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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Rosenberg, Adolf: Die neuesten monumentalen Malereien in Preußen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0008

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hervorgeht, eine beratcnde Stinnne, nnd es ist vorge-
kvnnnen, das; ihre Borschläge abgelehnt worden sind.
Wir sinden es nur begreiflich und in vollstem Maße
anerkennenswert, daß Künstler wie Camphausen und
Steffeck, welche sich die größten Berdienste um die
malerische Kerherrlichung des preußischen und deutschen
Waffenrnhms erworben haben, auch zur Ausschmückung
des Zeughauses herangezogen werden. Aber sie hätten
sich am Ende selbst sagen svllen, daß Aufgaben wie die
Huldigung Friedrichs des Großen in Breslau und die
Überreichnng des Bricfes Napvleons IIl. an König Wil-
helm am Tage von Sedan ihrer eigcntlichen Begabung
fremd sind. Sie würden sich vvrtrefflich znr Darstellnng
einerder Schlachten geeignethaben, welche dieWandflächen
der an die Herrscherhalle stvßenden Galerie schmücken
solleu, Iveil sie Bkeister in der Schilderung dramatiscki
bewegten Lebens sind, eines Vorzuges, dessen sie froh
sein können. Für Stoffe jedoch, deren ceremvnicller
Charakter nur dnrch eine große, mvnumentale Auf-
fassung gcmildert werden kann, sind sie, ivie vorauszu-
sehen war, nicht die geeigneten künstlerischen Kräfte.
Was sie zustandcgebracht haben, ist sv ausgefallen,
daß man im Jnteresse der beiden verdienten Künstler
am besten darüber schweigt. Sobald die innere Aus-
schmückung des Zeughauses zur Bolleudung gebracht
worden ist nnd jederniann die Besichtigung der Ma-
lereien srei steht, Ivird die Kritik nicht ausbleiben.

An den iibrigen Monumentalmalereien, welche wir
oben erwähnt haben, ist die „Landeskommission" in der
Stellung einer vermittelnden Jnstanz beteiligt. Der
Geschäftsgang ist ungefähr sv, daß sie entweder selbst
ihr Augenmerk auf öffentliche Gebäude richtet, welche
eines künstlerischen Schmnckes würdig sind, vder Ge-
suche und Vorschläge von Behörden und Künstlern eut-
gegennimmt nnd daß sie nach diesem Material ihre
Vorschläge an dcn Kultusminister macht, welchcr die
definitiven Anfträge erteilt. Jm Kultusiiiinisteriuin
hat Geheimer Regierungsrat Vv. Jordan, welcher zu-
gleich Mitglied der Landeskvmmission, Mitglied der

Die neuesten nwnumentalen Malereien in Preußen.

daß Pcrsönlichkeiten uiit bedeutenden Austrägcn betrant
worden sind, welche diesen Ausgabcn nicht gewachscn
waren. Das gilt in erster Linie von den Malereieu
im Kaiserhause in Goslar, an welchen gegenwärtig
Wislicenus arbeitet. Bis jetzt sind erst drei groß?
Kompositionen fertig: dasMittelbild, welches dieWieder-
anfrichlung des deutschcn Kaiserreiches durch eine un-
glückliche Berguickung von allegorischen nnd historischcn
Figuren darstellt, und zwei Momente aus der mittel-
alterlichen Kaisergeschichtc. Alle diese drei Koniposi-
tionen gcnügen, uin vvllanf die Besürchtnngcn z„
rcchtfertigen, welche laut wurden, als dic Entscheidung
zu Wislieenus' Gnnsten getroffen wnrde. Auch hi^-
hat allcs seinen korrektcn Gang genommen. Es war
eine Konknrrenz ausgeschrieben worden, und die Jury
entschicd sicki für die Enlwürfe von Wisliecnus. ob-
wohl die öfsentlichc Meinung, soipeit eine solche durch
die Presse und durch die Künstlerschast repräsentirt wird
sich mit Entschiedenheit und Wärme sür die von
Blcibtren nnd Geselschap gemeinschastlich eingelieserten
Entivürse ausgesprochcn hatte. Es Ivnrde damals er-
klärt. daß Wislicenus das am meisten beanstandete
Hanptbild umgestallen würde. Soweit ich mich „och
dcr Skizze erinnere, kann diese Umarbeitung keinc
wescntliche scin. Jn der Pollendung macht das Bild
Vcnselbcn schivächlichen, ganz nnd gar nicht monumen-
talen Eindrnck. 'vie die Skizze. Solchen unklareu
Grübeleien sind selbst die großen Jllustrationen A. v.
Werncrs trvtz ihres prosaischen Bortrags bei weitei»
vorzuzichen. weil sie dem Bvlke verständlich sind. Und
gcradc an dieser Stelle, im Kaiserhause in Goslar,
öedurfte es eiucr volkstümlichen Darstellung. Wisli-
cenns ist ein geistreicher nnd siunvoller Künstler. der
besvnders für die Allegvrie nnd für das Poetisch-
phantastische. wie cs sich in Sage und Märchen aus-
spricht, bcsähigt ist, nicht aber für Darstellungen, welche
gewaltigc historische Ereignige in der kühnen Sprache
ivuchtiger Monumentalität verkörpern sollen, Dahcr
sind ihm auch die Schildereicn aus der deutschcn
d-I°.d„-n z.- M.,° d.» «u»i--»lch°« . M°.ch.»w°,. °.«--S.-».-I-!'° >»-S-°,°-°H..B-,.

und Direktor der Nationalgalerie ist, das Referat über
alle diese Angelegenheiten. Die Künstler, denen man
Aufträge zu geben beabsichtigt, werden zunächst ver-
anlaßt, Skizzen einzureichen, über welche die Landes-
kommission ihr Urteil zu fälleu und Uber welche sie
abzustimmen hat. Alles nimmt svmit seinen instanzen-
mäßigen Gang, und nicht ein Schatlen von Unkorrekt-
heit fällt aus die Beteiligten. Es ist nicht selten vor-
gekommen, daß Skizzen als ungenügend zurückgewiesen
worden sind und daß neue angefertigt werden mußten,
ehe die Kvmmission die Erteilung des definitiven Auf-
trages bei dem Ministeriuiii befürwortete.

stUchtsdestoweniger bleibt die Thatsachc bestehen,

gleich bcsier gelungen. .

Jedermann weiß,day Paul Dhumann em gesalli-
acr und geschmackvoller Jllustrator. besonders nach dcm
Her-en jnnger Danien. ist und daß ihm auch ab und
n ein hübsches Genrebild gerät. Einen Historienmaler
in großem Stil hat aber bisher niemand hinter ihm
rcsucbt Gleickwohl hat er den Auftrag erhalten, sür
die Aula des Gpmnasiums in Minden zwei grvße Ge-
mälde monumentalen Charakters auszuführen. welche
die RUckkehr der Deutschen aus der Schlacht im
Teutoburger Walde nnd die Tause Wittekinds dar-
stellcn sollten. Das erstere Bild ist im vorigen Jahre
purck die Münchener Ausstellnng, das zweite in diesem
 
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