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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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143 Sa»i»il>mgm und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

zuerknnnt und dessen Ausführung beschlossen worden. Der-
selbe zeigt eine» Sockel, der einen Obelisken träzt, zu dessen
beiden Seiten die Gestalten der Wahrheit und Stärke sitzen.
Auf dem Sockel selbst, am Fuße des Obelisken, steht eine
Gruppe, deren Mittelpunkt Gainbetta's Gestalt bildet, und
die in ihrer allgemeinen Haltung etwas an die bekannte
Reliefgruppe der Marseillaise von Rude ain Triumphbogen
der plavs cko I'vtoils erinnert. Am Obelisk selbst klettert ein
geflügelter Löwe empor und hat beinahe dessen Spitze er-
reicht, er trägt eine junge „Republik", welche die Tafel init
dcr Erklärung der Menschenrechte in der Hand hält. Auf die
vier Seite» des Obelisken sollen in goldenen Buchstaben
Stellen aus.den Reden Gambetta's eingetragen werden. Der
Staat hat dem Komits zur Aufstellung des Denkmals einen
Raum auf dem Karousselplatz angewiesen, vor der Anlage,
die dem Triumphbogen gegenüber zwischcn dem nördlichen
und südlichen Flügel der Louvrebauten sich besindet.

Sammlungen und Ausstellungen.

t'. v. I?. Das archäologischc Musciim -cr Brcra ist in
jiingster Zeit um zwei benierkenSiverte Specimina oberitalie-
nischer Bildnerei vermehrt worden. Tas eine derselben, daS
Grabmal Nusconi, stammt ursprünglich aus der Kirche
S. FranceSco in Eomo, ging abcr später durch Erbschaft in
den Besitz der Marchesi Raimondi über, die es auf ihr Gut
i» Geronico al Monte schaffen ließen, wobei einige Bestand-
teile des Werkes abhanden kamen. Es zeigt daS den Grab-
denkmälern der gotischen Epoche eigene Motiv eines auf
Säulen ruhenden Baldachins, ivorunter der von Löwen ge-
tragene Sarkophag, mit der Gestalt des Verstorbenen auf dem
Deckel, aufgestellt ist. Jn eiiiem Basrelief der Vorderseite
sieht man die Gestalt des Heil. Ludwig von Toulouse, Sohn
Karls II. von Neapel, gestorben 1291 »nd heiliggesprochen
1317. Tas Werk gehört hiernach dem Beginn des 14. Jahr-
hunderts an und wird von Prof. Mongeri dem Giovanni di
Balduccio von Pisa, dsm Meister des Denkmals des Petrus
Martyr in S- Eustorgio zu Mailand (1339), zugeteilt. — Das
zweite der neuangeschafften Bildwerke ist das Portal des
Palazzo Bentivoglio auf dem Platze der Kirche S. Gio-
vanni in Conca, das bei dessen llinbau von dem jetzigen
EigentUmer, Sign. Trombini, dem Museum geschenkt wurde.
Es bildet eine von zwei Pilastern mit ionischen Kapitälen
aufsteigende Rundbogenarkade, die von einem Gebälk um-
schlossen wird. Zwischen diesem und der Archivolte sieht
man in der Mitte das Wappen der Sforza, in den Bogen-
zwickeln aber i» Rundmedaillons die Reliefporträts der Kaiser
Vespasiaii und Trajan. Die Pilaster tragen kleinere Wappen-
schilde der Familien Bentivoglio und Colonna. Die Glieder
des Gebälkes zeigen seinen Arabeskenschmuck im Stil der
Mailänder Bildhauerschulevoin Beginne des M.Jahrhunderts,
als deren Werk sich das Portal auch sonst in Komposition
und Verhältnissen zweifellos verrät. Es hat im Eingangs-
vestibül zum Museum passende Llufstellung gefunden.

lil. 8. Drcsden. Tcchnologischcs Geivcrbcniuscum. Der
Gewerbeverein zu Dresden beabsichtigt im Anschluß an die
vor kurzem geschlossene „Erste Ausstellung für Handwerks-
technik" eine ständige Sammlung bester Werkzeuge, Klein-
maschinen und Kleinmotoren unter dem Namen eines
technologischen Gewerbemuseums zu begründen, wobei der
Überschuß genannter Ausstellung in ungeteilter Summe als
Kapitalgrundstock des Museums Verwendung finden soll.

0.8. Wcimar. Der Gewerbeverein beabsichtigt im
nächsten Frühjahr eine Ausstellung von Lehrlings- und
Gehülfenarbeiten des Verbandes der Thüringer Ge-
werbevereine zu veranstalten. Zur Feier des ö»iährigen
Bestehens des Vereins ist eine Geschichte desselben, vonArchiv-
rat Burkhardt verfaßt, erschienen.

Lck. Haniiover. Bau des Kestner-Museums. Dem Ver-
nehmen nach beabsichtigt die Stadt Hannover zur würdigen
Aufstsllung der ihr im ftergangenen Jahr geschenkten Samm- j
lung Keftner nunmehr ein eigenes Museumsgebäude zu
errichten und zu der für diesen Zweck ausgeworsenen
Summe mit 80000 Mark beizusteuern. Eine Konkurrenz zur
Erlangung geeigneter Baupläne soll demnächst ausgeschrieben
werden. _

!)ermischte Ncichrichten.

T Ankäufe für das Bcrlincr Muscnm. Für das Porträt
Holz,cl,uhers von Albrecht D ürer hat die Berlincr Museums-
verwaltung 350 000Mk. (nicht eine Million) gczahlt. Tcn Be^
sitzern warcn schon viel höhere Angebote gemacht worde», aber
die in Deutschland und Osterreich lebenden Mitglieder der
izannlie, welche Anspruch auf vas Bild zu macheii bercchtiqi
sind, hatten beschlossen, daß dasselbe dem Vaterlande er-
halten bleiben sollte. Dirsktor Essenwei» hat übrigens alle
nur möglichen Schritte gethan, uni das Bild für das Gerinq-
nische Museum zu erwerben. — Jn Betreff des zweiten Änkauss
sür die Berliner Gemäldegalerie müssen wir ebenfalls eine»
Jrrtum in voriger Numnier dahin berichtigen, daß das voi»
Earl of Dudley erworbene Gemälde des Fiesole nicht die
Madonna, sondern das Iüngste Gericht darstellt. Es ist
jenes figurenreiche Bild, welches sich srüher in der Sanim-
lung des Kardinals Fesch befand. Das Madonnenbild ist in
Dudley-House geblieben.

Dz-. Untcr den Kunstschätzcu z» Blcnhcii», dcrcn Ver-
kauf bevorsteht, befindet sich auch eine Folge von löOKo-
pien nach Gemälden, die sich einst in der Galerie des Erz
herzogs Leopold. Gouverneurs der Iliederlande. z» Brllssel
befanden und damals unter der Leitung ihres Konservators
Tavid Tcniers d. Jüng., zum Teil auch von ihm eigenhän-
händig kopirt worden sind. Die Originale sind seither zer-
streut, die Mehrzahl derselben befindet sich heute im Bel-
vedere zu Wien, während ihre Kopien vom Herzog vo» Marl-
borough sn dloo angekaust worden waren. Abgesehen von
ihrem geschichtlichen Wert ist auch ihr künstlerischer groß, dq
sie zunieift mit großer Meisterschaft die charakteristische Weise
der Originale wiedergeben, wie alles, was zu ähnlichem Zwecke
von Teiiiers oder für ihn kopirt wurde. Sie sollen gleich-
falls ku bloo veräußert werden, — eine günstige Gelegenheit
für Provinzialgalerien zur Bereicherung ihres Bestandes niit
einer Reihe von Nachbildungen der berühmtesten niederländi-
schen Gemälde.

5. Der klcincn Stistskirche zu Zdenscn bei Wunsdorf
droht die Gefahr des Abbruches. Die Dorfgemeinde braucht
ein größeres Gotteshaus und möchte die alte Kirchc als
Steinbruch zur Errichtung einer neuen verwenden. U»i die
Zerstörung des niedlichen Bauivsrkes, das für die Ent-
wickelungsgeschichte des romanischen Stiles von hohen,
Jnteresse ist, abzuwenden, hat der preußische Kultusminister
einen Beitrag von 7500 Mark zu dem Kirchenneubau be-
willigt; es fehlt aber noch ein gleicher Betrag, der nun mit
Hilfe einer kunstgewerblichsn Lotterie aufgsbracht iverden
soll, zu welcher eine Anzahl hannöverscher Kunstfreunde die
Anregung gegeben haben. Der Vertrieb der Lose ist von der
Regierung sür die Provinz genehmigt; doch sind auswärtige
Freunde der guten Sache nicht behindert, Lose von dein
Architekten- und Jngenieurverein zu Hannover zu bezishen,
welchem die Veranstaltung der Unterstützungslotterie z»
danksn ist.

« Österreichische Forschungsreisen nach Kleiiiasicn. Wäh-
rend soeben unter dem Titel „Reisen in Lykien und Karien
von O. Benndorf und G. Niemann" (bei Gerold in Wiens
cin umfassendes Werk erscheint, welches Rechenschaft giebt
über die im Jahre 1881 im Staatsauftrage unternommeiie
Expedition in die genannten Provinzen, haben wir neuerdings
von einer Forschungsreise zu berichten, welche iinter den Au-
spizien des kunstsinnigen Grafen Carl Lanckoronskiin den
Herbstmonaten dieses Jahres unternommen wurde und die
Aufnahme der alten Städte Pamphyliens zum Zwecke hat.
Graf Lanckoronski lsitete selbst die Expedition, an welcher
u. A. Prof. Petersen von der Universität Prag als Archäo-
log, Prof- Niemann als Architekt, vr. v. Luschan als
Arzt »nd Naturforscher und Oberlieutenant Knesche vo» der
Genietruppe alS Knrtograph teilnahmen. Die Reisenden
machten umfassende Llufnahmen in Aspsndos, Sylleion und
Perge, während andere bedeutende Orte, wie Termessos, Side
und das pamphylische Seleucia vorerst n»r der Besichtigung
unterzogen wurden. Wie wir hören, gedenkt Graf Lancko-
ronski das dankenswerte Unternehmen iin konimenden Jahre
fortzusetzen und die Resultate desselben in einem großen
Werke niederzulegen. — Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt,
daß die großen Werkstücke vom Portal des Hcroons zu Gjöl-
baschi, deren in der Zeitschrift bei Besprechung der Benn-
 
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