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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 3.1905

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Brandes, Georg: Jozef Israëls
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https://doi.org/10.11588/diglit.4389#0488

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JOZEF ISRAELS

VON

GEORG BRANDES

EKANNTLICH ist der nun mehr als
achtzigjährige Maler Jozef Israels der
Mann, der in unseren Tagen den
alten Ruf Hollands auf dem Gebiete
der Malerei aufrecht erhalten hat
und trotz seines Alters in seinem Vaterlande unüber-
troffen dasteht. Täglich arbeitet er mit unge-
schwächter Kraft in seinem Atelier, meistens an
zwei Bildern zugleich. Und so wenig wie seine
Arbeitskraft ist seine Reiselust geschwächt. Noch
in diesem Frühjahr besichtigte er gründlich die
beiden grossen Pariser Ausstellungen, und vor nur
wenigen Jahren bereiste er ganz Spanien, das er in
einem mit reizenden Illustrationen aus seinem
Skizzenbuch versehenen Werke beschrieben hat.
„Spanien" liegt ausser in holländischer auch in

deutscher und englischer Ausgabe in schöner Aus-
stattung vor.

Es läge nahe, die Wiedergabe der Handzeich-
nungen des Verfassers für dasjenige zu halten, was
dem Buche seinen eigentlichen Wert verleiht, doch
ist dem nicht so, obgleich Israels als Schriftsteller
selbstverständlich nicht auf gleich hoher Stufe wie
als bildender Künstler steht. Die merkwürdige,
dem Buche eigene Anziehungskraft beruht aur der
liebenswürdigen Persönlichkeit des Verfassers.
Israels lebt in dem Buche wie er geht und steht,
sieht und auffasst, fühlt und denkt, anspruchslos
und klug, mit seiner stillen Heiterkeit und seiner
leichten Selbstironie, voll warmer Begeisterung und
dennoch voll Schlichtheit, leidenschaftlich einzig
in der Anbetung der Schönheit und in der Liebe

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