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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0230

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447

Nekrologe.

448

I. W. Wegener's vertreten. Letzterer, ein unlängst
verstorbener hiesiger Künstler, malte allerhand Gethier,
welches in dem einen Bilde einer Ueberschwemmung,
in dem anderen einem Waldbrande zu entfliehen sucht.
Wegener entwickelte als Thiermaler in kleineren Ar-
beiten, in Zeichnungen und namentlich auch in radirten
Blättem Talent und Beobachtungsgabe; zu größeren,
figurenreichen Darstellungen aber, wie die ausgestellten,
reichte sein Naturstudium und auch seine malerische
Technik nicht aus. Unter den Landschaften der Aus-
stellung ist „Ein Sturm im Hochgebirge" von Prof.
Ludwig in Stuttgart hervorzuheben, sodann ein sein
gestimmtes Bildchen vom Ammersee von C. L. Feu-
büre iu Miinchen nnd eine Collectivn von Ansichten
aus dem Salzkammergut 'und Berchtesgadener Land
von Adalbert Waagen in Berchtesgaden, die in ihren
geschickt aufgefaßten Motiven und Farben, recht frisch
und ansprechend wirken. Ebenso sind noch ein paar gute
Aquarelle von E- Oehme und P. Mvhn zu er-
wähnen. Für die nächsten Tage sind Siemiradzki's
„Lebende Fackeln des Nero" in Aussicht gestellt.

Wie der Kunstverein reger als früher bemüht ist,
in seiner Ausstellung dem Publikum die Bekanntschast
auswärtiger hervorragender Kunstwerke zu vermitteln,
so sorgen auch jetzt einige hiesige Knnsthandlungen
dafür, uns aus dem Laufendeu zu erhalten. Jn den
letzten Wochen gelangte durch die Kunsthandluug von
A. Ernst A. de Neuville's bereits viel besprochenes
Bild: „Le Bonrget" hier zur Ausstellung und fand in
seiner technisch vollendeten, lebenswahren Darstellungs-
weise namentlich in unserem Künstlerkreise einc sehr
beifällige Aufnahme.

Dresden, welches bereits aus älterer und jüngerer
Zeit eine Reihe hübscher Zierbrunnen besitzt, ist gegen-
wärtig durch eine neue derartige Anlagc bereichert
worden. Dieselbe, durch ihren plastischen Schmuck von
großem künstlerischcm Reiz, belebt in anmuthiger Weisc
den Ferdinandplatz. Sie besteht aus einem runden
Granitbecken, in dessen Mitte ein Pvstament mit einem
in Bronze gegossenen Bildwerk sich erhebt. Letzteres,
von Robert Diez modellirt, stellt einen fahrenden
Schüler mit ein paar gestohlenen Gänsen in den Armen
dar. Die Gänse dienen als Wasserspeier, ebenso wie
noch zwei dieser Thiere, welche vom Postamente herab-
stiegen. Das Werk ist voll Humor und Leben nnd
erfreut durch Beherrschung der Form nnd frische kln-
mittelbarkeit: die Bewegung der Figur, sv schnell,
momentan und hestig sie auch ist, überschreitet doch
nirgends die der Plastik gesteckten Grenzen. Dic talent-
vokle Arbeit wird von der letztcn Münchener jnter-
nationalen Ausstellung her noch bekannt sein, wo sie
mit einer goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Jhre
Entstehung ist zunächst der hiesigen Herrmann-Stiftung

zu danken, welche im Jahre 1875 eine Konkurrenz
zur Beschaffung einer derartigen Brunnenfigur ausge-
schrieben hatte und unter den 27 eingegangenen Ent-
würsen den von Diez zur Ausführung bestimmte.
Letztere hat, was bekanntlich nicht immer bei derartigen
Konkurrenzen der Fall zu sein Pflegt, in erfreulicher
Weise gehalten, was die Skizze versprach. Wie die
Herrmann-Stiftung die Figur aus, ihre Kosten aus-
führen ließ, so trat die Stadt für die Herstellung des
Brunnenunterbaues ein. Der architektonische Theil
des Brunnens ist von P. Weidncr besorgt worden.

Nekrologe.

ll. Franz Mcyerhcim 4 Am 5. April starb zu
Marburg an der Lahn an einer Gehirnerweichung, dic
seit zwei Jahren seinen Geist umnachtet hielt und ihn
schon längcre Zeit allem kllnstlerischen Schaffen ent-
fremdet hatte, Franz Meyerheim, der älteste Sohn
Friedrich Eduard's. Geboren am 10. Oktober 1838
in Berlin, genoß er den künstlerischen Unterricht seines
Vaters, dessen unermüdlicher Fleiß und staunenswerthe
Gewissenhaftigkeit sich auf den Sohn vererbte, welcher
in solchem ernsten Streben eine der Grundbedingungen
künstlerischen Schaffcns sah. Was seinen Vatcr in der
ersten Periode seiner Thätigkeit bewegt und ausgefüllt
hatte, die Romantik des Mittelalters, wurde sllr ihn
der Jnhalt seines Lebens. Jm Jahre 1858 debütirtc
er auf der akademischen Kunstausstellung mit eineM
Genrebilde von kleinem Umfange, welches das Zwie-
gespräch eines jungen Edelknaben mit einem beim
Putzen eines Harnisches beschäftigten Knappen in einer
mittelalterlichen Halle darstellte. Die zarte malerische
Durchführung, ein Erbtheil des Vaters, und die Fein-
heit und Liebenswürdigkeit des Humors, die sich auf
diesem wie auf einer Anzahl ähnlicher Genrebilder init
mittelalterlicher Architektur und Staffage offenbartcn,
blieben fortan dic Hauptvorzüge sciner Knnst. Auf
Studienreisen nach Thüringen, deni Harz, Tirol und
der Schweiz machte er zahlreiche Studien sür solche
Bilder und befriedigte zugleich seineu leidenschaftlichen
Sammeleifer, der allmählich das Mittelatter auch in
seincr Umgebung lebendig machte. Diese Leidenschast
tvar sv völlig mit seinem künstlcrischen Denken nnv
Fühlen vcrwachsen, daß er sich nur in eincm niittel-
alterlich ausgestatteten Raume behaglich fühlte. Wäh-
rend er seinen Bruder Paul, den flotten Realisten, an
Feinheit der Empfindung übertraf, stand er ihm an
ilceichthum und Schöpferkraft der Phantasie erheblich
nach. Er bewegte sich stets in demselben cngbegrcnztcn
Kreise ritterlicher und anmuthiger Gestalten des Nkittel-
alters nnd der Renaissance, nnd, da seine delikaü'
malerische Lehandlung viele Bewunderer fand, war
osl genöthigt, denselben Gegenstand mehrere LNale Z"
wiederhvlen vder doch nnr unbedeutend zn variircn.
Eine größere Popnlarität gewann er erst im Jahi^
1870 durch zwci Märchenbilder „Dornröschen" und
„Sneewittchen", welchc mit ztvei Pcndants (Rvth-
käppchcn nnd Aschenbrödel) von der Hand seines Brudere
Panl zum Schmuck eines Saales im Hause des Baim
quiers Hcrrnianu Magnus dicncn sollten. Obwoh^
 
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