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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

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Heft 12
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Künstler-Anekdoten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0457

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Zwei Bankiers öffnen die Schleußen ihrer Kennerschaft
vor einem alten Gemälde. „Ein Bild des Quattrocento",
sagt der erste, indem er die Augenbrauen hochzieht. „Ach
was", fordert der andere: „Cinquecento". Der Streit der
Meinungen wogt hin und her, ohne daß einer von den
beiden überzeugende Gründe anzuführen vermöchte, bis
schließlich der erste — eine konziliante Natur — sein Gebot
von quattrocento auf quattrocento cinquanta erhöht, welches
der zweite mit befriedigtem Gesichtsausdruck akzeptiert.

Ein Neffe Meverbeers war durch den Tod seines Oheims
zur Anfertigung eines Requiems inspiriert worden. Hungrig
nach Anerkennung, brachte er das eben vollendete Manuskript
zu Rossini. Der gab es ihm nach vierundzwanzig Stunden
zurück und sagte dazu lächelnd: „Ich hätte es lieber gesehen,
wenn ihr Herr Oheim das Requiem zu ihrer Beerdigung
komponiert hätte".

Zwei jüdische Finanzleute erwarben eine Sammlung
kostbarer Gemälde aus Privatbesitz, um sie öffentlich ver-

steigern zu lassen. Die Rechnung war richtig; denn das
Hauptbild der Sammlung brachte bei der Auktion für sich
allein so viel, wie die gesamte Kollektion gekostet hatte.
Der Maler dieses Bildes hieß Petrus Christus. Seit jenem
Tage begrüßen sich die beiden Finanzleute, wenn sie sich
begegnen, nie anders als mit dem Zuruf: „Gelobt sei Petrus
Christus!"

Fritz Gurlitt sagte in den achtziger Jahren zu Liebermann:
„Sie haben es erreicht, daß man neben Ihren Bildern nichts
anderes mehr ansehen kann; aber Ihre Sachen kann man
auch nicht ansehen".

AUS DEN HÖRSÄLEN DER KUNST.

„Joseph steht links im Bilde und ist von einer Glatze
bekrönt".

„Maria ist die fleichgewordene Mittelachse des Bildes".

„Gut und Böse ist noch ohne Verschiebung, sondern steht
zebraartia; jeüeneinander".

ZWANZIGSTER JAHRGANG, ZWÖLFTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 17. AUGUST. AUSGABE AM r. SEPT^MBLi. N^NZEHN-
HUNDERTZWEIUNDZWANZIG. REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER, BERLIN.
GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER, G.M.B.H., LEIPZIG
 
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