Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0368

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
723

Kunstliteratur. — Todesfälle. — Psrsonalnachrichtsn. — Vermischte Nachrichten.

724

wird die Stadt darauf bedacht sein, durch eine kleine
Gartenanlage und durch knnstlerisch gestaltete Gas-
kandelaber diesen herrlichen Zierbrunnen in die richtige
Verbindung mit dem großen Platze zu bringen. Der
Enthüllnngsfeierlichkeit wohnte Prinz Luitpold von
Bayern im Auftrage des Königs bei und ehrte den
anwesenden Künstler, F. v. Miller, durch eigenhändigc
Ueberreichnng des ihm verliehenen St. Michaelsordens.
Von den Festlichkeiten muß noch der Festzug wegen
seiner wahrhast künstlerischen Anordnung erwähnt
werden.

Zum Schlusse kann ich noch eine weitere in künst-
lerischer Beziehung erfreuliche Nachricht aus Bambcrg
bringen. Vor cinigen Wochen wurde das neue Real-
schulgebäude vollendet. Dasselbc ist ein wahrer Pracht-
bau, im Stile der italienischen Hochrenaissance aufge-
führt, und gereicht sowohl dem Baumeister, unserem
stadtischen Baurath Lang, als anch dem Bauherrn, der
Gemeindeverwaltung, zn hoher Ehre. Künstlerisch
durchgebildete öffentliche Bauten sind bekanntlich die
stärkste Anregung zur Entwickelung des Kunstgewerbes,
und so können wir auch in dieser Richtung für Bam-
Lerg die besten Hosfnungen hegen, umsomehr da das
neu erwachte Streben des hiesigen GewerbestandeS, seine
Produkte in der Form zu Veredeln, durch den Gewerbe-
verein und insbesondere auch durch dessen neuen Vor-
stand, Hrn. vr. Leitschuh, welcher in seiner Eigenschaft
als Bibliothekar die Kunstschätze der Bibliothek dem
Handwerker mit seltenem Eifer zugänglich zu machen
sucht, gefördert wird.

Aunstliteratur.

^ Vo» Lübkc's Geschichtc der Plastik liegt der erste
Band der dritten Auslage mit der soeben erschienenen fünsten
Lieferung vollendet vor. Derselbe umfaßt das orientalische
und klassische Alterthum und die Bildnerei des frühen Mittel-
alters bis zum Ausgange der romanischen Epoche. Der
Autor hat es sich mit der Herstellung der neuen Auflage
nicht leicht gemacht: ganze Abschnitte, ivie z. B. der über die
ägyptische Kunst, sind völlig neu bearbeitet, die epoche-
machenden Ausgrabungsresultate in Mykenä und Olympia,
auf Cypern und in Kleinasien fleißig verwerthet und durch
Abbildungen erläutert; für die späteren Epochen boten u. A.
die bedeutenden Erwerbungen des South Kensington Mu-
seums, über ivelche Jakob Burckhardt dem ihm befreundeten
Autor seine Notizen zur Verfügung stellte, mannigfache Aus-
beute; einige neue Abschnitte sind den plaslischen Klein-
künsten gewidmet. Dagegen hat sich Lübke von einem breiten
Eingehen in die Geschichte der Kunstgewerbe fern gehalten,
und überhaupt nicht in stofflicher Ueberfülle, sondern in
ivohlerwogener Auswahl des wahrhaft künstlerisch Bedeu-
tenden und historisch Wichtigen seine Aufgabe gesucht und
sich dadurch ivieder als Meister des Stils bewährt. Von
den an Zahl und zum Theil auch an Güte beträchtlich fort-
geschrittenen Jllustrationen fallen 277 allein auf die 442 S.
des ersten Bandes. Eine derselben, auf S. 825, ist irrthüm-
lich als „Herkulanerin, Dresden" bezeichnet; es ist vielmehr
die Agrippina des Capitols. — Auf eine Lücke, die uns in's
Auge fiel, sei kurz hingewiesen; sie betrifft die Denkmälerwelt
Spaniens. Lübke citirt für dieselbe, soweit er sie in dem
vorliegenden Bande berührt, nur das bekannte Werk von
Street. Es iväre sehr wünschenswerth, daß er sich für die

folgenden Kapitel auch das reiche Material der „Nonn-
msritos nr^nitsokonioos cls Lspnnn" zugänglich machte,
welches durchaus nicht nur fnr die Geschichte dsr Architektur
des Landes, wie mnn aus dem Titel schließen könnte, son-
dern auch für die der bildenden und dskorativen Künste eine
noch lange nicht genug gewürdigte Fundgrube bildet und
namentlich in den letzten zwei Jahren um eine Reihe neuer,
prachtvoll ausgestatteter Lieferungen vermehrt worden ist. —
Eine ausführlichere Besprechung' von Lübke's Werk behalten
wir uns bis nach der Vollendung des zweiten Bandes vor.

Todesfälle.

Edwin Opplcr, Baurath in Hannover, geboren in Oels
183l, bekannt als einer der bedeutendsten Vertreter der
mittelalterlichsn Kunstrichtung, der er auch in seiner litera-
rischen Thätigkeit Vorschub zu leisten bemüht war, ist am
5. Sept. einem lüngeren Leiden erlegen.

s 'Wilhclm Angust Nieder, Historienmaler und bis vor
einigen Jahren Custos am k. k. Belvedere in Wien, starb
dort am 8. September im 84. Lebensjahre.

jDersonalnachrichten.

Berlin. Nachdem Geh.'Rath Schöne, Decernent für das
Ressort der schönen Künste im k. preuß. Kultusministerium,
zum Generaldirektor der k. Museen ernannt worden ist, wurde
Ör. Max Jordan, Direktor der k. Nationalgalerie, zum
vortragenden Rath in dasselbe Ministerium berufen, jedoch
unter Beibehaltung seiner Stellung als Galeriedirektor.

-- Dcm Hof-Buch- und Kunsthändler Soldan in Nürn-
berg wurde als Anerkennung für die von ihm herausge-
gebenen kunstgeschichtlichcn Werke die k. bayerische Ludwigs-
medaille für Kunst und Jndustrie zuerkannt.

Vermischte Nachrichten.

L.. >V. Tizian-Denkmal in Eadore. So hat denn auch
das kleine Pieve di Cadore Mittel gefunden, seinem großen
Tizian eine Bronzestatue zu errichten! Sie wurde am
5. September unter den üblichen Festlichkeiten enthüllt.
Venedig war dabei durch seinen Sindaco, den Conte Serego
vertreten, welcher Venedigs Gruß brachte, anderer Redner
nicht zu gedenken. Die Familie Costantini, Nachkommen
Tizian's, schenkten an die Commune von Cadore jenes Diplom,
in welchem Kaiser Karl V. Tizian zum Pfalzgrafen ernannte,
und verschiedene andere auf den Meister bezügliche Doku-
msnte. Die zwei und einen halben Meter hohe Statue ist
von dem Bildhauer Dal Zotto in Ncnedig modellirt und in
Ceneda von De Poli gegossen. Sie ist einfach und an-
spruchslos, ohne langweilig zu sein, und macht dem noch
jungen Künstler alle Ehre. Auch zwei Festschriften erschie-
nen, die eine in Cadore selbst, die andere in Venedig von
T. Wiel unter dem Titel: „Dimnno n VsiiWiu", in welcher
die in Venedig noch befindlichen, in Kirchen und Gemälde-
sammlungen aufgestellten 37 Werke Tizian's besprochen
werden lnach anderer Zählung sind deren 44). Nlöchte bei
dieser festlichen Gclegenheit der theilweise gar trostlose Zu-
stand (besonders der in den Kirchen aufgestellten Bilder) den
Verehrern Tizian's ein Mahnruf sein. vor allein sein Ver-
machtniß zu respektiren, nachdem sie ihm jetzt in seinem Ge-
burtsorte ein Monument errichtet haben.

- Denkmal Viktor Emanucl's in Vcnedig. Wie. man
uns aus der Lagunenstadt berichtet, wurde kürzlich der Ver-
trag über die Äusführung der für Venedig bestinimten
Reiterstatue Victor Emanuel's mit dem Bildhauer Ettore
Ferrari in Rom abgeschlossen.

Grabmal Simrock's. Aus Bonn wird geschrieben:
Den hiesigen Friedhof, wo so viele bedeutende und berühmte
Männer der Wissenschaft und Kunst ihre letzte Ruhestätte
gefunden haben, ziert bekanntlich eine Zahl von Grabmonu-
menten, die wirklich künstlerischen Werth haben. Vor einigen
Tagen ist wiederum ein schönes Denkmal errichtet worden,
und zivar auf dem Grabe Karl Simrock's. Ein Werk des
Bildhauers Robert Cauer in Kreuznach, stellt es sich in ge-
schmackvoller Einfachheit als eine griechische Stele mit schlichter,
dreitheiliger Krönung und einigen Ornamentstroifen dar.
Jm Körper trägt es ein marmornss Medaillon mit dem
 
Annotationen