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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

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Heft 11
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Scheffler, Karl: Rudolf Levy
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https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0389

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RUDOLF LEVY, DIE MAIRIE IN MEULAN. 1909

MIT ERLAUBNIS DER GALERIE A. FLECHTHEIM, BERLIN

Knappheit orientiert es über den Künstler. Purr-
mann schreibt: „In Karlsruhe saßen wir in der
Kunstgewerbeschule, Levy als Schreiner und ich
als Dekorationsmaler auf einer Schulbank, dann
begegneten wir uns in München, er Zügel- und ich
Stuckschüler. Bald darauf ging Lew, 1903, nach
Paris; er war der Anlaß, daß ich bald nachkam.
In die Matisseschule folgte Levy mir, als er eine an-
fängliche Skepsis überwunden hatte. Jetzt arbeitet
er in Berlin. Wir waren immer Freunde, waren
immer in demselben Kreise, haben gebummelt und
gearbeitet, „vieux copains", wie einmal eine Portiers-
frau Levy wütend nachrief. . ."

Damit sind die wichtigsten biographischen No-
tizen gegeben: Handwerker in Karlsruhe — Zügel-
schüler in München — Angehöriger des Kreises um
Matisse in Paris. Auf den Handwerker weist noch
heute die solide Arbeitsweise, das Ordentliche und
Tüchtige der Malerei; auf die Münchner Kunst-
atmosphäre weist eine tiefwurzelnde Lust am Atelier-
haften und Dekorativen; auf die Matisseschule end-

lich weist, was alle Matisseschüler gemeinsam haben,
was aus ihnen etwas wie eine Malerfamilie macht
und was sich leichter mit einem Blick sehen als
mit einem Wort sagen läßt.

Auch Levy geht, wie seine Genossen, wie
Matisse selbst, von außen, nicht von innen an die
Kunst heran. Das ist nicht herabsetzend gemeint.
Es gibt zwei Wege für den Künstler. Stellt man
sich einen Dramatiker vor, der ein ihn tief be-
wegendes Erlebnis künstlerisch gestaltet und die
Form dafür findet, weil sie am stärksten ausdrückt,
wovon er voll ist, so hat man den Dichter, der
von innen zur Kunst gelangt. Stellt man sich
dagegen einen Dramatiker vor, der einen allgemein
menschlichen Konflikt als dramatisch empfindet
und in großen Umrissen gleich die theatra-
lische Form sieht, der hinterher aber erst dafür
eine Fabel im Leben oder in der Geschichte auf-
sucht, so hat man den Dichter, der von außen
an die Kunst herantritt. Jener geht induktiv vor,
er leitet das Allgemeine vom Besonderen ab, dieser

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