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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0029

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Vermischte Nachrichten.

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zeigen, gleich dem Hauptbilde in lebensgroßen Figuren, in
allegorischen Gestalten die vier Regententugenden Weisheit
lmit dem Gorgonenschilde Minerva's), Gerechtigkeit (in das
ihr von zwei Äenien vorgehaltene Gesetzbuch blickend , Stürke
(einen gewaltigen Löwen zur Seite) und Beharrlichkeit (sich
auf einen Marmorblock stützend und eine von Epheu um-
schlungene Säule neben sich). Der Äünstler har sich hier
im Ganzen und Einzelnen als echter Dichter erwiesen und
sür seine poetischen Gedanken auch die echt poelische Form
gefunden. Man hatte in der internationalen Kunstausstellung !
die wenig erfreuliche Gelegenheit, sich zu überzeugen, mil
welchen Schwierigkeiten der perspektivische Entwurf eines
Deckenbildes verbunden ist, während bei Lesker diese Schwie-
Ngkeiten mit einer Sicherheit gelöst erscheinen, die nur
das sorgfältigste Studium der einschlägigen alten Meister j
verschafst. Und in der That erfuhr ich auch aus des mir ^
mshsr unbekannt gebliebenen Künstlers Munde selbst, Laß '
er wenig Tags verstreichen ließ, ohne sich an dem prächtigen
Deckenbilde Knoller's in unserem Bürgersaale von 1775
,.Die Himmelfahrt Mariä"sür seine große Arbeit Raths geholt
M haben. Daß Lesker mit den Meistern der venezianischen ^
Schule wohl vertraut ist, lehrt der erste Blick auf seine ;
Bilder, deren glänzendes und gesättigtes Kolorit lebhast an
Paolo Veronese erinnert, wenn es hier auch im Hinblick aus !
die Natur des Deckenbildes entsprechend gcmildert erscheiut.

Dic llmwandlnng dcS Bcrlincr ZcughauscS in eine
-chaffen- und Ruhmeshalle beginnt bcrcils Gestalt zu ge-
winnen. Der Ausbau der inneren Räume wird sichtbar
gefordert, und das Erdgeschoß beginnt man bereits sür das
Artillerie-Museum herzurichten. Täglich wird dort die Auf-
stellung von Geschützen vorgenoinmen, welche bckanntlich in
historijcher Reihenfolge angeordnet ist. Gleichzeitig ist seit
Emigen Tagen die besonders eingerichtete Zeughausverwaltung !
thätig, an deren Spitze der Oberstlieutenant Jsing steht,
während der Professor Weiß, als Nachfolger des verstor.
benen Georg Hiltl, mit der Anordnuug der Waffensamm-
stugen betraut ist. Die Entwürfe uud Zeichnungen werden
bstrig in dem Bureau der Kommission angesertigl, um bei
stiner Rückkehr dem Kaiser unterbreitct zu wcrden, welcher
bekanntlich der Zeughaus-Angelegenheir ein besonders reges
«interesse widinet.

Vermischte Nachrichten.

Die Düsscldorfcr Atadcmic beging am Montag den
Oktober dis Einweihungsfeier des neueu Akademie-
gebäudes. Es war insofern ein vorwiegend häusliches Fest,
Bertreter fremder Akademien, auch dcr übrigen preu-
INschen, nicht geladen wareu. Zwei Minister, darunter der
interrichtsminister v. Puttkamer, welcher die Glückwünsche
ves Kaisers überbrachte, sowie zahlreiche hohe Beamte und
^rtreter der Düsseldorfer Künstlerschaft waren zugegen.
chäs Festprograniin lautete folgendermaßeni Mittags IL tlhr
«sUvertüre zur Weihe des Hauses und Festchor von L. v.
d s stwen; Begrüßung der Festgäste durch den Vorsitzenden
Lehrkörpers, Prof. Wislicenus; Ansprache und deren
eantwortung; Festrede von Prof. Or. Woermann über die
L^shichts, den Zweck und die Aufgaben der Akademien;
Pällelujah aus Händel's Messias; Nachmiltags 4 Uhr Fest-
Nan" städtischen Tonhalle. Prof. Wislicenus gedachte,
binem begeistert aufgenominencn Hoch auf deii Kaiser,
i> b'bar der besonderen Verdienste, welche sich der srühere
bw^ichtsininister Falk um den Bau erworben.
in ^wlistahl im Basclcr Mnseuin. Am 20. September ist !

er mittelalterlichen Saininlung zu Basel ein kleines
in ^^ämälde, ein Uebungsstück von MatihäuS Merian,
An^b Weise gestohlen worden, daß der Dieb in einem
m„i^bblicke, wo der Wärter von eineni andercn gleichzeitigen
^ Anspruch genommen war, mittelst eines scharfen
^ stbstnients die Scheibe von dem starken Drahte trennte,
m .st^ nn einem Fenster sesthielt. Es haftet der dringende
an "st' biesen raffinirten Diebstahl begangen zu haben,
Volli"^? Engländer, schlanker Statur, mittleren Altcrs, mit
D zbärt, der die Sammlung in Begleitung einer jüngeren
iiiü c-b/r ""stche einen hinkenden Gang hatte und eine Brille
b"br Fassung trug, an jenem Tage besucht hat. Der
Ustsende snllt durch hastiges, unruhiges Wesen auf und

zeigt besonderes Jnteresse an Glasmalereien. Sammler
mögen also auf der Hut sein.

U. Pilotp'S Girondistcn. Wer hätte es vor etlichen
Jahren noch für möglich gehalten, daß ein neues Bild von
Piloty vom Publikum der Kunststadt München kaum be-
achtet würde? Und doch war das bezüglich seines „Letzten
Ganges der Girondisten", das in den Räumen des Kunst-
Vereins ausgestellt wurde, thatsächlich der Fall. Selbst
die Lokalpresse nahm kaum Notiz davon, einen einzigen Fall
ausgenommen, in welchem sie dem berühniten Künstler
durch überschwengliches Lob mehr schadete, als nützte. Es
giebt wenige Künstler, welche die Wahrheit der Horazischen
Worte, daß bisweilen auch Homer einnicke, nicht an sich
selber haben erfahren müssen. Aber auch dann blieben in
der Regel die Spuren der Löwenklauen sichtbar. Leider
kann man das im vorliegenden Falle von Piloty nicht sagen.
Seine „Girondisten" weisen keinen großen Fehler, aber
auch keinen einzigen Vorzug auf.

Ei» spaßhaster Auktionskatalog gehört zweifelsohne
zu den selreiien Dingen, von denen üian Notiz nehmen muß,
und so sei denn den Lesern d. Bl. das Verzeichniß der am
21. d Mts. stattgehabten Versteigerung der Gemäldesamm-
lung des Herrn B. Haenel Clauß in Berlin nachträglich zu
besonderer Beachtung enipfohlen. Zur Rechtfertigung dieser
Empfehlung theilen wir einige Proben des darin Geleisteten
wortgctreu miti „Zampieri Domenichino, Schüler des
Carracci. Wurde von seinen Neidern so verfolgt, daß er
sich in der Verzweiflung vergiftete. Poussin hält die
Rasfael'sche Madouna, Lie Abnahme vom Kreuze von Ric-
ciarelli und den Hyronimus (Rom> von Domenichino für die
größlen Werke der Malerei. »Entwurf zu einem großen
Kirchenbilde in Padua«. Lebhaftes Kolorit und große
Leidenschastlichkeit der Gesichtszüge. — Albrecht Dürer,
lebte zu Nürnberg. 1470—1528. Hervorragender Meister d er
deutschen Malertünsr. Lernte bei Wolgemuth und ver-
kehrte mit Lucas van Leyden und Raffael. Große Ein-
bildungskraft, erhabenes Genie, richtige Zeichnung, vorzüg-
liche Pinselführung und fleißige Ausarbeitung sind ihm
eigen. »Niiuiaturbild, die heilige Familie mit reich ausge-
statteter Umgebung«. Eines seincr interessantesten Bilder.
Mit Monogrammholz. Höhe 17, Breite 12 Cent. — Peter
Vannucci Perugino, lebte zu Perugia 1448—1524. War
sehr arm, lernte mit Leonardo da Vinci bei Andreas da
Verrechio in Florenz eine angenehme Manier seine Köpfe
zu zeichnen, die durch seinen Schüler Rasfael sehr vervoll-
kommnet wurde. Er arbeitele hauptsächlich für Rom, .für
Sixtus IV. Starb aus Gram, weil ihm ein Spitzbube den
größten Theil seines mühsam erworbenen Vermögens, welches
er stets bei sich führte, gestohlen hatte. »Maria niit dem
Kinde an ihrer Brust in einem Schloßhofe sitzend. Zwei Engel
unterhalten sie durch Musik«. Sehr edel und schön. An
Maria erinnert üie später enstaiidene Holbein'sche Madonna. —
Paul Rembrandt van Ryn, geb. zu Leyden 1606, s zu
Amsterdam 1074. Ursprünglich Älüller. Malte Anfangs sa
fein als van Mieris, gab sich indeß später seine eigene Rich-
tung, die ihn unsterblich machte. Beherzle Pinselstriche,
seltene Beherrschung des Helldunkels, großes Feuer und
enorme Stärke des' Ausdruckes zeichnetcn seine Köpfe aus
und machten ihn unsterblich. »Abraham will Jsaak opfsrn«. —
Peter Paul Rubens, geb. zu Siegen 1577, s zu Ant-
werpen 1040. Malerfürst, hatte >00 Schüler, die ihm halfen,
daher seine große Produktivität. Ebenso großer Kolorist
als Tizian, Tintoretto und Correggio. Seine Jagden über-
treffen Alles darin bis jetzt dagewesene. »Großes mytho-
logisches Jagdbild«. Die Thiere vou Franz Snyders 1579—
1657 gemaü. — Gottfried Schalken, geb. zu Dortrecht
1645, f zu Haag 1706. Schüler des Dow und Hoogstraten.
Seine Gegenstände sind meist durch Sonne, Licht oder Fackel-
schein erhellt. Bemühte sich Reiubrandt zu übertreffen, was
ihm jedoch nur bei kleinen Bildern gelang, in denen er un-
nachahmbar ist. »Moses die Gesetztafeln haltend«. Durch
Lampenschein erhellt. — Tizian Vecellio, geb. zu Friaul
1477 s zu Veuedig 1576, 99 Jahre alt, an der Pest. Uebertraf
alle seine Lehrmeister. »Damenporträt«. Dasselbe, welches
er für Alphons I. von Ferrara, als das seiner Geliebten
angab. Merkwürdig ist die grobe Leimvand, der er sich be-
diente, die Darstellung der Porosität der Haut zu erzielen."
Glaubhasten Nachrichten zufolge soll der Werth der Gemälde
 
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