DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:Kunstausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0269
LOVIS CORINTH, SELBSTBILDNIS. AQUARELL. 1913
mit erlaubnis der kunsthandlung fritz gurlitt. berlin
UNSTAUSSTELLUNGEN
BERLIN
Eine umfangreiche Ausstellung von
Bildern Franz Marcs im Kronprinzen-
palais gab Gelegenheit, das Urteil zu
befestigen. Befestigt wurde die Uberzeugung, daß Marc ein
ernster (ein z u ernster), vortrefflicher Mensch gewesen
sein muß und daß seine schnellen Wandlungen einem
ehrlichen Ringen zuzuschreiben sind; befestigt wurde aber
auch die Einsicht, daß das Können nicht imstande gewesen
ist, sich zur Höhe des Wollens zu erheben. In seinen
Jugendbildern erweist Marc sich als ein echter Münchener,
atelierhaft, dekorativ und sehr palettenmäßig — und ein
Münchener ist er eigentlich immer geblieben. Zuerst war
er Zügelschüler, wenn nicht de facto, so doch dem Geiste
nach; und als seine Kunst den Zügel verlor, übersetzte er
von Gogh ins Münchnerische. Dann sah er, wie Gauguin
auf seinen Südseebildern das Pferd dargestellt hat, und er
folgte diesem Franzosen in der Stilisierung des Tieres und
der Landschaft. Danach ging ihm die Gewalt assyrischer Tier-
reliefs auf und er fand glücklich genug eine Verbindung
des Archaischen mit einem lebendigen, bis zur Erschütterung
starken Gefühl für das Kreaturhafte. In dem liegenden
Ochsen kommt die Synthese am stärksten zum Ausdruck.
Leider wuchs mit dem Wollen das Format. Was für
ein kleines Format gereicht hätte, oft nur für die Buch-
seite, sollte zu Monumentalwirkungen gebracht werden.
Und geriet mehr oder weniger ins Plakathafte. Die großen
Flächen sind voller Leerheiten, das Überstarke ist weich,
und die Bilder haben viele Löcher, da Marc in der farbigen
Organisierung besonders schwach ist. Nicht zufällig sagen
einem am meisten die Postkartenzeichnungen an Else Lasker-
Schüler. Sie wirken wie hübsche Illustrationen zu Christian
Morgenstern. Die „Zitronenpferde" und „Blutochsen" schei-
nen durch die Welt der Galgenlieder zu galoppieren. Viel-
leicht wäre Marc ein guter Illustrator von Tierfabeln ge-
worden, wenn er sich hierbei beruhigt hätte. Er hat sich
aber nicht einmal beim assyrischen Großformat beruhigt.
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Eine umfangreiche Ausstellung von
Bildern Franz Marcs im Kronprinzen-
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ist, sich zur Höhe des Wollens zu erheben. In seinen
Jugendbildern erweist Marc sich als ein echter Münchener,
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Und geriet mehr oder weniger ins Plakathafte. Die großen
Flächen sind voller Leerheiten, das Überstarke ist weich,
und die Bilder haben viele Löcher, da Marc in der farbigen
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einem am meisten die Postkartenzeichnungen an Else Lasker-
Schüler. Sie wirken wie hübsche Illustrationen zu Christian
Morgenstern. Die „Zitronenpferde" und „Blutochsen" schei-
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