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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Bredius, Abraham: Seltene Niederländer des 17. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0106

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1W

Seltene Niederländer deS 17. Jahrhunderts. 200

für das Niederl. Reichsmuseum). Ein deutlich E.
Boursse bezeichuetcs Bild, zwei Jungen, die sich mit
Scifenblascu beschäftigcn, iu eiuer großartig aufgefaßteu
Laudschaft, lehrt uns zum ersteu Mal den ersten Buch-
staben des Vornameus dieses Meisters kennen. Wir
finden dieselben griinlichbraunen Töne, dieselbe Kraft
des Helldunkels, denen wir auf den sonstigen, sel-
tenen Werken des Boursse begegnen: London (Sir R.
Wallace) Brüssel, Amsterdam (noch nicht aufgestelltes
Jnterieur im Genre des de Hooch) rc. Der als
DelftschervanderMeer mit derSuermondt-Samm-
lung nach Berlin gekommene Seifenblasenmacher ist
ganz bestimmt ein Boursse. Hcrr Suermondt teilte
mir dieser Tage mit, daß er jetzt zu dicser Über-
zeugung gekommen sei; ich hegte sie schon längere Zeit,
wie eine alte Nandbemerkung meines Katalogs be-
Iveist. Glücklicherweise kommt dieser Bourfie durch
Herrn Suermondts Liberalität in das von ihm ge-
stiftete Museum zu Aachen und wird dem Studium
zugänglich bleiben. (fl. 710). Ein reizender Schuh-
macher von Brekelenkam wnrdc fiir fl. 520 vcr-
kauft. (Datirt 1653). Ein großes R. vnn Oampon
bezeichnetes Bild führt uns eine Gemüsehändlerin, in
Not und Grün gekleidet, vor; bei ihr steht ein Knabe,
der etwas kaufen will. Man sieht in eine Straße
hinein. Der Meister erinnert an Victvrs, noch mehr
an die srühen, größeren Bilder des Metsu, wie deren
eins in der Haag'schen Ausstellung vor einigen Jahren
zu sehen war. Kräftige, etwas bunte Farbe; tüchtiger
Meister. (fl. 600.) Eine I. Coelembier 1644
bez. Landschaft erinnert sehr stark an Molyn. Leider
ein etwas stark verputztes Bild. (fl. 165.) Eine
Hühnergruppe, ganz und gar wie ein Hondecoeter
gemalt, ist Adriaenus van Colen bezeichnct. Jch
sah noch nie etwas von diesem ausgezeichneten Nach-
ahmer des „llagwael ckes oissaux". (fl. 370.) Zwei
kleine Landschaften (mit Tobias und einer nackten
Magdalena) hießen Elsheimer, waren aber gute
Moses van Wtenbroucks. Ganz in Elsheimers
Geist; nur die roheren Figuren verraten den Schüler
(sl. 140 und sl. 115.) Ein etwas flaues Mannspor-
trät von Flinck von 1658 erzielte fl. 1050; cine Studie,
Mannsbüste, von ihm, mehr von Rcmbrandt beeinflußt,
von 1651 fl. 405. Von Pieter Gpsels ein vor-
trefflich gemaltes, breit aufgefaßtes Stillleben (fl. 104
billig!) Ein wunderschöner, feiner Joris van der
Hagen, Landschaft mit Hirschen, nur fl. 450. Ein
sonderbares Bild von einem der Söhne (wohl Jan)
des Hals, echt Hals bezeichnet, ist der „?ropos äs
voisins", die rauchende Hille Bobbe mit einem Nachbar,
aus einem Fenster lehnend. Sehr rot in der Färbung.
geistreich, aber etwas roh gezeichnet, durchaus vom
alten Hals inspirirt. Vvn Flamcng radirt. (fl. 1000).

L. van Heolcen 1651 steht auf Nr. 35 des
Katalogs, ein Philosoph in sciner Studirstube. Er
trägt ein phantastisches Kvstüm mit Tnrban rc., cin
persischer Teppich ist wundervoll gemalt, das Halb-
dunkel gut durchgeführt. Man weiß noch wenig von
diesem Künstler. Die Archive belehrteu mich, daß er
um 1640—1650 abwcchselnd in Amstcrdam und ii»
Haag lebte, dann abcr nach London ging, wo cr in
dcn Büchern der evangelischcn nicdcrländischcn Kirche
wiederholt vorkommt. Er stand offenbar iinter stleni-
brandts Einsluß, wie auch dieses Bild bcwcist. (fl. 435.)
Ein Heda genanntes Stillleben (Nr. 36) war ein
P. Cla esz aus dcr späien, schwachen Zeit. (fl. 120).
Der Alchpmist von H. v. Hcerschop 1663 zeigt, wie
dieser Maler seine Manier später ändcrte; es ist viel
! glätter, aber nicht angenehm, auch verputzt. (fl. 130.)
Gute Schwänc von Abraham Hondius wurden für
nur fl. 85 verkaust. Ein riesiges Fischbild sührte uns
vortrefflich gemalte Hechte und (links) cinen schlccht
^ gemalten Hasen vor. Das wirklich gute Bild war
F. Kerkhof bezeichnet, und konnte nur fl. 48 auf-
j bringen, wohl wegen des schlechten Hasen. Ein schön
gemalter toter Reiher mit andern Vögeln gut grup-
pirt, in der Art des Willem van Aelst, aber I. v.
Kipshaven 1670 bezeichnet (Amsterdamer Meister)
Wurde sehr billig (für fl. 75) abgegeben. Ein Albert
Klomp erster Qualität, wohl aus den 60er Jahren,
so recht von Potter inspirirt, wurde für sl. 610
gekaust. Das Niederländische Neichsmuseum nahm eine
Musikgesellschaft von G. vau der Kuyl 1651, einem
! seltenen Maler im Geiste des G. Honthorst, um
fl. 200. Ein einst gewiß sehr schön gewesenes Bild-
chen, ein kleines, elegantes Porträt eines jungcn Mannes,
bis an die Kniee, bez. I. v. Loo 1656, war zu sehr
verputzt, um noch zu interessiren. Zwei gute Porträts
von Maes (spätere Zeit) erreichten fl. 100 und
fl. 800, ein Marseus fl. 65. Eine Marine von
dem Antwerpener P. van Loonen, Genre Peeters,
war irrtllmlich dem Wolyn zugeschrieben, aber
(aneinander) bezeichnet. I. Nollens steht aus einem
Alchymisten, der lebhast an Teniers erinnert. Der un-
bekannte Maler ging fljr nur fl. 67 weg. Eine Gilcs
Peeters 1633 bezeichnete, schön konservirte farbige
Landschaft mit Wassermühle wurde für das Niederl.
Reichsmuseum angeschafit. Es wird diesen seltenen frühen
vlämischen Landschastsmaler sehr gul vcrtrcten (fl.265).
Ein reizendes Porträt, ganze Figur, geharnischter Mann
von Willem de Poorter wurde süv nur sl. 40 ab-
gelafien. Ein recht gutes Damenporträt Von A. van
den Tempel erzielte fl. 310. Gute Stillleben von
Juriaen van Streeck (fl. 340) und Christiaen
Striep, von dem nur Schwerin Bilder aufznweisen
hat. (sl. 80.) Ein etwas bunter, aber gut konservirtcr
 
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