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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0046

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Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt.

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welcher zu Prozessionen dienen soll und durch eine qroße
Treppenanlage eine dirokto Verbindung der Laterankirche
init dem obenerwähnten Baptisterium vou S. Giovauni in
Fonte erzielt. Übor dem Eingange, ivelcher in diesen Por-
tikus sührt, prangt bereits die Marmorausschrist: „Pso XIII.
?oiititdx Naximim". Da sich infolge dieser bedeutenden
Verlängerung der Kirche das neue Ende derselben weit iiber
die zweistöckige offene Vorhalle (mit dem zweiton Turme),
durch welche maii seitwärts vom Obeliskenplatze aus in die
Basilika eintritt, hinauszieht, so erfährt auch dieser Portikus
eine Vergröherung durch Hinzufügung einiger Bogen. Die
Arbeiton' aii diesem llmbau der ersten Kirche der Christen-
heit, ivelche als solche den Namen 6upnt nmuäi sührt, dauern
jetzt schon acht Jahre. Der Plan dazu ivurde unter Pius IX.
vom verstorbenen Architekten Graf Vespignani entworfen,
ivelcher auch noch die Grundsteinlegung vornahm. Der Bau
über der Crde, soivie die Abnähine und Übertragung der be-
rühinten Mosaiken geschah unter Lem Pontisikat Leo'S Xl!I.,
welcher die gesamten Unkosten dafür bestreitet. Dieselben
werden nach Vollendung des Baues 14 Million Lire betragen.
Der Sohn des verstorbenen Vespignani, welcher ebenfalls
Architekt ist, leitet die Arbeiten. Dieser Uinbau der Hinter-
seite der Laterankirche wird dis Physiognomie des Obelisken-
platzes vor dein apostolischen Lateranplatze und seitwärts der
Kirche uin so mehr verändern, als auch die Ausführung der
neuen Straßcn, welche von Sta. Maria Maggiore aus die
Kirche zulnufen, die Häuser an der Nordseite des Obelisken-
platzes bereits totnl verschwinden ließ.

Dic Diicttorstelle am Brcslancr Muscuiii, welche
durch dcn Tod des Malers Berg erledigt ist, soll, der
„Breslauer Zeitung" zufolge, nicht wieder besetzt werden.
Es liege vielmehr in der Absicht des Kuratoriums, eine
dahin gehendo Einrichtung zu tressen, datz die kunsttech-
nischen Funktionen einem an dem Kunstinstitut wirkenden
Künstter übertragen werden, während die Leitung der Büreau-
angelegenheiten dem ersten Assistenten unterstellt werden soll.

— Dcr GcburtStag Schlütcrs. Nach einer Mitteilung
von Paul Wallö im „Bär" ist das Datum dsr Geburt
Andrens Schlüters nunmehr durch einen Zluszug aus dem
Kirchenbuch von St. Michael in Hamburq festgestellt. Der
Eintrag lautet:

Anno 1064 Majus
22 Gerhart Schlüter

Kindt Andreas
Gevattcrn: Andreas Kriiger
Jürgen Üttker
Cathn Tidtkens.

Nach damaligem Taufbrauche ist daher wohl endgllltig der
21. Mai 1004 als der Geburtstaq Schlüters anzunehmen.

Die Vorarbeitcn sür cin Gesctz zum Schul; dcr Kimst-
dcnkiiiälcr in Prcußcn haben die Veranlassung zur Zusammen-
stellung cines umfangreichen Materials gegeben, welches im
Nuftrage des Ministeriums durch den Geh. Oberregierungsrat
von Wussow in zwei Bänden publizirt worden ist. Aus diesem
Material geht hervor, daß in Preußen allein 123 Vereine bestehen,
welche sich diePflege der Denkmäler zur Aufgabe gestellt haben.
Für die Jnventarisation der Denkmäler sind bewilligt in der
Provinz Ostpreußen 8000 Mk., Wsstpreiißen 20 000 Mk.,
Poiiimern 7000 Mk., Brnndenburg (excl. Berlin) 00000 Mk.,
Sachsen 15 000 Mk., Schlesien 3000 Mk., Westfalen 24 000 Mk.,
Rheinprovinz 10000 Mk., Schleswig - Holstein 18 000 Mk,
Hoheiizollerii 2000 Mk.; in Brandsnburg, Hannover und
Hessen liegen mehrere Jnventarisirungen vor, die von her-
vorragenden Gelehrten aufgestellt wurden. Bis zum 1. Jan.
1878 wurden in Preußen aus Staatsfonds für die llnterhal-
tung von Denkmälern 201200 Mk. gezahlt.

ll. 7,' Dic Ausführung eincs Luthcrdciiknials für 'Nord-
hanscn ist von dem Komitö, das aus Anlaß der vorjährigen
Säkularfeier zu Errichtung desselben zusaniinentrat, dem
Bildhauer Karl Schuler in Berlin übertragen worden.
Seine Skizze zeigt die Statue auf einem als Brunnen ge-
stalteten Postament von quadratischer Grundform, das in
Sandstein hergestellt und an den abgestumpsten Ecken mit
Granitsäulen geschmückt werden soll; aus Halbriindnischen init
ornamentalen Drachenmasken wird sich das Wasser in die
den vier Breitseiten vorgelegten Becken ergießen. Die Statue
wird eine Höhe von 8 ' erhalten und in Bronze gegossen
werden. Jm Gegensatz zu dem idealen Pathos der Siietschel-

schen Figur und der energischen Bewsgung des von Sieme-
ring für Eisleben inodellirten Standbildes zeigt sie eine
schlichte Zlussassung der Erscheinung des Reformators, ohne
deshalb etwa nur ein nüchternes Abbild des Cranachschen
Typus zu geben.

Tic Bcrwaltnng dcs Louvre hatte kllrzlich die an
tikcn Statuen mit „Feigenblättern" versehen lassen. Darob
entstand in der Pariser Presse cin arger Lärm, so daß die
Museumsverwaltung sich zur Rücknahme ihrer Verordnung
veranlaßt sah.

Der Mcister dcs Bcrlincr Zeughauscs. Die in No. 44
des v. I. der „Kunstchronik" von C. Gurlitt versuchte
Widerlegung meiner gegen BlondelS Anteil andem Zeug-
hause erhobenen Einwände ist so umfangreich geworden, daß
ich meinerseits die Aufmerksamkeit der Leser für oine Ant-
wort nicht gern mchr in Anspruch nehmen möchte. Jch über-
gehe deshalb für jstzt alle Bemerkungen über den Louvre-
stich, da die von mir festgestellte Thatsache der Übereinstimmung
des Zeughausportals init dem Louvre (von Perrault) da-
durch nicht berührt wird; ebenso gche ich auf den Versuch
nicht ein, aus zwei oder drei zufälligen Zahlen Blondels
„Proportioncn" am Zeughause iiachzuweisen; würde doch
selbst durch Weiterführung dieses Beweises nicht bedingt sein,
daß Blondel selbst dis Fassade gezeichnet habe. Nur zwei
ganz kurze Bemerkungcn seien mirhier noch gestattet. 1. Meine
Behauptung, daß kein Schriftstellsr jener Zeit von Blondels
'Autorschaft des Zeughauses etwas wisse, soll dnmit abgethan
werden, daß Humbert in der „Ltbl. Avrm." sich ebenso äußere
wie Bröbes. Gurlitt übersieht dabei nur, daß der betreffende
Aufsatz von Humbert lange nach dem Erscheinen des
Broebes'schen Werkes geschrieben ist, daß er nlso für den
Broebes eine Stelle eitirt, die aus dem Broebes selbst ge-
nommen ist! II. Daß das Zeughaus „rund" intendirt ge-
wesen, ist nicht meine Meinung; es ist die Angabe Fr.
Nicolai's. 2ln diese anknüpfend, habc ich iiachgcwieson,
daß Nehring bei der Orangerie und dem Hetzgarten
in Berlin auf ähnlich gestalteten Bauflächen (Bastionen) aus
naheliegenden Gründen Bauten von runder Grundform
wählte, so daß zwischen diesen Anlagen und dem ersten Zeug-
hausentwurfe ein innerer Zusaminenhang besteht, der auf einen
und denselben Meister hindeutet. Jch bleibe dabei, daß
nicht Blondel, sondern Nehring den Entwurf zum Zeug-
hause aufgesteUt hat; halte aber eine weitere Auseinander-
setzung erst dann fllr ersprießlich, wenn weiteres positives
Material vorgelegt werden kann. P. Wallö.

Voni Aunstmarkt.

IV. Tie Kiiiisthandluiig von Fr. Mullcr in 'Amstcrdam
versteigert am 25. November die kleine gewählte Kupferstich-
sammlung von E. W. van West. Die erste Abteilung ent-
hält Arbeiten älterer Meister; unter den vislen guten ein-
zclnen Blättern derselben fielen uns inSbesondere auf: kostbare
Bildnisse von I. Muller, das radirte Werk des Fr. Post,
eine reiche Auswahl von Blättern Rembrandts, seltene Stiche
von C. Visscher, dabei die Krönung der Königin von Schweden,
ein sehr reiches Wsrk der Brüder Wierix, darunter einige,
die Alvin entgangen sind, ferner kostbare Hauptblätter des
Schabkünstlers Earlom, wie die geschätzten Märkte, Porträtstiche
von Jer. Falck. Diesem Künstler wird auch das Blatt mit der
Anbetung der Hirten zugeschrieben, von dem Wussin in seinem
Werke über C. Visscher sagt, daß er in einein geschriebenen
Katalog einen sonst unbekannten L. Cotto als den Urheber
der Komposition verzeichnet fand. Der Katalog will Codde
lesen, wir aber glauben, daß eher Carlo Lotto zu lesen sei
(wahrscheinlich war in ursprünglicher Bezeichnung I- und 6
monogrammartig verschlungen). Eins große Seltenheit ist
endlich die liegende Kuh von Cuyp (v. d. K. 7). Das Blatt
kam in den berühmtestsn holländischen Auktionen vor, aber
bei näherer Untersuchung hat sich ergeben, daß es nur zwei
Eremplare waren, die nacheinander in verschiedenen Besitz
übergingen. Das angebotene hat den Stempel der Samm-
lung de Graaf. Hervorzuheben sind noch die zahlreichen
Stiche nach berühmten Malern, wie Fr. Hals, Rembrandt,
I. Reynolds, Rubens, Watteau, die unter diesen Malernamen
im Karalog verzeichnet sind. Die zweite Abteilnng enthält
moderne Stiche und Radirungen, dabei viele nach Ary Scheffer,
die dritte endlich Kunslhandbttcher und Galeriewerke.
 
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