CHRONIK
NACHRICHTEN, AUSSTELLUNGEN ETC.
Der Kampf zwischen Liebermann und Thode hat,
als der Redaktionsschluss unserer vorigen Nummer er-
folgte, noch fortgedauert. Geheimrat Thode schrieb
noch der Frankfurter Zeitung:
Berichtigung zu Max Liebermanns Entgegnung.
Heidelberg, 19.Juli.
„ 1. Ich habe Max Liebermann in meinen Vorlesungen
nicht angegriffen, sondern seinem konsequenten Studium
bestimmter Naturerscheinungen und seiner grossen Ge-
schicklichkeit gebührende Anerkennung gezollt.
2. Auch habe ich „der Kunstanschauung, die ihn er-
füllt", nicht „infamierende Beweggründe untergelegt",
sondern im Gegenteil die ehrliche Überzeugung der
hervorragenden Künstler impressionistischer Richtung
betont. Wohl aber ist von mir das Ungesunde unserer
Kunstverhältnisse gekennzeichnet und hierbei auf das
Ausstellungswesen und auf die nahe Verbindung von
Künstlern, Kunsthändlern und Kunstschriftstellern hin-
gewiesen worden.
3. Die in Max Liebermanns erstem Artikel mit
Gänsefüsschen zitierten Worte: die impressionistische
Richtung in der modernen Kunst sei „Unsinn, der nur
aus Geschäftsrücksichten von einer gewissen berliner
Clique in die Welt posaunt wird", sind nicht von mir
gesagt worden und auch in keinem der mir bekannt-
gewordenen Zeitungsreferate enthalten. Wohl aber habe
ich Berlin als den Hauptsitz der Propaganda des Im-
pressionismus in Deutschland bezeichnet.
4. Ich habe mich keiner Reporter „bedient". Ohne
mein Wissen erschienen Berichte über meine erste Vor-
lesung in einigen Zeitungen. Da sie und später fol-
gende den Sinn meiner Darlegungen im ganzen richtig
wiedergaben, hatte ich keine Veranlassung, sie zu
desavouieren.
j. Wer von uns Recht hat, Franz Wickhoff oder
ich, wird sich mit der Zeit erweisen. Bezüglich des Cor-
reggio in Frankfurt ist die Entscheidung schon gefallen,
da nicht nur Julius Meyer, der verstorbene Biograph
Correggios, und Wilhelm Bode (in einer gedruckten Be-
sprechung), sondern, soweit ich erfuhr, wohl alle deutschen
Kunstkenner dessen Echtheit anerkannt haben. Die Be-
hauptung, dass Wickhoff mir „eine Reihe gröbster Irr-
tümer nachgewiesen", weise ich entschieden zurück.
Wenn ich auf seine Angriffe nicht geantwortet, geschah
dies, weil ich meine Argumente ausführlich in Aufsätzen
dargelegt habe und das Urteil darüber, wessen Meinung
die richtige, anderen überlasse.
6. Dass ich nicht „Phrasen und Schlagworte" an-
gewandt, sondern meine Ansichten über die neuere
Malerei gewissenhaft begründet habe, darüber wird die
Veröffentlichung meiner Vorlesungen keinen Zweifel
lassen. Auf sie verweise ich für alles übrige."
529
NACHRICHTEN, AUSSTELLUNGEN ETC.
Der Kampf zwischen Liebermann und Thode hat,
als der Redaktionsschluss unserer vorigen Nummer er-
folgte, noch fortgedauert. Geheimrat Thode schrieb
noch der Frankfurter Zeitung:
Berichtigung zu Max Liebermanns Entgegnung.
Heidelberg, 19.Juli.
„ 1. Ich habe Max Liebermann in meinen Vorlesungen
nicht angegriffen, sondern seinem konsequenten Studium
bestimmter Naturerscheinungen und seiner grossen Ge-
schicklichkeit gebührende Anerkennung gezollt.
2. Auch habe ich „der Kunstanschauung, die ihn er-
füllt", nicht „infamierende Beweggründe untergelegt",
sondern im Gegenteil die ehrliche Überzeugung der
hervorragenden Künstler impressionistischer Richtung
betont. Wohl aber ist von mir das Ungesunde unserer
Kunstverhältnisse gekennzeichnet und hierbei auf das
Ausstellungswesen und auf die nahe Verbindung von
Künstlern, Kunsthändlern und Kunstschriftstellern hin-
gewiesen worden.
3. Die in Max Liebermanns erstem Artikel mit
Gänsefüsschen zitierten Worte: die impressionistische
Richtung in der modernen Kunst sei „Unsinn, der nur
aus Geschäftsrücksichten von einer gewissen berliner
Clique in die Welt posaunt wird", sind nicht von mir
gesagt worden und auch in keinem der mir bekannt-
gewordenen Zeitungsreferate enthalten. Wohl aber habe
ich Berlin als den Hauptsitz der Propaganda des Im-
pressionismus in Deutschland bezeichnet.
4. Ich habe mich keiner Reporter „bedient". Ohne
mein Wissen erschienen Berichte über meine erste Vor-
lesung in einigen Zeitungen. Da sie und später fol-
gende den Sinn meiner Darlegungen im ganzen richtig
wiedergaben, hatte ich keine Veranlassung, sie zu
desavouieren.
j. Wer von uns Recht hat, Franz Wickhoff oder
ich, wird sich mit der Zeit erweisen. Bezüglich des Cor-
reggio in Frankfurt ist die Entscheidung schon gefallen,
da nicht nur Julius Meyer, der verstorbene Biograph
Correggios, und Wilhelm Bode (in einer gedruckten Be-
sprechung), sondern, soweit ich erfuhr, wohl alle deutschen
Kunstkenner dessen Echtheit anerkannt haben. Die Be-
hauptung, dass Wickhoff mir „eine Reihe gröbster Irr-
tümer nachgewiesen", weise ich entschieden zurück.
Wenn ich auf seine Angriffe nicht geantwortet, geschah
dies, weil ich meine Argumente ausführlich in Aufsätzen
dargelegt habe und das Urteil darüber, wessen Meinung
die richtige, anderen überlasse.
6. Dass ich nicht „Phrasen und Schlagworte" an-
gewandt, sondern meine Ansichten über die neuere
Malerei gewissenhaft begründet habe, darüber wird die
Veröffentlichung meiner Vorlesungen keinen Zweifel
lassen. Auf sie verweise ich für alles übrige."
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