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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0057

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Kunslliteratur.

102

101

Burggraf aus Halberstadt, Ratti aus Bcrliu, Julius
Mvser aus Kbuigsberg, (wobei ivir bciläufig erwäbneu,
daß ber Gcuremaler uicht Pietrvwski, souberu Pi v-
trvwski heißt und ain 29, Nvv. 1875 gestvrben ist).
Sv uicisterhaft und treffend iu diesen Abschnitteu die
Eharakteristik dcr bedcutendcreu Meister ist, z. B. Karl
Bcgas' und Rudolf Jvrdau's, sv will es uns doch
schcineu, als vb deiu Lctzteren hicr cin zu grvßer Raum
geivährl wvrdeu sei, da, ivie der Bersasser selber sagt,
2vrdau kein eigentlicher Schülcr Wach's war, vvu
dieseiu vieliuehr als eiu der Kuust unwürdiger entlasten
wurde (vgl. Wiegmauu, Kunstakad. iu Düsteldvrs,
S. 289) und seiue gauze Thätigkeit vvn 1830 an aus
Dllsseldorf, uicht aus Berlin hcrvorgegaugeu und der
Wach'scheu Richtung fast diametral eutgegeugesctzt ist.
Deun daß cr selber als Mensch aus Berlin hervvr-
g">g, kvmml hier wvhl uicht iu Betracht. Nickt minder
trefflich als die Gcuauutcn crschcint unS uuter den
Sckülern vou BegaS Wilh. Amberg charakterisirt zu
sri», nuter desteu Hauptbilderu auch wvhl „Der trübe
Tag", „Die Abeudglvcke" u. a. angeführt werden
kviiuten. Ebcnsv mcisterhaft ist der Abschuitt Uber
Hcnsel (S. 78—84), der, unseres Wisscns nvch nir-
geuds sv treffeud Lehandelt, kein eigcntlich freischafsendes
^euie war, soudern „wie der alte Schadvw, eine jener
märkischeu diaturen, die man als dvppellebig, als eine
Berguickuug von Derbheit nnd Schönheit, vvn Ga-
niasche und Tvga, vvu preußischcm Militarismus und
kkassischem Jdcalismus bezeichneu kauu, eine Ver-
guickuug, iu der keius dieser hetervgencn Elemcnte
dns andere drückt oder beherrscht".

Eiu uatürlich uvch iuteressauteres Kapitel ist das
dritte, dessen Hauptiuhalt Cvrueliu s' und K a u l b a ch's
Thätigkeit iu Bcrliu, der Eiufluß dcr belgischeu Bilder
Vvn Gallait und Bie-fve auf dic Bcrliuer, und cinige
^vn Kaulbach beeiuflußte Malcr bildeu. Hier sehlt
cs uicht au iutcressantcn Zügen aus Cvrnclius' Lebcn
"nd uamentlich aus sciuem immcr bitterer gewvrdeuen
Berhältniß zu Bcrlin. Hier fehlt es abcr auch uicht
vn harten, vielleicht zu harten Wvrteu über die bei
^nnlbach iu Betracht tvmmcudcu Wandgemäldc im
Neneu Museum, über die das Urtheil der Kunst-
'vclt günstjger aüsgefallcn wäre, weuu sic uicht an
^c»i iuneren Widerspruch zwischeu dem Inhalt und
^cr äußercn Erscheinung litten, einem Widerspruch, dcr
Nw Allem in der vvlleu farbigeu Ausführuug beruht,
k'w dem idealcu symbvlischen Iuhalt vder dem „salsch
^critaudeuen Jdealismus" der Bilder durckaus unan-
gcinesseu ist. Aber dariu lag nuseres Eracktens der
^ruudsehler, das; man einem Künsller, dem cs uicht an
Ipielender Gcwaudtheit uud Leichtigkeit, aber ivvhl au
gchaltvoller Tiesc uud wahrem Erustc sehltc, uud der,
'vlc uuser Verfasser sagt, „uie Individueu, ivnderu

uur Abstraktivuen und charakterlvse Typen schuf", einc
svlche Ausgabc übertrug.

Nur ungern die Schilderung der Kunstthätigkeit
Karl Becker'S und Gustav Gräf's übergchend, weu-
den wir uns zu der kurzen Jnhaltsangabe der übrigen
Kapitel. Das vierte behaudelt zunächst die Berliner
Histvrienmalerei uuter dem Einslusse der Düsseldvrfer
Schule und des bclgischeu Kolvrismus, alsv vvr Allem
Julius Schrader, dem dann die gleichfalls in Düssel-
dvrf vvrgebildeten Blcibtreu und Knille, die Genre-
maler Pistvrius, Hosemauu, Dicffcnbach, der
vielleicht etwas zu wvhlwvllcud beurtheilte Bl cyer
vvnBremen, Knaus, dcr erstseit 1874 Bcrliu ange-
hvrend, nur in scincn Wcrkeu des letzten Lustrums
besprocheu ivird, uud eiuige vii uainoruni tz-outiu,»
fvlgeu. Ju demselben Kapitel finden auch die. iu
Paris unter Cvgniet und Cvutnrc kolvristisch ausge-
bildeten Meistcr ihrc Stelle, uameutlich dic jüugcrc
Gcnerativu: Otto Heyden, die in ihreu Werkcu aus-
führlich und meisterhaft geschildcrtcn Gustav Richtcr,
Henneberg, Aug. v. Heyden und der Orieutmaler
Gentz, sodannPlock h v r st, Gustav Spangcnberg und
einige andere, deuen als zwei ganz auf dcutschem Bvden
gereiftc Talente der Graf Harrach und A. v. Wcruer
augereiht werdcu. Dic Charakteristik dcr Hauptwerkc
des Letztercn bildet wiedernm cinen der Glanzpuukte
unseres Buches. Nicht gnnz an ihrer Stelle scheint
uns hier die kurze Erlvähnung Vvn Franz Schubert
und einigen auderen Vvu Cvrnclius beeinflußteu Maleru
der religivsen Histvrie zu sciu.

Mehr als die Hälftc des sünfteu Kapitels uiiiimt
der zu fast alleu bisher geschilderten Bcstrebuugen im
Gegeusatz stehende Adols M enzcl ein, das vriginellste
Genie aller Berliner Maler, desseu Entivickcluugsgaug
uud Hauptwerke mit eincr Begeisterung charakterisirt
werdeu, dereu Bercchtiguug ivenigstens für cinige Bilder,
;. B. für „ChristuS lehrt im Tempel" und die „Krvnung
des Kvuigs Wilhelm I." zweifelhaft sein kvnnte. Dic
kleiuere Hälstc bildeu die von ihm beeinflußten Maler
und einige Vvn ihm ganz uuabhäugige Kricgs-, Iagd-
und Pferdcmaler, unter deuen der svg. Pscrde-Krüger,
der Jagd-S chulz, Steffeck uud Fricdr. Kaiser sigu-
riren. Bei dem von Menzel beeinslußten Skarbiua
vermissen wir ein Wvrt über eiues seiner Hanptbilder,
„Das Erwachen in der Auatvmie" (1878), das, die
Schreckeusseenen vvn Wiertz nvch übertrumpfeud, ge-
iviß zu ciuem schärferen Urtheile übcr ihn Anlaß gc-
gcben hätte.

Aus dem sechsten Kapitel, desten Juhalt Ed.
Mcyerbeim, scine ältercn Zcitgcnvsscu, svwie die
Geuremaler der jllngercu Generativu uud dic unbe-
deutendereu Porträtmaler ausmachcn, hebcn ivir nur
den bier zum ersten Male ausführlicher als irgeudwv
 
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