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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Die vierte allgemeine deutsche Kunstausstellung zu Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0276

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539

Die vierte allgemeine deutsche Kunstausstellung zu Düsseldorf.

plunipe Pracht von fadenscheinigen Gobelins und von
allegorischen Geniäldcn ward niit Glück vermieden.
An geeigneter Stelle kanien sowohl Draperien wie
Bilder zur Verwendung, obgleich die aus tüchtigen
Künstlern bestehende Koniniission bei der inneren und
der änßercn Ausschniückung des Gebäudcs deni Stile
der Renaissance den Vorzng gab.

Durch ein gcschmackvoll init Jmitationen von
Eichenholzschnitzwerk ansgestattetes Bestibül geht es
dann zur Linken in die allgenieine deutsche Knnst-
ausstellung, welche dcn ganzen südlvestlichen Theil des
Palastes, fast ein Drittel der linken Langhalle oder, in
Zahlen ausgedrückt, 3000 von den 32000 s^in. des
Hanptgebäudes in Anspruch nimnit. Dieser Rauni
vertheilt sich aus achtzehn Geinächer, darunter fünf
große Säle, welche zur Rechten und zur Linken niit
tiesen Seitenkabineten in Verbindung stehen. Um aus-
gedehnterc Wandflächen zu gewinnen und zugleich die
unliebsanie Zersplitterung der Aufiiierksainkeit zu ver-
hüten, wurden die Kabinete nnter einander nicht ver-
bunden, wodurch einc angenehnie Abgeschlosienheit jedes
einzelnen erzielt und die Wirknng der Gemälde be-
deutend erhöht ward. Nnr in dcn grvßeren Mittel-
saal münden je zwei Eingänge, nnd das letzte Kabinet
der Reihe steht seinerseits wieder in Verbindung mit
einem die drei großcn Kartons von Petcr Janßen
sainnit einigen Oelgemälden nnifassenden Raume, Ivel-
cher den zweiten Ansgang zur Mittelhalle bildet. Als
Belcuchtung war Oberlicht erwählt, dessen Kraft je
nach Bedürsniß erhöht oder gemildert werdcn kann.

Die beiden ersten Säle sind der zieinlich diirftig
vertretenen deutschen Plastik gewidmet, sic zählt nur
75 Nninmern; Monuiiientalwerke im eigentlichen Sinne
sucht man, drei Gvpsniodelle zn weiblichcn Kvlossal-
statuen abgercchnct, vergeblich, nnd kanm cin Drittel
der ausgestellten Arbeiten ist in Marmor ausgesührt;
fehlte nicht die ganze Plejade der tüchtigsten dentschen
Meister, die Caner, Kopf, der Koburger Niüller nnd
Zninbusch an der Spitze, so wäre man versucht, an
trübe Zeiten für die dentsche Bildhauerei zu glauben.
Der sich unmittelbar daran schließende mit der Haupt-
front parallel laufende Langsaal beherbergt Kupfer-
stiche, Radirnngen und Holzschnitte, solvie einen Cyklus
von Federzeichnungen von Heinrich Mücke nnd einc
kleine Elite von Aquarellen, darunter farbenprächtige,
nieisterlich ausgeführte Blätter von Andr. Achenbach
nnd Ed. Bende m ann. Diese ganze Abtheilung zählt
nur l13 Nummern. Der geineinsam nicht mehr als
58 Numniern umfasicnden, aus Architcktur, Majolika
und den Glasgemälden gcbildeten Gruppe war ein
eigcner, Mitte Mai noch nicht eröffneter Saal in dcr-
selbcn Linie eingeräunit, so daß den 886 Oelgemälden
fünfzehn Säle zur Verfügnng blieben.

540

Da die gewaltigen, cine ganze Wand oder ein
Kabinet für sich allein beanspruchenden Bildcr diesmal
keinen Drnck anf die Anordnung übten, pflegten Raiim,
Beleuchtung nnd die Rücksicht auf die Unigebung die
letzte Entscheidung über den jedem Gemälde anzu-
weisenden Platz zu fällen. Steffeck's „Sieger von
Königsgrätz", das grvße Rciterbild Kvnig Wilhelms,
welchen Vertreter aller Waffengattungen jubelnd,
dankend und frohlockend umringen, enipfängt den
Besucher im ersten Sale, wo es den Ehrenplatz ein-
nimmt. Camphansen's rühmlichst bckamites Reiter-
porträt „Friedrich der Große inmitten seines General-
stabes" bildet im letzten Sale das Pendant desselben.
Zu den Vorzügen der glücklich gewählten Raumver-
hältnisse und des guten, dem Kolorit merklich günstigen
Lichtes gesellt sich der weitere Umstand, daß die vor-
handenen Wandflächen dem von den eingesandten
Kunstwerken beanspruchten Platze vortresflich entsprachen;
die altgewohnte Klage von zn hoch hängcnden Bildcrn,
fällt hier gänzlich weg. Selbst anf das Znsamnien-
stimmen der einzelnen Gcmälde ward vom künstlerischen
Standpunkte Rücksicht genommen.

Jn Bezug anf den Knnstwerth dcr Bciträge stehen
Düsseldorf nnd Berlin voran, in Bezug anf die Mengc
Düsseldorf und München, denen sich, in beidcr Hinsichtz
Karlsruhe, Weimar, Dresden, Stuttgart, Hamburg,
Königsberg, Frankfurt a/M. nnd endlich Wien anreihen,
dessen Mcistcr ihrc Schöpfnngen für dic vsterreichische
Kunstausstellung reservirten; nur Angeli, Tina Bla«
und Joseph Hoffmann sanden sich ein.

Eine Gesammtübersicht von dem gegenwärtigcn
Standpunkte der dcutschcn Kunst giebt Düsseldorf, der
vielen Lücken wegen, leider nicht; der Korrcspondcnt
der „Inäöxenllnncs" nieint sogar, die 183 aus dcin
Biarsfelde 1878 vereinten Werke der Malerei und dei'
Plastik hätten sie beffer repräscntirt als die tauscnd
Nummern hier; aber sie fordcrt trotzdem zu interessan-
ten Parallelcn zwischcn dcn einzelnen Mcistcrn und
deren Schnlen auf. Ucbcrraschnngen nnd Enttänschnngctt
reihen sich unvcrinittelt aneinandcr. Dic dcutschi'
Knnst hat in unseren Tagen Mark und Frische, nM'
fehlt ihr die Einheit der Bestrebnngen und das große
Centrum, welches Frankreich in seiner Hauptstadt bcsitzt'
und die von dem Festrcdner bei der Eröffnnng ausge-
sprochcne Ansicht, jene Zeit, wo man von Münchene>'
Kunst, vvn Düsseldorfer Romantik, von Berliner nnd
Dresdcner Schule gesprochen habe, liege hinter nns,
w'ird durch eincn Gang dnrch die Säle schlagend nnder-
legt. Die Technik hat grvße Fortschritte gcmacht, allein
jeder Meistcr wandelt den eigenen Pfad, und jede
Akademie vertritt mchr vder tvenigcr die Richtnng dcs
zeitweiligcn Direktors. Anf den verschicdenen Ge-
bieten der Nkalerei machen sich immer stärker ansgc"
 
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