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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0110

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Kunsthandel. — Konkurrenzen. — Vermischte Nachrichten.

208

2'»7

Arbeiten seien, siihrt Hyincins cils Zeugnis auf, daß
sich beiin Tod des Malers Bernard de Ryckere von
Cvurtray, der 1590 zu Antwerpen crsvlgte, iu dcssen
Atelier unter andern Kopicn bekanntcr Wcrke auch
deren Originale, die als Vorbilder siir jene zu dienen
hatten, und unter diesen auch die „Geldwechsler" des
Marinus samt einer Kvpie davon vorfanden. — Auch
ein Umstand, den zucrst A. v. Sallet auf dein Bcr-
liner Bilde seststellte, dentet darauf hin, daß diese Dar-
stellungen durch mannigfache Kopistenhände gegangen
sind: es sind dort nämlich unler den Geldstücken, welche
eincr der Wechsler zählt und die in ihrcm Gcpräge
dentlich zu erkennen sind, Goldinnnzen als silberne und
ningekehrt dargestellt, cin Verschen, das sich nur bcim
Kopircn nach cineui schvn vvrhandcnen Originale cin-
schleichen kvunte. 0. v. ?.

— x. Dic Peilligstnichhliiidluiig von A. Luliiitin in
Paris hat wiederum drei Bände der vortrefflichen Libtio-
tdeljiio llo I'UiiüeiKnvnisiit iles Leanx Xrts publizirt, welche
den Titel führen: lliritoiil! «Is la niusiljiiv vonH. Lavoir,
I-es'LIannserits st la niiniaturv von Lecoy de la Marche
und Uexiijiiv ileü ternies ä'Xit von I. Adeline. Die Bände
sind, ivie die srüheren, ljut ausgestattet und sehr brauchbar.
Besonders ivird das Lexikon der Kunstausdrücke ein viel-
willkommeiles Werk sür manchen deutschen Kunstfreund sein.

Aunsthandel.

— X. Dic stiiina Ad. Braiin L Oo. in Dornach kündigt
die bevorstehende Ausgabe einer Sammlung von photo-
graphischen Aufnahmen nach Gemälden der National-
galerie in London an. Das unter diesem Titel ange-
zeigte Werk wird 349 Reproduktionen enthalten, welche in
zwei Serien erscheinen: il. Die Gemälde der englischen
Schule, 6b Blatt ä Mk. 10. —Zb Lieferungen L 13 Blatt);
L. Die Gemälde älterer Meister der übrigen Schulen,
243 Blatt in größerem Format ä Mk. 10. — und 41 Blatt
in kleinerem Format ü Mk. 5. — (11 Lieferungen von je
22 Blatt groß und 3 Blatt mittel Format). Die ersten
Lieferungen beider Serien, von welchen jede für sich bezogen
werden kann, erscheinen am 20. Dezember.

Aonkurrenzen.

LI. II. Stnttgnrt. Die voni hiesigen Verein zur Hebung
der Kunst ausgeschriebene Konkurrenz für Errichtung eines
Monumentalbrunnens in unserer Stadt hatte ein sehr er-
freuliches Resultat; es gingen nicht weniger als 18 Modelle
ein, welche mit wenigen Ausnahmen als gelungen zu bezeichnen
sind. Dis Jury, bestehend aus den Hcrren Kunstschuldirek-
tor Schraudolph, Hofbaudirektor von Egls und Erzgießerei-
inspektor Miller aus München, hatte einen schweren Stand.
Von der einfachen Brunnenschale bis zum komplizirten archi-
tektonischen Entwnrf waren wohl sämtliche Motive vertreten,
die sich für diesen Zweck verwenden lassen. Die ursprüng-
lich in Aussicht gestellten drei Preise mußten auf sechs
ausgedehnt werden. Die Sieger sind solgende: 1) Eisen-
lohr und Weigle, Architekten in Stuttgart; große archi-
tektonische Komposition, Motiv Triumphbogen, darunter
Figurengruppe. 2) Hildebrand in Florenz; durchaus
antike Komposition im Bronzestil, oben ein reizendes Figür-
chen, eine Traube auspressend. 3) Rieth in Berlin; konse-
quente Durchführung im Zopsstil. 4) Eberle in München;
reichgegliederte Säule in italienischem Bronzestil, oben Fama
mit schwebenden Kindern. 5) Stotz in Stuttgart; ebenfalls
hohe Säule, mehr im französischen Geschmack, mit allegorischen
Figuren in Bronze gedacht. 6) RUmann in München;
Schale in gelbem Marmor mit Kinderfries, als Krönung

eine allegorische weibliche Figur (Ceres?). Ilußerdein koiiii'
ten noch fünf ehrenvolle Erwähnungeii verlichen iverdcn.
Unter den prämiirten 2lrbeiten die Wahl zu tresfen, liegt in
der Hand I. M. der Königin, welche die Mittel zur Aus-
führung gegeben hat.

Vermischte Nachrichten.

-I. L. Dic Eröffnuiig dci sogcnaiintcii „Kandclabcigalcric"
im Vatikan, welche Leo XIII. ganz neu herstellen läßt, konnte
zu der ursprünglich festgesetzten Zeit, d. h. im Januar d. I.,
noch nicht stattfinden. Die Arbeiten sind noch nicht beendet,
voraussichtlich.uverden dieselben noch mindestens ein Jahr
erfordern. Über die Deckengemülde der genuesischen Nlaler
Quinzio Vater und Sohn wurde bereits in der Kunstchronik
(19. Jahrgang Nr. I, 18. Oktober 1883) berichtet. Uber
die anderen Arbeiten meldet der Referent dsr römischen
„Rassegna", welcher Gelegenheit fand, in dieGalerie eingelassen
zu werden, folgendes: „Meine ganz besondere Aufmerk-
samkeit erregte der prachtvolle, aus antikem Marmor ge-
täfelte Fußboden. DaS dazu verwendete Material stamiiit
ossenbar aus alten römischen Bauwerken. Obgleich die
Zeichnung desselben von seltener Schönheit ist, so^ erinnert
sie doch mehr an den Kirchenstil als an das in Sälen üb-
liche Getäfel. Jn den Fußboden sind folgende zwei Jn-
schriften eingelassen: a) I.eo XIII. Lavimentum . ölurmorv.
Stravit Xn. öw06LDXXXIIl. d) Dvo XIII. Uivturis vx-
eoiuit . Xu. .UIM'OI.XXXIII. 8aeri. I'riiicijmtus VI. B!it
ganz außerordentlichem Aufwand von seltenen und farben-
reichen Steinen ist das Wappen des Papstes auf eiiiem
Grunde von Lapislazuli in dem Fußboden angebracht. Die
Zeichnung zu demselben wurde von Professor Angelini aus
Perugia angefertigt, welcher auch den dekorativen Teil der
Mände in Chiaroscuro malte. Die Farben dieser Malereien
sind zu dunkel gehalten, namentlich jene des breiten Strei-
fens, welcher die Wölbungen von den Säulen und Pilastern
trennt, welche zum größten Teil aus schneeweißem Marmor be-
stehen. Hervorragend unter den Geinälden sind die des römi-
schen Malers Torti und jene des Professors Seitz. Die
beiden Bilder Torti's befinden sich in der Mitte der Wolbung.
Eines veranschaulicht die Geschichte in der llmarmung mit
der Wahrheit in wahrhaft herrlicher Beleuchtung. Jn dem
unteren Teile des Bildes sieht inan eine Schar von Gelehr-
ten und Heiligen beim Studiren. Daneben befindet sich
eine Figur, „Die Lüge" darstellend, welche vom Lichte ge-
troffen sich in den Abgrund stürzt. Unter diesem Geniälde
liest man folgende Jnschrift: Ilistoiia . 1'iiqisntiuin . 'lsstis .
Iswponim . Veritatis . iTueem . ^.(Ilert . Lruäitae . I'o8t6-
ritati. ölvmlacio . LrotÜAato . Rvseeto. Torti's Darstellung
nähert sich hie und da der Manier Michelangelo's. Leider
verwendet er jedoch nicht die nötige Sorgfalt auf die Aus-
führung, seine Bilder machen sämtlich den Eindruck, als seien
sie unvollendet. Einige Figuren sind unübertrefflich schön;
so z. B.die Figur der „Zeit", welche entslieht; dieselbe würde
allein hinreichen, um den Ruhm eines Künstlers zu
begründen. Ebenso meisterhaft ist die Gruppe des Löwen,
welcher dis Kraft darstellt, und der „Gerechtigkeit", welche
den Thron der „Religion" vom „Geiste" erleuchtet umstehen.
Weniger gelungen erscheinen die Figuren der „Malerei", der
„Plastik", der „Architektur" -c. Die von denselben gebildeten
Gruppen sind verwirrt und erscheinen unvolleudet. Diese Ge-
mälde sind mit folgenden zwei Jnschriften geschmückt: LeoXIII.
Dolltikvx . Zlaximus . Xniio . Olir üILÖOOl-XXXIV.
8aeri . kiilleipatus . VI. Die zweite lautet: I'ivtdiuis. Xr-
tes . Xil Oei . Oultlliu . 'lraiiuetas . Itcliqio . Xobilituvit.
Lerkeoit . Das Gemälde des Professors Seitz veranschaulicht
Wissenschaft und die Religion. Hintcr den beiden Figuren die
ist ein Basrelief in Chiaroscuro sichtbar, auf dem ein Ge-
lehrter vom Katheder die Jugend unterrichtet, während ein
Priester die Aufmerksamkeit der Knaben auf das Kruzifix
lenkt. Als Jnschrift hat dieses Bild einen Passus aus einer
der vielen Encykliken Leo's XIII: Divinnrllm veritatllm
splslläor allimo exevptlls ipsam suvnt iutklligentiiuii. Der
Professor Seitz erweist sich in diesem Bilde als ein glück-
licher Nachahmer des Rasfaelijchen Stils; die Pinsel-
führung ist eine leichte, delikate und feine; seine Farbe ist
eine weiche und lebhafte. Der Gesamteindruck der Behand-
lung ist der einer Miniatur. Leider ist aber dieses Bild
 
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