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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0280

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547

Konkurrenzen. — Sammlungen und Ausstellnngen.

548

Jch freue mich nicht blos über die Bestätigung meiner
Vermuthung, sondern inehr noch über die Rettung eines
ausgezeichneten Werkes von einem Künstler, dessen Tafel-
bilder bekanntlich zu den seltensten gehören Das Btld
hat durch Vernachlässigung gelitten, bedarf aber nur einer
sorgfältigen Reinigung und der Wiederherstellung einer An-
zahl nieist kleinerer, an sich ivenig erheblicher Verletzungen,
uin sammt dem prächtigen geschnitzten alten Rahmen im ur-
sprünglichen Glanze zu erstehen. Jch möchte aber ungern
sehen, daß das Bild in seinen abgelegenen Winkel zurück-
kehre, ivo es so gut ivie verloren und verschollen sein ivürde.
Möchte man es doch in Wien einer öffentlichen Sammlung
einverleiben, ivo alle Welt sich daran freuen kann!

W. Lübke.

Aonkurrenzcn.

0. 8. 'lVmtru alii»i>ieo zu Viccnza. Zur drei-
hundertjährigen Gedächtnißfeier des Todes ihres großen
Bürgers und Architekten Andrea Pnlladio — er starb in
Vicenza im August 1580 und war dort geboren im Jahrs
1518 — hat das Municipium von Vicenza eine Konkurrenz
für die einheimischen Jngenieure und Architekten ausge-
schrieben znr Erlangung von Plänen für eine Fasade des
berühmten 4'entro olirnpioo, das 1580 noch von Palladio
selbst begonnen und bis 1584 vollendet wurde. Es ist nur
ein Jnnenbau, dessen bekanntlich ganz im antiken Geiste
concipirter Zuschauer- und Bühnenraum mit seiner reich ge-
schmückten, von barocken Zuthaten nicht ganz freien Säulen-
architektur, deren weite Thore den Blick in perspektivisch an-
geordnete Straßenzüge öffnen, einen durchaus monumen-
talen Eindruck hinterläßt, und dies trotz des einfachen, be-
malten Holzmaterials. Die längs des Bacchiglione stehen-
den Häuser sollen niedergelegt und dadurch ein Platz geschaffen
werden, an dem sich die ganz im Stile Palladio's zu den-
kende Front erheben soll, so daß das einheitliche, festliche
Gepräge der Stadt Palladio's auch weiter gewahrt wird.
Bei sonst geringen Ansprüchen an die Konkurrenten — es
ist eigentlich nur ein geometrischer Fayaden-Ausriß im Maß-
stab von 1: 100 verlangt — ist als Preis auch nur eine
Medaille im Werthe von 200 Lire nebst Ehrendiplom aus-
gssetzt.

5animlungen und Ausstellungen.

t'. In dcr Pcrmanciitcn Bau - Ausstellung zu Berlin
präsentirt sich dem Beschauer seit Anfang dieses Monats als
letzte Gruppe der durch das vorjährige Preisausschreiben
hervorgerufenen kunstgewerblichen Konkurrenzar-
beiten eine Reihe in gebranntem Thon ausgeführter, für
Vestibüle, Gewächshäuser oder ähnliche Räume bestimmter
Fontainen, die, da der ursprüngliche Einlieferungstermin
für die betreffende Anfgabe einen betrüchtlichen Aufschub er-
fuhr, erst jetzt zur Einsendung gelangten. Es sind im
Ganzen fünf Arbeiten, von dencn sreilich die von der
Mattern'schen Thonwaarenfabrik zu Groß-Glogau ge-
lieferte auf eins nähere Berücksichtigung kauni An-
spruch erheben kann, während die übrigen als verdienstliche
und zum Theil sehr interessante Leistungen moderner Kera-
mik eine desto eingehendere Beachtung verdiencn. Bei statt-
lichen Verhültnissen zeichnet sich unter denselben die nach
einem Entwurf des Baumeisters Hartung von dem Bild-
hauer A. Brasch zu Berlin in kräftigen Renaissanceformen
modellirte Fontaine, die allerdings mehr zur Aufstellung
im Freien als im geschlossenen Raum geeignct erscheint,
durch eine geschickt abgewogene, schwnngvolle Linienführung
und durch reichen und trefflichen plastischen Schmuck ebenso
aus, wie durch die tüchtige Behandlung des MaterialS, einer
röthlichgelben Terrakotta mit diskret vertheilten friesartigen
Ornamentstreifen auf vcrtieftem lichtblauen Grunde, die so-
wohl das breit ausladende, von vier Balustern gestützte
Becken umsäumen, als auch in dem von diesem etivas massigen
Unterbau getragenen leichteren oberen Aufsatz wiederkehren.
Noch bemerkenswerther aber als diese auf die Glasnr voll-
ständig verzichtende Arbeit ist die durchweg mit färbigen
Glasuren in der denkbar mannigfachsten Nüancirung der
Töne überzogene und durch theilweise Vergoldung in ihrem
Effekt noch gesteigerte Fontaine der Magdeburger Thon-

waarenfabrik, vormalsDumigneau, die sich auf weitaus
mäßigere Dimensionen beschränkt und in dem ganzen Auf-
bau wie in der Durchbildung der Details ein für einen
behaglichen Jnnenraum vorzüglich passendeS Zierstück dar-
stellt. Jhre fast üppige Dekoration mit einem den Fuß des
auf achtseitiger Basis ruhenden Beckens umziehenden
Fries muschelblasender Tritonenknaben, mit Blumen-
gehängen, Farrenkräutern und Wasserpflanzen, Muscheln,
Vögeln, Delphinen, Fischen und allerhand anderem Gethier
in einer einigermaßen an die Palissywaare erinnernden
Nachbildung der Natur, ist trotz einzelner Mißgriffe in der
Behandlung als ein höchst ersreulicher Fortschritt keramischer
Technik zu begrüßen und würde noch ungleich glücklicher
wirken, wenn ein Uebermaß weichlicher Töne vermieden
wäre, durch welche die koloristische Stimmung des an-
muthigen Werkes, trotz einzelner in dieser Hinsicht sehr ge-
lungener Partien, doch im Ganzen der rechten Kraft und
Tiefe verlustig geht. Dem beknnnten March'schen Eta-
blissement zu Charlottenburg entstammen sodann noch zwei
nach Entwürfen des Architekten K. Grunert von dem Bild-
hauer Brasch modellirte Arbeiten von tadelloser technischer
Vollendung und zum mindesten anziehend origineller Erfin-
dung, die dnrch geschickte Kombination glasirter und un-
glasirter Theile den gefälligsten Effekt erzielen. Jn beiden
wird das mäßig ausladende Becken durch vier knrzstämmige
Säulchen mit Blattwerkkapitälen gestützt, vie einen durch-
gehendsn Mittelschaft zwischen sich einschließen. Der letztere
steigt sodann in der ursprünglichen Komposition als Träger
einer zweiten flachen Schale in elegant gezeichneter Sil-
houette hoch und schlank empor, wobei der ganze Aufbau
allerdings die durch einen geschlossenen Raum von nicht all-
zu großer Höhenausdehnung gegebenen Bedingungen kaum
genügend in Betracht ziehts während die zweite Fontaine,
in dcr den oberen kandelaberartigen Theil jenes Schaftes
eine von Calandrelli modellirte Kindcrgruppe ersetzt und
zur Herstellung des Gleichgewichtes mit den nun breiteren
oberen Massen sich zwischen dcn unteren Süulchen vier
sitzende Grcifen einfügen, wieder die ruhige Geschlossenheit
und die klare Entwickelung des gesammten Aufbaues ver-
missen läßt, durch die jene andere Anlage ihren vorzüg-
lichsten künstlerischen Reiz gewinnt. — Von der Benrthei-
lnngs-Kommission ist der erste Preis vvn 500 Mk. der
Magdeburger Thonwaarenfabrik, vormals Dumi-
gneau, der zweite von 300 Mk. dem Bildhauer Brasch,
der dritte von 200 Mk. dem March'schen Etablissement,
und zwar für die in strengeren architektonischen Formen ge-
haltene, den ersten Gedanken des erfindenden Künstlers ver-
körpernde Komposition zugesprochen worden. Der daS Ur-
theil motivirende Bericht wird, wie bei den früheren Kon-
knrrenzen gleicher Art, demnächst im Druck erscheincn und
den betheiligten Ausstellern sowie sonstigen Jnteressentcn
durch das Kunstgewerbe-Mnseuin zugesandt wcrden.

tL. U. Dei Vciei» dcr Küiistlcriniicii uiid Kuiistsrciiii-
diiineii in Berlin hat nm !l. Mai seine Jahresausstellung
erösfnet. Zum ersten Male ist ihm das provisorische Aus-
stellungSgebäude anf der Musenmsinsel überlassen worden,
dem wenigstens der Vorzng einer reichlichen Beleuchtung
nicht abzusprechen ist. Freilich können die Produkte vieler
malenden Damen ein allzu helles Licht nicht gut vertragen,
und auch in diesem Jahre wäre dcn meisten Bildern, trotz-
dem das Durchschnittsnivcan gegen frühere Jahre erheblich
höher geworden ist, ein bescheideiies Halbdunkel wohlthätiger
gewesen. Wenn man die ausgestellten 300 Oelbilder nach
einer Skala arrangiren wollte, würde dieselbe sich ungeführ
so ausnehmen: Stillleben (Blumen, Früchte u. s. w.), Land-
schaft, Studienkopf, Porträt, Genrebild, Historie. Es bleibt
also immer das alte Verhältniß: die Blumenmalerei und
was dazu gehört ist dasjenige Feld, auf welchem den ma-
lenden Dnmen die reichsten Lorbeeren blühen. Auf dcr
Berliner Ausstcllung sind dieselben von zwei auswärtige»
Künstlerinnen gepflückt worden: von Frl. Anna PeterS i»
Stuttgart und Frl. Helene von Preuschcn in Karlsruhe.
Die erstere hat ein Arrnngcment von südlichen Bluinen, die
in herrlichster Farbenpracht strahlen, und cin Vogelnest mit
blauen Eiern zu einer ungemcin zarten Harmonie vereinigt^
Jn der Feinheit dcr Pinselführung, die mit dem Blüthen-
staubc der Natur wcttcifert, giebt sie den berühmtestcn hol-
ländischen Blumenmalern nichts nach. Helene von PreuscheN
 
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