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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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241

Preisbewerbungen. — Sannnlungen und Ausstellungen.

242

Er wohnle im Albergo della Luna. Sein Tod brachte
gcmz Benedig in Bestürznng; der dentsche Konsul te-
legraphirte an den Bürgerineister don Nürnberg, ihn
lnttend, der Fran Hofräthin Feuerbach das Ableben
ihres SohneS möglichst schonend zu melden. Es er-
schien deshalb in den Nachinittagsstunden des 4. Ja-
"uar ein junger Maler bci Frau Fcuerbacki mit der
Frage, ob Anselm ihr Svhn sei, Meister Anselin sei
ichwer erkrankt. „Gewiß ist er todt" — das war die
Ahnung der Mutter. Die Leiche ist am 9. Januar
von Venedig abgegangen, und wie dort, wurde auch
cn München, wo der Sarg zeitweilig blieb, eine Tod-
iluifeicr abgehalten. Jn Nürnberg erwarteten den
lodten Künstler seine Freunde in der Nacht vom 11.
Auni 12. Januar; das Begräbniß übernahmen der
-Oingistrat und die Künstlerschast von Nürnberg. An-
seln, Fcnerbach hat neben Dürer anf dem Iohannisfricd-
hose seine Ruhestätte erhalten. Von seincm artistischen
^achlaß ist bis jetzt in Nürnberg eine Zcichnung an-
gelangt, an der er zuletzt gcarbcitet hat; sie soll pho-
sographjsch vervielsältigt werden. Der ganzc Nachlaß
jn ziemlich nmfangreich; außer kleincren Bildern be-
Widet sich dabei sein „Urtheil des Paris" und „Dic
llniazonenschlacht". Jn Venedig hat er einen „Ge-
nsselten Prometheus, von den Okeaniden getröstet",
Uud ein Genrebild „Niusieirendc Fraucn" auSgeführt.

.. . o. Carl Morip Häncl, k. sächsischer OberiLandbaumeister,
U iii Dresden am 3. Januar im 71. Lebensjahre gestorben.
l-r bin Schüler Ioseph Thürmer's, des Vorgängers
. on Semper an der Dresdener Bauschule, und trat früh
u oeii sächsischeu Staatsdienst. War es ihm auch nicht ver-
durch gröbere Bauwerke sich selbstschöpferisch zu be-
yatigep, so hatte er doch, durch seine begutachtende und
erathende Stellung bei der Negierung, einen großen Ein-
stus! aus das sächsische Staatshochbauwesen. Ueber die
^uuptsächlichsten Bnuten, welche die Regierung in den letzten
" ^ahren ausführen ließ, war ihm die Oberaufsicht an-
crtraut. Auch vollendete er, nach Semper's Fortgang von
7-Uesden, inGenieinschaft mit demArchitekten, dem jetzigenHof-
uiirath Krüger, den Museumsbau i serner baute er den im
^uhre 1849 abgebrannten Zwingertheil wieder auf und re-

heitsn

die katholische Hofkirche. Don seinen übrigen Ar-

"^reii niöge hier nur noch der Uinbau des alten Galerie-
»audes, des jetzigen Muscum Johaniicum, ivie insbesondere
b u lrhtbs Werk, die bauliche Wiederherstellung der Al-
i^sch^burg zu Meißeu, genannt sein. Von der Achtung,
al- a Hänel als Künstler und Mensch, und vorzüglich
^,4 -ckrainter. zu erfreucn hatte, zeugte die zahlrciche und
s.ckshuliche Versammluiig, ivelche ihn zu seiner letzten Ruhe-
geleitete. Der Minister des Jnnern v. Rostiz, der
j'Uänzininister v. Äönneritz befanden sich unter den Leid-
t U^uden; der Dresdener Architektenverein, dem sich Ver-
u'r des Leipziger Vereins angeschlossen hatten, ebenso die
L uuiten des Staatshochbaues legten Lorbeerkränze auf dem
uuge des Derstorbenen nieder.

t-». Heinc -h. Am 8. Jan hat der sächsische Archi-
"'tenkreis wicderum einen Veteran durch dcn Tod ver-
!°uen, den Professor Gustav Heine. Derselbe hat sich haupt-
WUch durch seine langjährige. ersprießlichc akademische
jUürksanikeit verdient gemacht; auch publicirte er Einiges
°urch den Druck über 'Baukunde, Baurecht und Perspektive;
°N Bautcn, die nach seinen Pläncn ausgeführt wurden,
!°uuen wir nur ein Werk, das Gebäude des alten Poly-
rchnikunis am Antonplatze zu Dresden. Er war in letztge-
'unnter Stadt 1802 geboren, wo er auch seme künstlerische
-misbildnng erhielt Im Jahre 1827 wurde cr als Zeichen-
, -rer an der dortigen jtiinstakadeinie und 1832 als Professor
und Lehrer der Baukunst angestellt; im Jabre >889 legte
° sem Lehramt nieder, verbl'ieb jedoch in seiner Thätigkeil

als Mitglied des akademischen Rathes und behielt bis zu
seinsm Tode die Studien- und Disciplinaraufsicht bei der
Akadsmie. Wie als Lehrer, so gab sich Heine auch den
Obliegenheiten letzterer Stellungen mit großem Pflichteifer
hin. Ebenso hat er sich um den sächsischen Künstlerunter-
stützungsverein verdient gemacht, wis er denn überhaupt
jeder Zeit bereit war, für die Jnteressen der Künstler ein-
zutreten. Seine Kollegen und zahlreichen Schüler werden
ihm ein treues Andenken bewahren. und namentlich werden
alle die, welche im Jahre 1848 in Dresden studirten oder
doch dem Dresdener Künstlerkreis angehörten, sich gern und
freundlich des biederen Mannes als .gommandaiiten der
akademischen Legion erinnern, einer Legion, in deren Reihen
ein Rietschel, Thäter, Bendemann, wenn auch nicht fochten,
doch exercirten.

j?reisbewerbungen.

I?. Das Gcwerbciiiuscilm zu Sckiväbisch-Giiiünd erläßt
soeben zur Erlangung von Entwürfen künstlerisch durchge-
bildeter. bei mäßigem Kostenaufwand auf das Bedürfniß
weiterer Kreisc berechneter Goldschmiedearbeiten, wie sie
gegenwärtig mit sichtlich steigcndem Ersolge die bisherige
formlose Fabrikwaare mehr und mehr zu verdrängen be-
ginnen, ein Preisausschreiben, das die Einscndungen
von Zeichnungen oder Modellen in beliebigem Material zu
zwei in Gold oder in einer Combinntion von Gold und
Silber auszuführenden Colliers nebst Armbändern und Ohr-
gehängen zum Fabrikationspreise von 3tw und von 15Y—
189 M., zu einem gleichen Schmuck in Silber zum Preisc
von 80—100 M. und zu einer Broche oder einem Anhänger
nebst Ohrgehänaen im Preise von 30—40 M. verlanat,
wäbrend eine fünfte Aufgabe den Entwurf eines für 150 M.
herstellbaren silbernen Pokals sordert. Die in natürlicher
Größe auszuführenden Zeichnungen oder Modelle sind, mit
einem Motto oder Monogrnmm versehen, bis zum 15. März
an den Vorstand des Museums z. H. des Commercienrathes
I. Erhard einzusenden; sie werden ösfentlich ausgestellt und
durch eine aus Fachmännern gebildete Iurp von 7 Personcn
beurtheilt^werden, der außer der Zuerkennung der sür jede
der 5 Aufgaben ausgesetzten je zwei, im Betrage von 40—
120 M. variirenden Preise die Auszeichnung weiterer tüch-
tiger Arbeiten durch Belobigungsdiplome zufällt.

Lanimlungen und Ausstellungen.

4. Kunst- und Kunstgcwcrbeausstclluiig iu Agrain Wir
berichteten unlängst über die bedeutenhen Bauunterneh-
mungen in Agram und überhaupt in Eroatien. Jnzwischen
ist daselbst auch ein Kunst- und Kunstgewerbeverein zu
Ctande gekoinmen, wclcher Mitte December vorigen Jahres
seine erste VereinsauSstellung veranstaltete, welche uner-
wartet große Dimensionen angenommen hat Die Aus-
stellung zählte über 3000 Nummern und wurde während
der Dauer von drei Wochen von mehr als 8000 Personen
besucht, welche sehr viele Nnkäufe machten. Die Besucher-
zahl ist für eine Stadt von 25,000 Einwohnern eine sehr
bedeutende zu nennen. Bcsonders interessant waren auf
der Ausstellung die Erzeugnisse der bosnischen Kunst-
industrie, welche ziemlich vollständig vertreten war. Hervor-
ragend waren hauptsächlich Silberfiligranarbeiten aus Vise-
grad in Bosnien und merkwürdige Holztauschir Arbeiten aus
Livno. Diese kleinen Arbeiten aus Holz, in geschmackvollster
Weise mit eingeleaten Silberfüden dekorirt, können füglich
mit äbnlichen indischen Arbeiten verglichen werden, sowohl
was Geschmack als auch was technische Tüchtigkeit anbelangt.
— Echt und schön waren die Goldstickereien auf Seiden-
battist, während in die Goldplattstich-Stickereien schon zopfige
Motive Eingang gefunden. Dalmatinische Metallgewebe
waren nur durch 'ein Eremplar vertreten, obwobl diese
Gattung zu den hervorrageiiden Leistungen südslavischer
.Hausindustrie zählt. — Die diesjährige Nusstellung in
Ilgram wurde kurz vorbereitet und rasch durchgeführt. Fm
nächsten Spätherbst wird eine größere veranstaltet werden
zur Feier der Eröffnung des neuen Galeriegebäudes. Da
demnächst bereits Einladungen zu dieser Ausstellung ver-
 
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