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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

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Heft 11
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0415

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I

A. SISLEY, WINTERLANDSCHAFT

AUSGESTELLT IN DER GALERIE ROSENBERG, PARIS

der Sievogt-Saal, deren Schauwände von Liehermanns Bürger-
meister Petersen (Hamburg) und Slevogts „weißem d'Andrade"
(Stuttgart) beherrscht werden. Liebermann ist mit ausge-
wählten Werken von den siebziger Jahren an (z. B. spielende
Kinder, Tischgebet, Bildnisse Frau Biermann und Justizrat
Cassel) bis in die neuere Zeit (z. B. Kohlfeld, Strandreiter,
Wannseegarten) vertreten, Slevogt mit vortrefflichen Bild-
nissen, Landschaften, Stilleben und Stücken von seiner ägyp-
tischen Reise. In den beiden letzteren Räumen schließen
sich verwandte Arbeiten von W. Rösler und Sterl, im Sle-
vogt-Raum von Purrmann an. Die Bildhauer mußten aus
praktischen Gründen in der Minderzahl bleiben. Außer den
bereits genannten sind Barlach, Hallcr, Scharff und Wrba
vertreten. In einer Vitrine werden Porzellane von Barlach
und Scheurich, Terrakotten und Bronzen von Haller und
Simonis gezeigt.

In der üblichen wohltemperierten Atmosphäre der vene-
üanischen Internationalen wirkte die deutsche Ausstellung

als Erfrischung. Von jüngeren italienischen Künstlern
konnte man mehrfach die Ansicht hören, daß der deutsche
Pavillon der einzige sei, in dem man ,,movimento artistico"
sehe. Allgemeiner Anerkennung begegneten Liebermann,
Corinth und Slevogt. Auch für die Bildhauer, besonders
für Barlach und Kolbe, hatte man volles Verständnis.
Schwerer fand man sich mit den Neueren und vor allem
mit Kokoschka ab, der sozusagen die Sensation der Aus-
stellung bildete. — Es muß hervorgehoben werden, daß
die Aufnahme der Deutschen im höchsten Grade freundlich
und entgegenkommend war. Durch die Beteiligung deut-
scher Künstler an dieser internationalen Veranstaltung, die,
wie der italienische Kultusminister in seiner Eröffnungsrede
hervorhob, die Mitarbeit am geistigen Wiederaufbau Europas
zur vornehmsten Aufgabe habe, ist ein wichtiger erster
Schritt zur Wiederanbahnung der traditionellen Beziehungen
zwischen Deutschland und Italien auf kulturellem Gebiete
getan. H. P.

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