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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt.

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ungemein sorgfältig durchgebildsten „Gefangenen-Transport
Nach der Schlacht von Sevan", in Bezug auf Charakleristik
der Nationatttäten eine wahre Perle, von Aug. Spieß eine
reizvolle „Mandolinspielerin", von Karl Ebert eine breit
gemalte wirkungsvolle „Walvlichtung mit Thier-Staffage"
und eine Reihe iverthvoller Blätter aus dem künstlerischen
Nachlasse von Phil. v. Foltz. Schon die Motive: „Die
Götter Griechenlands, den Menschen die Künste des Frievens
lehrend", die „Hinrichtung des letzten Hohenstaufen ', „Mo-
tive sür ein Bavezimmer" rc. erwecken wehmüthige Erinne-
rungen an Tage, in denen noch vas Häßliche nicht vas
Schöne verdrängt hatte, und die Künstler lieber zum Olymp
emporstiegen als im Schmutz der gemeinen Allläglichkeit
wühlten. Hermann Kaulbach's lebensgroßes Frauen-
porträt in ganzer Figur zeugt für den großen Fortschritt
des Künstlers. Stademann erwies sich von neuem als der
Meister in der Behandlung von Winterlandschaften. Der
Neapolitaner G. Sciuti in Rom brachte eine antike „ksstN
privats,", lebsndig in Komposition und Farbe und von ver-
dienstlicher Zeichnung. R. S. Zimmermann sührt in
seinem höchst charakteristischen figurenreichen Bilde „Lor der
Musikprobe" einen viel breiteren Pinsel als vordem unv
bildet damit einen eigenthümlichen Gegensatz zu unserem
Kleinmeister Anton Seitz, mit vem er in Äezug auf die
Wahl der Motive einige Nerwandtschaft zeigt. Letzterer schil-
dert uns in seinen neuesten Werken zwei Scenen aus dem
ländlichen Familienleben. Das erstere läßt uns dis Freude
eines hübschen Kinvchens an den Tönen einer Ziehharmonika,
das zweite den Jainmer einer Blutter über die gegen sie
verhängte Auspfändung mitfühlen. Als anziehende Pendants
erweisen sich Alex. Liezen-Mayer's „Erste Liebe" und
'.Erste Freundschaft" — dort ein Mädchen mit einer Katze,
hier ein Knabe mit einem prächtigen Hund spielend. Wer
das Leben in seiner ganzen Wahrheit ünd Tiefe so meister-
haft wiederzugeben weiß, kann füglich auf technische Kunst-
stücke verzichten. Chr. Alali's mit Hirt und Hund „Mittag-
ruhe haltenüe Schasheerde" ist ein aninuthiges Ltimmungs-
bild. — Die Architektur war durch Entwürfe für eine
Kirche im nahen Schwabing vertreten, die leiver zu kost-
ipielig sein dürfte.

Vermischte Nachrichten.

k. Stnttgart. Das Lehrer-Kollegium der Königl. Kunst-
lchuie überreichte am 1t. April dem bisherigen Direktor der-
stlben, Bernhard von Neher, eine künstlerisch ausgesührte
Ndresse, die ihm bei seinem Rücktritt vom Amte im Dezember
p- I. zu widmen beschlossen worden war, deren Vollendung
stch aber durch verschiedene Umstände bis jetzt verzögert
hatte. Dieselbe ist aus Pergament geschrieben und mit
stnnreichen Zeichnungen, die auf Neher's Werke und Leben
Bezug nehmen, von Professor Grünewald geschmückt. Den
s?stbaren Einband ziert das Künstlerwappen und golvene
Drnamentik nach dem Entwurfe des Oberbauraths Prosessors
p Leins. Der Text, der dem Dank für Neher's dreiund-
^sststigjährige Wirksamkeit als Direktor der Anstalt beredten
-iusdruck giebt, rührt von Professor vr. Haackh her. Ain
Nachmittage desselben Tages kam auch eine Deputation der
ffUnstschüler, welche dieseibe dankbare Anerkennung münd-
M ausdrückte. — Jnzwischen wird das frühere Atelier des
Airektors im Kunstschulgebäude für seinen Nachfolger Li ezen-
Mayer auf dessen Anordnung wescntlich vergrößert. Auch
werden noch viele weitere Ateliers, deren Bau erst später
Häägefiihrt werden sollte, jetzt schon in Angriff geiiominen.
Aus provisorische Gebände in der Urbanstraße enthält fiinf
tsauinabtheilungen, von denen Professor Donndorf und
ffMe Schüler bereits zwei bezogen haben. Die drei anderen
nnd für Professor Grünewald und seine Schüler bestimmt.
Nußerdem sind noch bei den Professoren v. Waqner und

Eniberlin und bei Maler Horst Ateliers gemiethet". so daß
pse Kunstschule gegenwärtig in fünf verschiedenen Gebäuden,
. w keine Verbindung miteinander haben, vertheilt ist. Und
?ä sträubte sich die Kammer, den von den Ministerien und
Lehrerkollegium empfohlenen Bauplan anzunehmen, der
??ai naheverbundene Häuser in bester Lage, die allen Be-
.ptstiissen entsprachen, errichtet sehen wollte! Die Verwer-
dieses Planes ist noch iinmer tief zu beklagen, da Vie

dadurch herbeigeführte Zersplitterung eine Menge Unzuträg-
lichkeiten mit sich führt.

Vom Nunstmarkt.

Auktion Sckröder, am. 7. Juni bei F. A. Prestel in
Franksurl a. M. Wer die Kupferstichauktionen der letzten
zehn Jahre, die vermöge ihres hervorragenden Kunstinhaltes
Sensation in Sammlerkreifen hervorriefsn, aufmerksam ver-
solgte, mußte staunen über den Reichthum von kostbaren
Blättern, die sich noch in den Mappen reicher Privatsammler
befanden. Und immer tauchen neue Sammlungen gleichen
Werthes in den Auktionslokalen auf, um rascher, als sie
zusammengebracht wurden, wieder in alle Winde sich zu zer-
streuen, bis sie in irgend einem öffentlichen Kabinet zur
endlichen Ruhe, zum Nützen der Kunstwelt, gelangen. Zu
diesen epochemachenden Auktionen wird gewiß auch die oben
genannte gerechnet werden. Da ist auch nicht ein Blatt,
das unwürdig wäre, selbst königliche Sammlungen zu be-
reichern. Der mit voller Sachkenntniß und sichtlicher Liebe
verfaßte Katalog belehrt uns, wie wir es bei Prestel ge-
wohnl sind, darüber, daß der Besitzer nicht darauf ausging,
komplete Werke einzelner Meister zusaminenzubringen; ihm
war es genug, die Entwickelung der Kunst in einem oder
einigen Blättern der Hauptmeister dieser Kunstgattung dar-
zustellen, dafiir aber wurde um so mehr auf tadellose Er-
haltung und Priorität der Abdrucksgattung gesehen, was
immerhin einen geläuterten Geschmack verräth. — Die erste
Abtheilung des Katalogs umfaßt in 769 Nummern Werke
alter Meister. Dürer's Werk ist ebenso reich wie glänzend
vertreten, dabei ein Probedruck des Triumphivagens! Auch
des Meister L. 8. sowie Bocholt, Barbarj, Lranach, Burgk-
mair und die Kleinmeister, namentlich H. S. Beham bringen
Sammlern wahre Perlen dar. Dietrich, Schmidt und Wille
sind unter den Neneren zu nennen. Unter den Jtalienern steht
Marc Anton oben an. Eine Kostbarkeit sind auch die Kartons
Raphael's von Dorigny im l. Abdruck. Von Niederländern
sind Bega, van Dyck, Berghem, Goltzius (von dem auch ein
unbeschriebenes Blatt vorkommv, und insbesondere Ostade
und Rembrandt zu nennen. Das reiche Verzeichniß der
Werke der beiden Letzteren gleicht einem wahren „Perlen-
regen". Auch die französischen Porträtstecher sind gleich-
mäßig vertreten, die Drevet's, das reiche Werk Nanteuil's,
Claude Gelse, Masson, (vier Bl., alle im 1. Abdruck) so wie
Edelinck. Von Letzterem die h. Familie nach Raffael im
l. Zustand vor Colbert's Wappen. Von R. Strange ist das
komplete Werk, wie es der Meister selbst zusammengestellt
hat, indem er nur die feinsten Abdrücke auswählte, ver-
zeichnet. Es wäre Schade, wenn es getheilt werden sollte.
Die zweite Abtheiluug enthält meist Grabstichelblätter mo-
I derner Meister. Auch hier ist auf die frühesten Abdrucks-
arlen flcißig Bedacht genommen. Es ist nicht möglich, ein-
zelne Künstlernamen hervorzuheben, wir müßten sie alle
nennen, denn es fehlt keiner der Geschätzten. Aber ein Blatt
überstrahlt sie nlle, es ist R. Morghen's Abendmahl nach
L. da Vinci im kostbaren Abdruck niit der weißen Schüssel,
aus der Sammlung des Kardinals Archinto, aus welcher
das Blatt um 8826 Frcs. verkauft wurde. Eine dritte und
vierte Abtheilung bringt Lithographien und moderneKünstler-
radirungen. Wir begegnen hicr Künstlernamen vom besten
Klang, müssen es aber dem Kunstfrennde überlassen, sich
selbst weiter umzusehen. W.

Auktion van Kaathoven, am 3l. Mai bei Fr. Muller
in Amsterdam. Der Katalog zählt 1936 Nrn. und be-
schreibt mehrere tausend Porträtstiche (da einzelne Nrn. oft
selbst kleine Sammlungen bilden). Or. van Kaathoven
in Leyden hat in patriotischer Gesinnung nur Bildnisse
seiner Landsleute gesammelt, diese aber sind mit seltener
Vollständigkeit vereint und, was besonders hervorzuheben ist,
es wurde iiuch auf die besten Blätler in vorzüglichen frühen
Abdrücken Bedacht genommen, so daß die Geschichte des
Kupferstiches hiermanchenneuen Bausteinvorfindet. Sammler
von Bilbnissen werden sich im Kataloge leicht zurechtfinden
da derselbe nach einzelnen Ständen in Abtheilungen zerfällt'
So beginnt oas Verzeichniß mit der Akademie von Leydeii'
dann folgen Mediziner und Chirurgen, Naturforscher, Ma-
thematiker, Astronomen und Philosophen. Die Männer der
Kirche sind nach dem Glaubensbskenntnisse gesondert; barauf
 
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