN JAMES SIMON

IM KAISER FRIEDRICH-MUSEUM ZU BERLIN

VON

WILHELM BODE

S mögen ein- oder zweiund-
zwanzig Jahre her sein, dass ein
mir damals nur von der flüch-
tigen Berührung gelegentlich der
Ausstellung zur Feier der Silb er-
hochzeit unseres Kronprinzen-
paares imFebruar 1882 bekannter
junger berliner Kaufmann, Herr James Simon, mich
darauf aufmerksam machte, er habe ein von mir in
einem Aufsatz über F. Hals und seine Schule er-
wähntes Gemälde des seltenen holländischen Malers
Willem Bartsius erworben, dessen Besichtigung mir
vielleicht von Interesse sein würde. Bei dem Besuche
zeigte er mir noch einige gleichzeitig von ihm er-
worbene holländische Bilder—so gut und so schlecht,
wie man sie damals in Berlin, fern vom grossen Kunst-
markt, erwerben konnte. Die Gründung unserer ber-
liner kunstgeschichtlichen Gesellschaft, welche in
diese Zeit fiel, führte uns häufiger zusammen. Bei
Unterhaltungen über die Chancen für günstige An-
käufe alter Kunstsachen fragte mich Herr Simon, ob
ich wohl bereit sein würde, ihm, da er selbst wenig
Zeit habe, sich im Kunsthandel näher umzusehen,
gelegentlich zu guten Erwerbungen zu verhelfen;
er würde dafür auch gern unseren Museums-
sammlungen behilflich sein. Den Pakt, den wir

damals schlössen, haben wir beide, glaube ich, ehr-
lich gehalten. Mit dem Interesse, namentlich dem
werkthätigen Interesse für unsere Museen war es da-
mals noch schwach bestellt. Erst ein oder zwei Jahre
früher hatte ich für die Abteilung der mittel-
alterlichen und Renaissancebildwerke — nach
einem ersten, völlig ohne Nachfolge gebliebenen
Versuche, bei dem ich selbst in die Bresche ge-
sprungen war, — das erste Stück als Geschenk er-
halten; um dreihundert Mark zu decken, hatten drei
Gönner zusammenschiessen müssen! Noch ein paar
Jahre später holte ich mir von einem der reichsten
Finanzmänner Berlins, dem ich die Schenkung eines
interessanten, keineswegs kostspieligen Gemäldes
vorzuschlagen wagte, einen Korb, uud bekam die
patriotische Begründung: für den reichen Staat tue
er armer Mann prinzipell nie etwas! Da ich auf
ähnliche Anschauungen und Grundsätze meistens
stiess, wo ich ausnahmsweise einmal schüchtern
anklopfte, stellte mir ein Gönner, der sich aus
eigenem Antrieb meldete, eine sehr willkommene
Aussicht. Die Hoffnung, die ich daran knüpfte,
hat Herr Simon nicht nur erfüllt, er hat sie sehr
weit übertroffen. Das thätigste Interesse für die
Gemäldesammlung übertrug er bald auch auf die
Abteilung für Renaissancebildwerke; mit der Zeit

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