Ausstellung von Bucheinbänden im Oesterreichischen Museum,
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füken zwei Pultkästen, Daneben befindet sich die
lateinische Grannnatik von Stefan Heyner in Wien,
1470 fnr den Unterricht Kaiser Maximilian's verfaßt, in
Rehleder mit zierlichen Messingbeschlägen gebunden;
sie bildet einen interessnnten Beleg daflir, wie weit jene
Theilung des Gewandes in verschiedenfarbige Hälften
(äsini-puru) den damaligen Geschmack beeinflußt hatte. !
Die Vorderseite des Quartbandes ist nämlich mit roth- ^
braunem, die Rückseite mit hellgrünem Leder überzogen,
Schreibtafeln Kaiscr Ferdinand's I, in violetteni Gold-
brokat, sowie mehrere Gebetbücher gleichzeitiger Fürst-
lichkeiten tragen an Ecken nnd Schließen vortreffliche :
Goldarbeiten der Renaissance. Auch fehlt ein Folio- :
band dieser Art nicht, Augsburger Arbeit, noch aus der
Zeit des Kaisers Maximilian, ein schwarzer Sammetband
mit der Aufschrist: D. 8. 'HUOU in Messing- ^
buchstaben. EinigeBände mit Filigranverzierungen (Herr
Artaria und die bischöfl. Bibliothek in Kremsier) sind
dieser Gruppe beigegeben.
Nun beginnen die eigentlichen Buchbinderarbeiten, ^
die Lederbände, mit den italienischen der Renaissance-
zeit. Vorerst wäre ein Band ans der Corvina zu
nennen, „^olinn äa instrnanäis noisbns" (Bes. Graf
Apponyi) von braunem Naturleder niit eingepreßtem
Flechtwerk, zwischen welchem Sternchen aus blan nnd
roth gefärbtem Golde schimmern Die edle Wirkung
dieser leicht ausführbaren Arbeit svllte sich die mo-
derne Jndustrie nicht entgehen lassen, ebensowenig dic
feinen Einbände friiher Venezianer und Florentiner
Drucke, deren dunkles Leder nur wenige Linien und
Blattformen beleben. Gerade die einfachsten Arbeiten
dieser Art, als die besten Muster, wurden ans dem
reichen Besitze der Fürstl. Liechtenstein'schen Bibliothek
entlehnt, welcher die Ansstellung anch sonst den grvßten
Theil der Bände verdankt. Ein gutes Beispiel dafür, ^
wie sich mit diesen fcincn Goldpreßungen Malerei ver- j
binden lasse, zeigt cine Liviusübcrsetznng von I. Nordi !
(Bes. Graf. Apponyi), das Widmungseremplar des be-
rühmten Histvrikers an Kardinal Niadruzzi. Zwischen
die goldenen Ranken ist in lebhaften Farben das
Wappcn des Kardinals gemalt, darüber schwebend der
rothe Hut. Den Jtalienern des 16- Jahrh. folgen
die Franzosen, welche sie in diesen Arbeiten vielleicht
noch übertrofsen haben. Besonders sind hervorzuheben:
Ein Gebetbuch der Maria Stuart mit der Jahres-
zahl ihrer Vermählnng 1558 nnd ihreni ahnungs-
vollen Wahlsprnch HMIIUITbi IL ?I!.I8L. (Liechtst.
Bibl., früher F. Didot); über die braune Dccke ziehen
sich feine verschlungenc Goldlinicn. Eine llebersetzung
deS Dionysios Halicarn. vonAe»iilian Portv,Pnris 1588,
mit einem in seiner Art einzigen Einbande. Auf dem
dnnklen Rande des Foliobandes laufen breite Gold-
ornamente von sitbernen Alasken in den Ecken aus,
während das vertiefte Mittelfeld aus weißem Perga-
ment die reizenden Ornamente französischer Renaissance
schmücken (Liechtenst. Bibl.). Ferner ein Grolierband
von goldbraunem Leder, der nngewöhnlicher Weise das
bekannte „Orolisrii st niniooruin" am Rücken trägt
(Liechtenst. Bibl.); treffliche Beispiele von Bänden mit
Malerei in Lederfarben, wohl die Vorläufer der Leder-
mosaik und nicht, wie sv oft gesagt ivird, deren
Jmitativn.
Von diesen Bänden italienischen und sranzvsischen
Ilrsprnnges, dercn phantastische Linienverschlingiingen
die Renaissance anf den Wasfen des Orients gesunde»
und sinnvoll verändert hatte, ist eine andere Gruppe
derselben Zeit durch Abstammung und Technik schars
unterschieden. Minder werthvvlle Codices waren in den
Klöstern in natnrfarbenes Leder gebunden, und mit
geschnittenen Messingrollen darauf plastische Ornamente
gepreßt worden. Diese Einbände warcn im 15- Jahrh.
überall, wo man Bücher druckte, ziemlich unverändcrt
im Gebrauch geblieben, in späterer Zeit aber nur noch
in Deutschland. Die deutsche Renaissance gewann auf
die Zeichner vollen Einfluß, nnd statt der gothi-
schen Blattgewinde erschienen Figurenreihen: Pro-
pheten, Tugenden n. dergl. auf dem weißen Schweins-
leder, das nnn bevorzugt wurde. Von diesen allbe-
kannten, meist sächsischen Bänden, mit Bildnissen der
Kurfürsten, Reformatorcn, oder mit Venus, Lucretia,
Ändith und anderen mythischen odcr allegorischen
Frauen im Mittelfelde, ist eine gut gewählte Samm-
lnng ausgestellt. Ein eigener Kasten ist den feineren
Arbeiten der deutschen Nenaissance gewidmet. Her-
vorzuheben wäre: ein Nürnberger Geschlechterbuch
(Graf Apponyi), zweite Hälfte des 1l>. Jahrh., aus
brannem Leder mit Goldverzierungen, auf dem zivi-
schen gothischem Maßwerk Embleme und Figuren nach
Art der Kleinmeister erscheinen; ein Fvliant (Oesterr.
Musenm), der die erwähnten Knrfürsten-Bilder niid
deren Wappen buut bemalt bringt, sv wie kleine hell-
braune Lederbände, welche Metallschnitte (Hvchdrnck)
in Gold schmücken.
Sv wie in Deutschland gegen Ende des l t>. Jahrh.
die lichten Schweinslederbände hcrrschend gewordcn
waren, hatte sich anch in Frankreich nnd Jtalien einc
Neignng für wenigcr satte Wirknng cingestellt. Am
französischen Hofe ivnrde cin neues Genre von Buch-
einbänden bevorzngt, wciche Pergamentbände mit gol-
denen Zierleisten nm den Nand. Der Grnnd aber
blieb bis auf ein klcines Mittelstück frci vdcr wnrdc
mit versetzten Lilien nnd den Jnitialen des Besitzcrv
bestreut. Diese Bändc vvn ebensv bescheidencr wie gc-
schmackvoller Wirknng sind in so vorzüglichen sranzv
sischen und italicnischen Eyemplaren vertreten, daß sic'
wohl zur Nachahmung reizen werdcn.
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füken zwei Pultkästen, Daneben befindet sich die
lateinische Grannnatik von Stefan Heyner in Wien,
1470 fnr den Unterricht Kaiser Maximilian's verfaßt, in
Rehleder mit zierlichen Messingbeschlägen gebunden;
sie bildet einen interessnnten Beleg daflir, wie weit jene
Theilung des Gewandes in verschiedenfarbige Hälften
(äsini-puru) den damaligen Geschmack beeinflußt hatte. !
Die Vorderseite des Quartbandes ist nämlich mit roth- ^
braunem, die Rückseite mit hellgrünem Leder überzogen,
Schreibtafeln Kaiscr Ferdinand's I, in violetteni Gold-
brokat, sowie mehrere Gebetbücher gleichzeitiger Fürst-
lichkeiten tragen an Ecken nnd Schließen vortreffliche :
Goldarbeiten der Renaissance. Auch fehlt ein Folio- :
band dieser Art nicht, Augsburger Arbeit, noch aus der
Zeit des Kaisers Maximilian, ein schwarzer Sammetband
mit der Aufschrist: D. 8. 'HUOU in Messing- ^
buchstaben. EinigeBände mit Filigranverzierungen (Herr
Artaria und die bischöfl. Bibliothek in Kremsier) sind
dieser Gruppe beigegeben.
Nun beginnen die eigentlichen Buchbinderarbeiten, ^
die Lederbände, mit den italienischen der Renaissance-
zeit. Vorerst wäre ein Band ans der Corvina zu
nennen, „^olinn äa instrnanäis noisbns" (Bes. Graf
Apponyi) von braunem Naturleder niit eingepreßtem
Flechtwerk, zwischen welchem Sternchen aus blan nnd
roth gefärbtem Golde schimmern Die edle Wirkung
dieser leicht ausführbaren Arbeit svllte sich die mo-
derne Jndustrie nicht entgehen lassen, ebensowenig dic
feinen Einbände friiher Venezianer und Florentiner
Drucke, deren dunkles Leder nur wenige Linien und
Blattformen beleben. Gerade die einfachsten Arbeiten
dieser Art, als die besten Muster, wurden ans dem
reichen Besitze der Fürstl. Liechtenstein'schen Bibliothek
entlehnt, welcher die Ansstellung anch sonst den grvßten
Theil der Bände verdankt. Ein gutes Beispiel dafür, ^
wie sich mit diesen fcincn Goldpreßungen Malerei ver- j
binden lasse, zeigt cine Liviusübcrsetznng von I. Nordi !
(Bes. Graf. Apponyi), das Widmungseremplar des be-
rühmten Histvrikers an Kardinal Niadruzzi. Zwischen
die goldenen Ranken ist in lebhaften Farben das
Wappcn des Kardinals gemalt, darüber schwebend der
rothe Hut. Den Jtalienern des 16- Jahrh. folgen
die Franzosen, welche sie in diesen Arbeiten vielleicht
noch übertrofsen haben. Besonders sind hervorzuheben:
Ein Gebetbuch der Maria Stuart mit der Jahres-
zahl ihrer Vermählnng 1558 nnd ihreni ahnungs-
vollen Wahlsprnch HMIIUITbi IL ?I!.I8L. (Liechtst.
Bibl., früher F. Didot); über die braune Dccke ziehen
sich feine verschlungenc Goldlinicn. Eine llebersetzung
deS Dionysios Halicarn. vonAe»iilian Portv,Pnris 1588,
mit einem in seiner Art einzigen Einbande. Auf dem
dnnklen Rande des Foliobandes laufen breite Gold-
ornamente von sitbernen Alasken in den Ecken aus,
während das vertiefte Mittelfeld aus weißem Perga-
ment die reizenden Ornamente französischer Renaissance
schmücken (Liechtenst. Bibl.). Ferner ein Grolierband
von goldbraunem Leder, der nngewöhnlicher Weise das
bekannte „Orolisrii st niniooruin" am Rücken trägt
(Liechtenst. Bibl.); treffliche Beispiele von Bänden mit
Malerei in Lederfarben, wohl die Vorläufer der Leder-
mosaik und nicht, wie sv oft gesagt ivird, deren
Jmitativn.
Von diesen Bänden italienischen und sranzvsischen
Ilrsprnnges, dercn phantastische Linienverschlingiingen
die Renaissance anf den Wasfen des Orients gesunde»
und sinnvoll verändert hatte, ist eine andere Gruppe
derselben Zeit durch Abstammung und Technik schars
unterschieden. Minder werthvvlle Codices waren in den
Klöstern in natnrfarbenes Leder gebunden, und mit
geschnittenen Messingrollen darauf plastische Ornamente
gepreßt worden. Diese Einbände warcn im 15- Jahrh.
überall, wo man Bücher druckte, ziemlich unverändcrt
im Gebrauch geblieben, in späterer Zeit aber nur noch
in Deutschland. Die deutsche Renaissance gewann auf
die Zeichner vollen Einfluß, nnd statt der gothi-
schen Blattgewinde erschienen Figurenreihen: Pro-
pheten, Tugenden n. dergl. auf dem weißen Schweins-
leder, das nnn bevorzugt wurde. Von diesen allbe-
kannten, meist sächsischen Bänden, mit Bildnissen der
Kurfürsten, Reformatorcn, oder mit Venus, Lucretia,
Ändith und anderen mythischen odcr allegorischen
Frauen im Mittelfelde, ist eine gut gewählte Samm-
lnng ausgestellt. Ein eigener Kasten ist den feineren
Arbeiten der deutschen Nenaissance gewidmet. Her-
vorzuheben wäre: ein Nürnberger Geschlechterbuch
(Graf Apponyi), zweite Hälfte des 1l>. Jahrh., aus
brannem Leder mit Goldverzierungen, auf dem zivi-
schen gothischem Maßwerk Embleme und Figuren nach
Art der Kleinmeister erscheinen; ein Fvliant (Oesterr.
Musenm), der die erwähnten Knrfürsten-Bilder niid
deren Wappen buut bemalt bringt, sv wie kleine hell-
braune Lederbände, welche Metallschnitte (Hvchdrnck)
in Gold schmücken.
Sv wie in Deutschland gegen Ende des l t>. Jahrh.
die lichten Schweinslederbände hcrrschend gewordcn
waren, hatte sich anch in Frankreich nnd Jtalien einc
Neignng für wenigcr satte Wirknng cingestellt. Am
französischen Hofe ivnrde cin neues Genre von Buch-
einbänden bevorzngt, wciche Pergamentbände mit gol-
denen Zierleisten nm den Nand. Der Grnnd aber
blieb bis auf ein klcines Mittelstück frci vdcr wnrdc
mit versetzten Lilien nnd den Jnitialen des Besitzcrv
bestreut. Diese Bändc vvn ebensv bescheidencr wie gc-
schmackvoller Wirknng sind in so vorzüglichen sranzv
sischen und italicnischen Eyemplaren vertreten, daß sic'
wohl zur Nachahmung reizen werdcn.