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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Graul, Richard: Pariser Ausstellungen
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Feierliche Sitzung des kaiserl. deutschen archäologischen Instituts in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0299

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585

Feierliche Sitzung des kaiserl. deutschen archäologischen Jnstituts in Rom

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Mcinet, läßt die hohe Meisterschast der französischen
Künstler in hellem Glanze erscheinen und gestattet eine
Vergleichung niit den Leistungen auslandischer Zeitge-
»ossen. Allerdings ist Deutschland nur mit Angelica
Kauffmann vertreten, während England mit seinen
Gainsborough, Lawrence und Reynolds, Spa-
»ien mil Goya konkurriren. Die Vereinigung von
»>ehr als 420 Bildnissen wird uns im Augustheft
der Zeitschrist noch eingehend beschäftigen, wobei wir
dem Leser die eine oder dic andere Reproduktion vor-
legen werden.

Auch die zweite Unternehmung, die ,Lxxositiou
6s l'couvrs 6ss Orpllslins ck'-PIsaos-I.orrainv^ hat ihre
Vvrgängerin. Bereits im Jahre 1873 sührte eine
Ausstellung zu gleichem Zwecke Kunstwerke jeder Gat-
tung, Bildcr, Skulpturen, gewerbliche Gegenstände —
»lle aus Privatbesitz — zusammen. Diesmal hat man ,
stch lediglich auf etwa 500 Bilder beschränkt und da- ^
fllr gesorgt, daß keines aus der früheren Ausstellung
wieder erschien. Hieraus mag es sich erklären, wenn ?
die Summe echter Meisterwerke namentlich aus älterer ^
Zeit geringer ist, so daß wir unter den Jtalienern des !
-vrecento und Ouattrocento neben manchem Original ^
viele allerdings tressliche Kopien oder Doubletten sin-
ben. Aber wir thun Unrecht, wenn wir mit allgcmeinen
Bemerkungen unscrer eingehenderen Besprechung vor-
greifen; wir müssen uns damit bescheiden, die beiden
wichtigsten der Pariser Frühjahrsausstellungen wcnig-
stens signalisirt zu habcn.

Paris, Ende Mai. Nichard Graul.

Feierliche Hitzung des kaiserl. deutschen archäo-
logischcn Hnstituts in Rom.

ck. L. Am 17. April fand im deutschen archäo-
logischen Jnstitut die übliche seierliche Schlußsitzung
der Wintervorlesungen statt. Dieselbe war schr zahl-
reich besucht; unter den Anwesenden bemerktc man den
deutschen Botschafter vou Keudell, die gelehrte Gräfin
Lovatelli, den Professor Theodor Mommsen, den fran-
zösischen Archäologen Boissier, Ferdinand Gregorovius,
den Archäologen G. B. de Rvffi, den Profeffor Jor-
dan aus Königsbcrg, den Senator Fiorelli, den Fürsten
Odescalchi rc. rc.

Zuerst sprach der dcm 3nstitut angehörende
Or. Dressel über die Geschichte und über die Be-
deutung der Stempel, welche man als Fabrikzeichen
auf den römischen Backsteinen vermutlich aus der
Kaiserzeit begegnet. Der Vvrtragende wies darauf
hin, wie schon Fabretti 300 solcher Marken (bolli)
veröffentlichte und wie in diesen Tagen ein wichtiges
Werk übcr dcnselbcn Gegenstand in die Öffenllichkeit
gelangte, dessen Hanbschrift seit vielen Jahre inedirt

in der vatikanischen Bibliothek ruhte. vr. Dressel,
welcher die Herausgabe besorgte, konnte der Versamm-
lung bereits ein Exeniplar des vortresslich ausgestatteten
Buches vorlegen. Dasselbe führt den Titel: Llarini
(Oastano) Isoririoni antiobs ckoliari, xubblioats ckal
oomm. 0. II. cks Itossi, oon annotarioni cksl ckott.
Lnrioo vrssssl. Roma, tip. Lalviuooi 1884. 4.

p. 544.

Or. Dressel verbrcitete sich über die Geschichte
der Ziegeleien im altcn Rom, zu deren Aufklärung
dic Stempel (bolli) wesentlich beitragen. Lange be-
fandcn sich dieselben im Bcsitze von reichen Privat-
familien, bis sie später zum größten Teil von den
Familien der verschiedencn Kaiser bctriebcn wurdcn,
ohne sich jedoch zu eineni wirklichen Monvpol zu ent-
wickeln. Bcrühmt unter den römischen Ziegelbrennern
war die Familie Domitius, welcher Nero entsprang
und zu der auch die Muttcr des Kaisers Marc Aurel
gehvrte. Über hundert Jahre betrieb die Familie
Domitius diese sehr ergiebige Jndustrie; fast iinmer
bcfaud sich diesclbe auch später in den Händen von
Verwandten dcr Kaiser. Die ersten Kaiserstempel
stanimen aus der Zeit Trajans, die letztcn rühren von
Seplimius Severus und Caracalla her. Jni vierten
Jahrhundert scheint die Sitte des Stempels ganz auszu-
hören. Den letzten Spuren begegnet man anfZiegeln der
Epvche Theodorichs. Am häusigsten komnien die Marken
Hadrians vor aus dem Jahre123. Weshalb gerade dieses
Jahr sv überproduktiv erscheint, wurde bis jetzt nicht auf-
gcklärt, doch glaubt vr. Dreffel, daß man die Ursache nicht
in dem Bau der gewaltig ciusgedehnteu Villa Abriana
bei Tivoli suchen dürse, wcil derselbe meistens nur
opera rstioobita aufweist. Mit dem Jahre 167 ent-
steht eine große Lllcke in dcr durch Stempel nachweis-
baren Produktion dcr Ziegelbrennereien. Damals
brach die vom Oricnt cingeschleppte Pest in Rom und
ganz Ätalien aus; dieselbe brachte ganze Sädte zum
Aussterben u»d richtete unglaubliche Verwüstungen an,
welche jede Bauthätigkcit für lange Zeit brach legte.

Zum Schlnffe bcmcrkte der Vortragende noch,
daß das Datum der Ziegelstempel nicht ininier maß-
gebend fci für die Feststellung des Alters der Bau-
werke, bei denen die betress'endeu Backsteine verwendet
wurden. So z. B. findet man in den Ruinen des
Maxentius - Cirkus an der Via Appia und in den
Caracallathermen Backsteine aus weit srüherer Zeit
als jener, in welcher diese Bauwerke entstanden.

Der Profeffor H. Äordan aus Königsberg be-
richtete an der Hand einer von dem Architekten
Schulze entworfenen Zeichnung über die Ausgrabungen,
wclche er im vorigen Februar mit Erlaubnis des ita-
lienischen Unterrichtsmiiiisters iu und bei den Überresten
des Vestatempels aus dcm Forum, in dcr Nähe des
 
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