Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

DOI Heft:
Heft 10
DOI Artikel:
Liebermann-Anekdoten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0539

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ah

SELBSTBILDNIS, FEDERZEICHNUNG

LIEBERMANN-ANEKDOTEN

In den achtziger Jahren begegnete Liebermann in
München einem Bekannten, der in Gesellschaft eines
Freundes, eines Generals a. D., war. Liebermann wurde
dem General vorgestellt und die Drei spazierten ge-
meinsam weiter. Da das Gespräch sich gleich der
Malerei zuwandte, fragte der General Liebermann, ob
er Maler sei. Als die Drei nach einer Weile im
Hof bräuhaus landeten, hörte die bedienende Kell-
nerin zufällig den Namen Liebermann und fragte:
„Verzeihend die Nachfrag: sind Sie halt der Maler
Max Liebermann aus Berlin?" „Ja, der bin ich schon",
antwortete der Künstler. „Schaun's, dös ist mir aber a
Freud", rief die Kellnerin, „a so a berühmten Künstler
zu bedienen". Der General hatte den Vorgang erstaunt
verfolgt und meinte: „Na, in diesen Kreisen scheinen
Sie ja recht bekannt zu sein!"

Als Liebermann in Haarlem Franz Hals kopierte, sass
er einst in Gesellschaft eines sehr bekannten, bei Hofe
einflussreichen deutschen Schlachtenmalers und eines an-
deren Künstlers im Cafe am grossen Markt. Die Rede
kam auf Franz Hals und der grosse Maler fragte Lieber-
mann : „Sagen Sie, wozu kopieren Sie das alte Zeug
eigentlich, was finden Sie denn an dem Franz Hals?"
Liebermann antwortete: „Das ist so einfach nicht zu
sagen, aber abgesehen von allem andern giebt es doch
niemand, der so einen Kopf malen könnte." Da erhob
sich der Begleiter und sagte mit ehrfurchtsvoller Ge-
bärde: „Aber bitte, hier der Herr Professor. . ."

Liebermann vor Rembrandts „Nachtwache:" „Wenn
man Franz Hals sieht, bekommt man Lust zum Malen,
wenn man Rembrandt sieht, möchte man es aufgeben."

Ein Kollege untersuchte sehr genau eine Zeichnung
Liebermanns und fragte, wie er technisch gearbeitet
hätte , ob er mit einem harten oder weichen Bleistift
zeichne. Liebermann antwortete: „Mit Talent".

Liebermann über den Nutzen der Kunsthistoriker:
,,Die sind gar nicht so überflüssig. Wenn die nicht wären,
wer sollte uns Künstlern wohl nach unserm Tode unsere
schlechten Bilder für unecht erklären!"

Zu einem Bildnismodell, das mit der Ähnlichkeit
nicht recht zufrieden war, soll Liebermann gesagt
haben: „Wissen Sie, ich habe Sie ähnlicher gemalt als
Sie sind". «

In der Zeit des Kunstkampfes wurde Liebermann
nach seiner Meinung über den lautesten Gegner der
neuen Kunst, über Anton von Werner, gefragt. Er
antwortete: „Ick sage immer, wenn Anton von Werner
ooch ohne Hände jeboren worden wäre — denn hätte

Ein Ausspruch Menzels vor Liebermanns „Flachs-
scheuern": „Das ist der einzige, der Menschen macht er doch die jrösste Schnauze"
und keine Modelle".

5*3
 
Annotationen