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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0278

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543

Kunstliteratur.

541

übrigens doch ein kleiner Zweifel in die Wahrhaftig-
keit seiner Berichterstatter ein: so, um ein Beispiel
anzuführen, bei den beideu Ostade. Mit Vorsicht schreibt
er: Adriaen und JZaak van Ostade waren Beide,
wcnn ich gut unterrichtet bin, Lllbecker von Ge-
burt. Houbraken's Nachschreiber giugen minder skru-
pulös vor; Nagler, Müller und unzählige Andere sagen
knrzweg: Ostade, gcboren in Lübeck, als ob sie an sciner
Wiege gestandcn hätten. Fand ich doch Ostade's Wcrk
in einer öffentlichen Sammlung auf Grundlage von
Nagler in der deutschen Abtheilung aufgestcllt! Wie
hartnäckig ein cingewurzelter Jrrthum ist, beweist
manchcs neuere Werk, in wclchcm Ostade auch noch
als Lübeckcr figurirt, obschon van der Willigen längst
dcn Jrrthum ausgeklärt hat. Viclleicht ist Houbrakcn
auch zu entschuldigcn, weil er noch vor Vollendung
seines Werkes starb nnd darnm nicht die letzte Feile
an dasselbe anlegen konnte, die wohl noch manches
Unebenc getilgt hätte. Da er übrigens nicht vhne ge-
naucre Sachkenntniß die Kunstwerke bcurthcilt, so wird
sein Werk immerhin auch heute noch brauchbar bleibcn.
Selbst über dic Grenzen seines Vaterlandes verfolgt
er mit Anfmerksamkcit die Werke der Künstler; so z. B.
führt er von M. WillcmanS (damit ist der „schlesische
Raffacl" Willniann gcmcint) zwci grvße Bilder zu
WratiSlau (Brcslan) an, die Urtheile Salomon's und
des Cambyses, die in dcr That von diescm Malcr für
dcn RathhauSsaal dasclbst gcmalt warcn (s. Dlabacz).

Die Uebersctzung ist bci aller Genauigkeit so
flicßend, daß man beim Lesen nirgends an dicselbe er-
innert wird. Daß ermüdcnde Abhandlnngen, die mit
dcm Zwccke dcs Buchcs in keincr innigen Verbindnng
stchen, fcrner die viclen eingestreutcn Gedichtc, die wvhl
sür die Zeitgenossen und LandSlcutc Houbrakcn's, aber
nicht fnr uns von Bcdcntung sind, in dcr Uebersetzung
wcggclassen ivnrdcn, finden wir ganz gercchtfertigt.
Dadnrch ist cs auch mvglich geivvrdcn, die drei Bände
der holländischen Ausgabe in eincn znsammcnznzichen.
Die Verzcichnissc machcn das Bnch zn cinem praktischcn
Nachschlagelverke. Das eine dcrsclben vcrzeichnct dic
2000 in Houbraken's Bnch erwähntcn Pcrsönlichkeiten;
das zweite giebt cinc gcographisch geordnete Ucbersicht
aller Städte und Länder, in wclchcn die im Buche cr-
wähnten Künstler gcboren wurden, lebtcn oder starbcn;
das dritte ordnet die nicderländischen Meistcr nach
den vvrzngsweise behandeltcn Darstellungsgebietcn und
Kunstartcn. Mit besonderer Spannnng sehcn wir dcm
zwciten Bande entgegen, wclchcr dic Nvten zn Hon-
braken's Werk nnd cine durch Onellenforschung er-
ziclte Berichtignng der Jrrthümcr dcsselben bringcn
svll. Dadnrch wird uns crst der Schlüssel znm Ge-
brauch nnd ziim bcsseren Verständniß dcs Bnchcs geboten
wcrden. Z. E. Wcssely.

Theodore Wcchniakoff, Uiskoirs naturolls clss bsnnx tz'pss
lsminins st äs In Lsauks. Uvrnison. 8t. Uö-

tsrsbonrA 1879. 8. 77 p.

Die erste Lieferung bringt die Einleitung und stellt als
Aufgabe der „Naturgeschichte der weiblichen Schönheit"
das Studium zweier Klassen von „Phänomenen" auf. Es
sollen weibliche Schönheitstypen der weißen Race und
ihrer Ableger in Amerika und Afrika betrachtet werden,
welche in sich die fundamentalen Gruppen der charakte-
ristischen Merkmale vereinigen, und zwar die morphologischen,
physioguomifchen und histologischen, oder auch solche Typen,
bei welchen eine dieser Richtungen in hervorragendster Weise
sich zeigt, ohne daß die anderen unter einem „minimum
oonvsnu" sind. Sodaun aber handelt es sich darum, nach-
zuweisen, in welcher Weise in den verschiedenen Epochen jede
der Gruppen der charakteristischen Merkmale der weiblichen
Schönheit auf die Künstler und die Leute von Geschmack
gewirkt hat: ,,stuäs äs 1n bsauts oomms pbönomsns
xs^obopb^sioloKigus, oomms imprsssion ssnsusmotivo
st ps^obomotrios, sxoitnnt n 1u rsproäuotion imitativo
sntsrrsurs äss onraotbrss äs 1a, bsauts." Dieses Studiunl
soll unter dem ikonographischen, historisch-geographischen und
physiologischen Gesichtspunkte stattfinden. Wir bezweifeln
sehr, ob mit all diesen hochklingenden Namen, ja selbst ob
niit der Sache irgend etwas gefördert wird, auch wenn sie
in das Stadium der Verwirklichung treten sollte. Der
Charakter der Publikation scheint, soweit sich nach der An-
kündigung urtheilen läßt, ein unwissenschaftlicher, ja selbst
die nothwendigen Kenntnisse keineswegs garantirender zn
sein. Schon die Wahl des Stoffes trägt etwas von sran-
zösirender Pikanterie an sich, die wenig Vertrauen erweckt.

V. V.

0o8t»i»«»8 «Iv8 k«>»»uv8 ä« 81r«8l»«»urx lXVIIo st XVIIIo
8iöo1ss). ßsuarants-8ix planobss äossinöos ä'aprds
äss äooumonts äo l'spocius par Xä. 8oibotb.
8trasbourF, k. 8obu1t/, ot Ooinp. 1880. 8.

Eine Saiunilung vou Straßburger Fraueutrachteu nuS
deni 17. uud 18. Jahrhundert, nus selteucn alten Kostüin-
werken gezogen, und sowohl für die Lokalgeschichte der Stadt
als auch für Kostümkunde im Allgemeiueu von mannig-
fachem Jnteresse. Die Darstellungsiveise, voriviegend ein-
sach in Umrissen und in Schwarzdruck, macht aiif höhcre
künstlerische Wirkung keineii Anspruch. Fnrbenangabe und
ein kurzer erlnuternder Text wären zu wüuschen. Es koimnen
nur fünfzig Exemplare in dcn Handel. — Eine zweite Folgc,
niit den Straßburger Mttmiertrachteu derselben Epoche, wird
in Aussicht gestellt. _ »

14. U. Hirth's Liebhabcr-Bibliothck. Or. Georg Hirth
iu München, welcher durch die Herausgabe des in dic wei-
testeu Kreise gedrungeuen Forinenschatzes der Reunissance
sich große Verdienste mn die künstlcrischc Bilduug deS Volkes
erworben und seinen Namen schnell populär gemacht hat,
beginnt soeben ein neues großes Unteruehnicn, ivelches Viele
erfreuen und gleichfnllS sein Theil'zur Popularisirung dcr Kunst
beitragen wird. Es ist dies die „Liebhaber-Bibliothek alter
Jllustratorcn in Facsiniile.Reproduktioncn", welche gctreuc,
mit Hilfe der Zinkotypie auf der Buchdrnckerprcsse hergc-
stellte und daher sehr billige Nachbilduugcn der bedeutend-
stcn, jetzt seltenen und deshalb theuren Originaldrucke des
10. und 17. Jahrhunderts, wie die Werke von A. Dürcr,
Virgil Solis und Jost Aimnan, den Todtentanz und das
alts Testaincnt von Holbein, deu Weiskunig, den Theuerdank,
alte Trachtenbücher, eine kleine Prachtbibel und vieleS An-
dcre enthalten wird. Der kunst- nnd kulturhistorische Worth
dieser Publikation bedarf keiuer uäheren Erläuterung. Als
erstes Bändchen der Saimnlung ist Jost Amman's „Frauem
Trachtenbuch" soeben erschienen. Die Treue der Nachbm
dung desselben entspricht den strengsten Anforderungen.

- Znvcntar der Kunstdcnkmäler in Ostprcußen. TH'
Provinzial-Ausschuß von Ostpreußen hat beschlossen, e»i
reich illustrirtes beschreibendes Verzeichniß der Bau- uo"
Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen zu verösfentlichen,
hat reichliche Mittel sür dieseu Zweck bewilligt und den
Professor R. Bergau in Nüruberg, cineu geborenen KönigP
berger, der niit der Ausarbeitung eines ähnlichen Werkes
 
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