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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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A«s

unsere Mode nur erst einmal die Unsicherheit über-
wunden hat.

denen eine Lösung der Aufgabe zu erwarten ist, wenn lichsten Weise überzeugt, trotzdem wir schon vorher

wussten, dass seine Natur der Ludwig Richters sehr
nahe steht. Es zeigt sich wieder, mit wieviel In-
telligenz und Temperament Kalckreuth von den
Neueren zu lernen und sich doch das Eigne zu be-
wahren versteht. Als Volksillustrator ist Kalckreuth ge-
radezu eine Entdeckung, worauf die Herausgeber stolz
sein dürfen. Hoffentlich werden dem Künstler noch

Bild.

und

Alte und neue Lieder mit
Weisen. Im Insel-Verlag, Leipzig.

Erstes Heft: Bilder von Ludwig Richter, zweites viele ähnliche Aufgaben gestellt. In dem vierten Band

Heft: Bilder von Otto Ubbelohde, drittes Heft: hat die Sammlung bisher das Beste gegeben. Er ist von

Bilder vom Grafen Leopold von Kalckreuth, viertes Max Slevogt illustriert. Bezeichnet Ludwig Richter in

Heft: Bilder von Max Slevogt. seiner Art einen Gipfel, so bezeichnet Slevogt einen

Diese vier illustrierten Bilderbücher bilden den An- anderen. Er repräsentiert ganz das moderne Empfin-
fang einer Sammlung, die von Johannes Bolte, Max Fried- den, was man zur Genüge erkennt, wenn man seine
länder, John Meier, Friedrich Panzer und Max Roediger künstlerische Handschrift mit der Richters vergleicht,
herausgegeben und vom Kaiser aus den Mitteln, die zur Es sind zugleich die Handschriften zwei verschiedener
Förderung des deutschen Volksliedes gestiftet worden Zeitalter. Slevogt verstellt es, mit zeichnerischen An-
sind, unterstützt wird. Der Zweck ist in erster Linie, den deutungen und umrisslosen, malerisch aufgelockerten
Soldaten und dem Volke kleine wohlfeile Bücher in die Formen monumental und lyrisch, romantisch und rea-
Hand zu geben, in denen nicht nur die volkstümlichsten listisch, dramatisch und humoristisch, einfach und geist-
Lieder abgedruckt, sondern in denen auch die dazu ge- reich zu sein, er versteht zeichnend zu erzählen, seine
hörigen Melodien aufgezeichnet sind, während Illustra- Blätter sind voller Begebenheit, aber sie scheinen auch
tionen die Liederfolge anmutig und anregend begleiten. immer nur derForm zuliebe gemacht. Die typographische
Mit den ersten vier Bänden ist aber weit mehr als dieses Wirkung ist nicht kunstgewerblich, sie'ergiebt sich von
erreicht worden: es ist mit vielem Glück eine schöne alte selbst, weil die künstlerische Empfindung so ungemein
Tradition wieder aufgenommen und in moderner Weise kultiviert ist. Eine Volkstümlichkeit von grösster
fortentwickelt worden. Der erste von Ludwig Richter Originalität und Frische tritt hervor, eine Volkstümlich-
illustrierte Band zeigt, worin der Wert der Tradition keit, der derselbe Ruhm zuteil werden wird, wie Ludwig
besteht. Auch dem Auge der Heutigen noch fügen sich Richter ihn noch heute geniesst.

die Richterschen Zeichnungen dem Text- und Notenbild An dieser Stelle kann natürlich nur von den Zeich-
mit dekorativer Anmut ein, noch heute spricht aus den nungen die Rede sein. Eben bei ihrer Betrachtung zeigt
Illustrationen die herzliche Heiterkeit, die naive Meister- sich aber auch, dass ein gut gedachtes und ausgeführtes
schaft, die echte Volkstümlichkeit wie am Tage, als Unternehmen immer weit über die nächsten Absichten
Ludwig Richter die kleinen empfindungsvollen Kunst- hinauswirkt. Während mit diesen wohlfeilen Volks-
werke schuf. Mit den folgenden Bänden ist dann wie büchern eine alte Überlieferung mit neuer Lebendigkeit
in einem Crescendo bewiesen worden, dass wir auch wieder auflebt, wird unsern besten Zeichnern eine aus-
heute Zeichner unser eigen nennen, die in diesem gezeichnete Gelegenheit gegeben, ihren Drang zum Ulu-
Sinne weiterarbeiten können. Ubbelohdes Illustrationen strativen auszuleben. Da wir in einer Zeit leben, in
freilich wirken etwas leer und akademisch; sie sind der die Schwarzweiss-Kunst besonders leistungsfähig
graphisch gut gedacht, aber nicht genügend künstlerisch ist, muss man sich über jede neue Arbeitsgelegenheit
mit Leben und innerer Bewegung gefüllt, sie sind ein freuen. Denn in der Praxis erst kann das illustrative
wenig volkstümlich in Gänsefüsschen, es ist in ihnen Talent unserer Zeichner ganz reif werden. Darum wollen
mehr Heimatskunsttendenz als wahres Volksgefühl. wir hoffen, dass diesen ersten vier Bändchen, die so vor-
Eine schöne Überraschung dagegen sind die Zeich- trefflich geglückt sind, bald andere folgen. Es giebt
nungen des dritten Bändchens vom Grafen Leopold noch eine Reihe von Künstlernamen, die man in
von Kalckreuth. Sie sind witziger pointiert, mit phanta- dieser Folge gern vertreten sähe. Wenn man sich
sie vollerer Kurzschrift gezeichnet und graphisch stil- vorstellt, dass alle wichtigen Volkslieder in dieser

voller als man es von
dem vortrefflichen
Künstler, der sich
als Illustrator kaum
schon versucht hat,
hätte erwarten mö-
gen. Kalckreuth hat
uns mit diesen Zeich-
nungen inderfreund-

MAX SLEVOGT, DONAUSTKUDEL

AUS „ALTE UND NEUE LIEDER"

Weise illustriert wer-
den, so sieht man
eine Sammlung ent-
stehen, die Züge des
Klassischen hat und
die unsern Enkeln
noch sein wird, was
sie uns ist.

Karl Scheffler.

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