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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

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Heft 11
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https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0419

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instruktiver Weise zu einem Gesamtbild deutscher Geistes-
geschichte zwischen Barock und Romantik und zu einer
Entwicklungsgeschichte der Kunstgeschichtsschreibung zu-
sammengefaßt. Sehr anschaulich ist geschildert, wie die
geschichtliche Betrachtung von Kunst und Künstlern von
Weltleuten aufgenommen, an Maler und Literaten weiter-
gegeben wird, und wie sich aus Ästhetik und Schwärmerei
Schritt für Schritt die Kennerschaft und die exakte Wissen-
schaft entwickelt, wie der Glaube, die Kunstwissenschaft
müsse die Kunst gängeln, immer mehr .der Einsicht weicht,
sie könne nur erklärend hinter der Kunst einhergehen.
Es zeigt sich, wie sehr.Waetzoldt die Fähigkeit hat, ein Ganzes
zu sehen, und wie er darum (!) seinen Bildnissen eine Atmo-
sphäre verleihen kann. Man vermißt ja noch ein paar
wichtige Gestalten. Aber man vermißt sie nur, weil der
Verfasser durch das, was er gibt, Lust auf mehr macht.
Um so lieber hört man das Versprechen, daß diesem Band
ein zweiter folgen soll, in dem die Reihe bis Karl Tusti

weitergeführt werden soll. Man möchte wünschen, daß sie
bis zur Gegenwart weitergeführt wird.

Waetzoldts Buch ist eine Frucht der kunsthistorischen
Erfahrung und der einsichtsvollen Arbeitsdisziplin unserer
Zeit; doch steht kein Wort der Überhebung darin, als wären
die exakten Arbeiter von heute den großen Männern, die
die Kunstwissenschaft, wenn auch auf oft seltsamen Um-
wegen, geschaffen haben, überlegen. Es ist ein bescheidenes
und ehrfürchtiges Buch. Und es liest sich um so besser,
weil es in einem sicheren und guten Deutsch geschrieben
ist. Waetzoldt erweist sich als ein guter Schüler eben jener
klassischen Bildung, die er, als in den von ihm geschilderten
geistigen Führern personifiziert, darstellt.

Der Verlag hat das Buch sorgfältig behandelt. Etwas
störend ist die Drucktype. Das Auge hakt an gewissen
manierierten Formen der Antiqua fest und ermüdet, wäh-
rend man dem Verfasser im Geiste gern noch länger folgen
möchte.

HENRI ROUSSEAU, DAS KANINCHEN

AUSGESTELLT IN DER GALERIE ROSENBERC, I'ARls

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