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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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369

Korrespondenz,

370

kauft wordeu, Auf jedem Schrilt fällt die gelbe Karte
mit dem befriecigenden 8o1ä in die Augen, und die
bcssercn Bilder haben fast alle schon in ren ersien Tagen
Nebhaber gefuuden, als wenn die Kunstsreunde, deren
derhältnisse ihnen nicht gestatlen, wünschenswerthe Oel-
Aeniälde zu erwerben, ungeduldig auf die Gelegenheii
gewartet hätten, sich die Werke ihrer Günstlinge in
dieser erreichbareren Gestalt anzueignen. Da sind vor-
Zügliche Arbeiten von Henry Farrer, Walter Shirlaw,
W. Satterlee, T. W. Wood, Arthur Quartley,
McCord, R. Swain Gifforv, Nicoll, Hcp-
kinson Smith, Bunner und Sniillie. Ein klcineres
Zinimer enthält die Zeichnungen und Radirungen des
„Salmajundi Club" meistcnlheils von ecnselben Künstlern
u»d cvcnfalls reich an tüchligen Leistungcn.

Jn ter Kurtz'schen Galerie hieli bis vor wenigeu
Tugcn die ^rtists b'unä Looivt.)- ihre zwanzigfte
mhrliche Ausstcllung. Auch dicsc crfrcute sich unge-
^vhnlichen Zuspruchs, und die Verstcigcrung der von
den Künstlern zum Besten des Fcnds geschenklen Bildcr
ist als cin schöner Erfolg zu erwähnen, denn 103 Bil-
der brachlen dic zuvor wohl noch nicht erreichte Suinme
d°n 17.953 Dollars. Die Künstler hatten ihre Gaben
uugenscheinlich freigcbiger beigesteuert, als bci frühercn
^elegenheiten; unter dcn Landschaflen und Secstücken
^fauden sich größcre, bedeutendere Leistungen und unter
deu Gcnrcbildern, die vormals gewöhnlich so spärlich
u»d ungenügend vertrcten waren, daß sie eigentlich kauni
iühlten, befanden sich diesmal mehrcre der hauptsächlichsten
^uzichungspunkte. Bor Allen fanb Eastman Iohn-
f°» allgemeinen Anklang mit scincm Bilde: §Iu88

^üli llic! Liguii'o", der Typns des „rvsll-to-äo" Far-
uier's, dcr mii seiucm Nachbar cin Glas Wein lriukt.

Gegenstand ist cinsach gcnug, aber Zohnson hat
stü) hiesiges Volkslcben zur Specialilät gemacht und
^iß eö in allen Typen und Phascn mit so viel Wahr-
^üt uud in so poctiscker Auffassung darzustellcu, daß
feine Gestalten uns ininier als gule Ficunte und Nach-
k'aru ansprcchcn. Dics Bilb brachte denn auch ten
höchsten Prcis, nämlich 1120 Dollars. Ein ankerer

Herr, der sein Lokalblatt liest, von Thomas Hicks
gehört demselben vertrauten Kreise an. ebenso I. G.
^iown's „Drci Grazien". die man sich abcr ja nicht
uls dic himmlischcu Schwcstern denllu darf, sondern als
echte Pflanzen des sticw-st)orkcr Slraßenpflasters. Brown
P der Verherrlicher dcö Straßenjungen; er weiß dicsen
^jugen Amerikaner, der voll Biuthwillen ;u jedem wildcn
^Eeich bcreit ist, sich übcr nichts wuuberl, blitzschnell
^h°vall die konuschc Sciie weg hal und keine Anlwort
fchuldig bleibt, in seincr glücklichen Sorglosigkcit, seinem
^beriuuth, seinem angclsächsischen Humor und republi-
kanischen Selbstbewußtsein so naturwüchsig und an-
'"^h:g wiederzugebcn, daß man ihm gern die Einför-

migkeit des Kolorits, die Armuth und Steifheit der
Anordnung unb ten Mangel höherer Technik verzeiht.
Julian Scolt, der gewöhnlich Reminiscenzcn aus bem
Rebellionskrieg zum Gegenstanbe wählt, hatte „stiach-
zügler" ausgestellt, lebenvige Gcftalten; doch hing bas
Bilb zu hoch, um die Details beurtheilen zu können.
Auch Ryder hatle ein artiges Genrebild bcigesteuert,
ein junges Mädchen, bas eine schwarze Kartenschlägerin
in ihrer Hütte aufsuchk und sich von ihr wahrsagen
läßt. Das verlegene Lächeln des Mädchens unb das
vergnügtc Schmunzeln des dahinter sitzendcn Eheherrn
der schwarzen Lenormand lassen keinen Zweifel über den
Jnhalt der Prcphezeiung. Unter den Landschaften unb
Scestücken gab es viele höchst rühmenswerlhe Leistungen
von Ch. N. Miller, R. Swain Gifford, Mc-
Cord, Bunner, Griswold, Nicoll, Sonntag,
Arlhur Quartley und dc HaaS, sowie Thierslücke
von Beard, Tait und Carleton Wiggins.

Als Kuriosilät isl eine Sammlung von Zeichnungen
Ruskin's bemerkenSwerth, welche vor einiger Zeit
cbenfalls iu ter Kurtz'schen Galerie zu sehen war. Dic
Kuriosität licgt jedoch nicht sowohl in den Zeichnungen
selbst, als iu der Thatsachc, daß ein so leideuschaft-
licher Verehrer Nuskin's, wie Professor Norton, der in
Boston, an der von dcn Ruskinianern errichtcten Zweig-
schule, nach Kräfteu für desseu Theoricn Propaganda
zu macheu sucht, diese Sammlung eigens von lorl hier
her bringen und ausslellen konnte. Es sind zum großen
Theil frühe Iugendarbeiten, mehrere Mappen mit An-
sichten aus Frankreich und Afrika, recht gulen aber doch
keineswegs hervorragenden Arbeiten, und zicmlich kindlich
ausgcführtcn Blumen in Wasserfarben. Dann kommen
architeklonische Zeichuungen, meistcns venezianische Ge-
bäudc, an bencn die feine saubere Ausführung zu rüh-
men ist; aber das sind denn doch nichl eben so ungc-
wöhnlichc Verdienste, unb sehr natürlich erscheint die
von der Kritik schon mehrfach aufgeworfene Fragc:
wozu deun all das Anfheben, alS handelte sich's um
neuaufgefundcne streliquien irgcnd eines alten, weltbe-
rühmkcn AieistcrS? Wenn ein so strenger Kunstrichter
wie RuSkin seine Leistungen dei» Publikum übergicbt,
so isl dies doch berechtigt, elwas mehr zu erwarten, als
was man jeden Tag eben so gut in der Nähe sehen
kann, zumal ba auch keine Theorie, kein Princip darin
veranschaulicht ist.

Die Verwaltung des Mctropolitan-Muscums ftebt
im Begriff, ihre Schule für Kunstgewcrbc zu er-
öfsnen. Zwei Klasscn werden gebildet, in denen das
Zeichnen in sciuer Anwendung auf Holz- unv Metall-
arbeiten gelehrt werdcn soll. Die Schule stchl unter
der Aufsicht und Leilung des Vorstands, und die Samm-
lungen deS Museums werden den Klasseu als Modelle
zur Berfügung stehen. Auch die von den jüngeren
 
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