Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

DOI Artikel:
Richter, Jean Paul: Der angebliche Leonardo da Vinci in der Berliner Gemäldegalerie, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0361

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20. Iahrgang.

No. ^3.

Aunstchronik

Mochenschrift sür Runft und Runstgewerbe.

A»küildigm,g-blatt des verbandes der deutschen Runstgewerbeoereine

Herausgeber:

Larl v. kützow und Arthnr pabst

wicn Berlin, vv.

Th-resianumgaffe 2S. ^ . Aurfürstenstraße

Lrpedition:

kcixzig: L. A. Sceinann, Gartenstr. fS. Berlin: w. H. Uuhl, Iägerstr. 7Z.

^ im luli. Auauft und 5epteinber nur alle k-t Tage und kostet in Nerbindung

Dre Kunstchronlk erscheint von ro ^ ^ -l.,serate ä 30 ssf. sür die dreispaltige petitzeile, nehmen außer der verlagshandlung

mit dem Aunstgewerbeblatt ba bzabrlrch ^ark. - München w.

die Annonrenerpeditionen von haasenstern ^ vog.cr . ^

' ^ I . . „ . . ^orliner ^rmaldeaalerie. — Die ungarische Landesausstellung in pest. (Sel'Iust.) —

^nhalt: Der angebllche teonardo da vinel ,n der Serl . ^ Bayern. — 6. Delaborde; G. Duplessis. — gapan: Ausstellung in
111. ,->immermann, I^anns Muelich und , i.-s ' tuft: Glas und porzellan zu durchbohren. — Ittbilciumsausstellung der

Cokio. — Goldbronze ; ^-chneiden des ii ^k. il'.ici'- Amerikanischer Kunstzoll, tondon: Llektrische Beleuchtung im ^onth-

könial. Akademie der Aünste in Berlin: Andreas / Nol'biain Florenz; Aus dem königlichen palaste zu Turin. — Zeitschriften.
Aensington-Museum; Das Tabernakel von Gwvanm oeua

— gnserate. ___

I.. dci. Älcim-ci. Iuli bi^eptcii.ber crschcin- dic K.mstchr°..ik m.r °.,c vicrzcl,.. Tagc.

Heft 12 der Zeitschrift erschcmt °m 24. -eptcmber.

Ncr angeblichc ^eonardo dn Ninei in der Berline.

Gemäldegalerie.

Vor Jahrcssrist etwa wurde durch die Preffe die
Nachricht verbreitet, in den Magazincn der Bcrliner
Gcinäldegalerie sei ein gut erhaltencs Originalgemälde
von Leonardo da Vinci ausgefunden wordcn, und bald
darauf erschien einc Photographie ncbst Beschrcibung
des Bildes iin Jahrbnch dcr königl. preußischen Kunst-
sammlungen (1884. Hest IV), woran anknüpfend die
„Kunstchronik" cinige Detailsragen zur Sprache ge-
bracht hat. Nachdem ich während einer Reihe von
Jahrcn mit dcm Studium dieses großen Meisters fast
ansschließlich mich beschästigt habe, erschien es mir als
Pflicht, znm Zwccke dcs Studiums des nunmehr in
den Muscumsräumen öffentlich ausgestellten Werkes
eine Rcise nach Bcrlin zu uiiternehmeii, ein Vorsatz,
mit dcffen Ansfiihrung ich nnr deshalb keine Eile hatte,
weil dic photographische Reproduklivii in dem eben er-
wähntcn Organ dcr Mnsenmsdirektion die Unwahr-
schcinlichkeit dcr Autorschaft i.'eonardo's gar zu deutlich
mir auszudriickcn schien. Erst kiirzlich habe ich Gc-
lcgcnheit gcnommcn. das Bild eingehcnd an Ort und
Stelle zu niitersuchen. Jch glaube aber mit dcn Re-
sultaten meiner Bcrlincr Leonardostudicn um sv wcni-
ger zuriickhalten zn miiffen. als ich von der Rcdaktion
der Zeitschrist" wiederholt aufgefvrdert worden bin,
iiber"das mcrkivürdige Bild niich auszusprccheii. Freilich
stehcn meiiie Überzeugungeii im schärfflen Gegensahe zn
dem, was daS Organ der Berliner Mnseumsver-

waltung darübcr gcsagt hat, niid was anch, so viel
mir bekaimt, schon in öffentlichcii Borträgen darübcr
gesagt wordcn ist. — Bciläusig sei darauf aufiiicrksam
gemacht, daß kritische Blätter des AnSlandes wic
lüs ^tbenaeuin nnd U'^rt, bcsonders das letztere,

! in den stärksten Ausdriickeii diese neueste Berliner
Bilderbestimmniig als cine mihallbareHypothese znrttck-
gcwiescii habcn. Von dcn Kuiistbefliffcnen Deutsch-
l°nds hat bisher niemand die Autorschaft Leonardo's
öffentlich in Zweifel gezogen. Gern möchte ich an-
uehmen, daß dic im Berliner „Kuiislfreuiid" vom
1. März 1885 gcmachten und mit IV. v. 8. signirten
Mitteilnngen als Signal zum Nückznge zn deutcn seien,
wenn ich iiicht überzeugt wäre, daß man maßgebcnden
Ortes eine solche, gewiß nicht böswillige Jnterpretation
svfort pcrhorresziren würde. Dort heißt cs nämlich
unter anderem: „Eine zusällig gefundcne Notiz ermög-
licht es, die Provenienz dieses Bildes wenigstens bis
ins 17. Jahrhundert zurückznvcrfolgcii. Jn der zweitcn
Anflagc von Torre's Ritratto di Milano (1714) ist
cs auf S. 199 als in der Kirche S. Libcrata, uiiweit
vom Kastell, befindlich angeführt und also bcschriebcn:
un Oristo Zlorioso aseenäenäo 1 eisli, s gonutlsWi
iu äue lati gli 8anti Oeonarcko e b/ueia'. Jn der
erstcii Anflage von 1674 war die Heilige als Libcrata
bezcichnet Ivordcn; ein Jrrtum (?!), der offeiibar nur
durch die Beneiinuiig der Kirche veranlaßt war, von
Latuada aber in seine Vo8eri?.iono äi Llilano von 1738
mit herübcr genommen wnrde. Beide genannte
Schnststcller führeii dies Bild, wclches den Hvchaltar
 
Annotationen