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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 3.1905

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Brinckmann, Justus: Japanische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4389#0401

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jüngerer Zeit gestaltet, lehrt die Gustav Jakobysche
Sammlung an auserlesenen Beispielen, die für
sich selber reden mögen. Nur sei hier noch be-
tont, dass der unvergleichliche Reichtum japani-
scher Kunstübung, der sich in dieser Sammlung
vor uns ausbreitet, nicht zum kleinen Teil auf dem
Festhalten an dem einmal gut Befundenen beruht.
Das gilt in technischer Hinsicht — eine bewährt
gefundene Technik unterliegt nicht, wie in Europa
nur leider gar zu oft, selbst in unserer sich ihrer
technischen Vielseitigkeit rühmenden Zeit dem
Ansturm einer jüngeren modischeren Technik. Es
gilt aber auch in künstlerischer Hinsicht. Neue
Geschmacksströmungen pflegen in Japan nicht, wie
sie es bei uns versuchen und meist auch erreichen,
alles hinwegzufegen, was die ältere Zeit
gut und schön befunden hatte. So kann
in Japan der Abkömmling eines Künst-
lers, der vor Jahrhunderten Schule
machte, ruhig wie es seither seine Vor-
fahren thaten, mit der ererbten Technik
weiter arbeiten und auch dem über-
lieferten Geschmack die Treue halten
ohne darum als Kopist zu gelten, sicher,
dass auch die Mitlebenden nicht ver-
•ächtlich abweisen werden, was einmal
ihrer Vorfahren Beifall fand. Die Ge-
schichte langer Genealogien von Mei-
stern der Schwertzieraten liefert dafür
Belege, die nicht minder auch bei den
Lackkünstlern, den Töpfern und den
Malern selber sich finden lassen.

Für die Schutzwarfen, Helme und
Rüstungen fand bis zur Einführung eu-
ropäischer Bewaffnung das gehämmerte
Eisen Verwendung, oft bei den Brust-
panzern mit getriebenen Reliefs. Ge-
legentlich verfertigten die Rüstungs-
schmiede auch allerlei Zierstücke aus
gehämmertem Eisen. So ist der mäch-
tige Adler im Kensington-Museum das
Werk eines Eisenschmiedes, aber eines
Meisters des XIX. Jahrhunderts, das
auch viele Glieder- und Krustentiere
mit beweglichen Gliedern, ganz aus
gehämmerten und vernieteten Eisen-
plättchen zusammengesetzt, auf den
abendländischen Markt gebracht hat,
zumeist Spielereien, von denen es frag-
lich ist, ob ihnen Vorbilder klassischer
Zeit vorausgegangen sind.

Der Bronzeguss, schon in vorgeschichtlicher
Zeit den Japanern bekannt, erhob sich, als der
Buddhismus zur Aufstellung von Bildnissen des
Stifters der neuen Lehre in seinen verschiedenen
Erscheinungsformen führte, zu Werken von monu-
mentaler Grösse. Seither sind die Japaner Meister
ersten Ranges auf diesem Kunstfelde geblieben.
Die Tempel bedurften der in den Vorhöfen auf-
zustellenden Laternen, der Glocken, der Räucher-
gefässe, Leuchter und Blumenvasen für den Altar-
dienst. Für das Haus galt es, ausser den Götter-
bildern und Geräten für den häuslichen Kult,
Räuchergefässe, Blumenvasen, Kohlenbecken und
andere Gebrauchsgefässe aus Erz zu giessen. Der
Guss in verlorener Form nach demWachsausschmelz-

BLUMENVASE, TAKATORI-YAKX UM 1800 (SAMMLUNG JACOBY)

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