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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Vermischte Nachrichte».

28,

283

8r. Dcr württcmbergische Kunstvercin hat eineii erfreu-
lichen Aufschwung genommen. Iede Woche kommt eine er-
hebliche Anzahl neuer Werke zur Ausstellung, worunter sich
ganz hervorragende Leistungen befinden. Gegenwärtig bilden
ein lebensgroßes Herrenporträt, vortresflich in -scichuunq,
Ausfassunq und Farbe, von Prof. F. Keller in KarlSruhe
und ein neues Bild „Weintrinker" von E. Grützner die An-
ziehungspunkte. Laupheimers „Jn den Ferien", Defreg-
qers „Mädchenkopf" und ein prächtiges naturwahresGeinälde
iion A. Fink in München „Wintermorgen" werden allgemein
bewundert, wie auch Boors (Hamburg) zwei große Schlach-
tenbilder viel Jnteresse errege». Erfreulicherweise wurde
durch den österen Wechsel in den Kunstvereinsausstellungen
auch die Kauflust des Publikums angeregt und wurden im
abgelaufenen Jahr für 4900» Mark Privatankäufe vermittelt.

Für die Berlincr Nationalgaleric ist ein Marmor-
relief von Herinann Heidel,dem >805 gestorbenen Schöpfer
der Händelstatue in Halle, erworben worden. Dasselbe stellt
Jphigenie, Orest und Pylades nach der Schlußscene von Goethe's
Schauspiel dar.

Ein Gcmälde von Nubcns, „Der Garten der
Hesperiden" ist aus der Galerie des Herzogs von Marl-
borough an die Rothschildsche Sammlung nach Paris ver-
kaust worden.

vermischte Nachrichten.

Für Kunstzwecke sind im preußischen Staatshaus-
haltsetat sür 1885—>88» folgende autzerordentliche Forderun-
gen enthalten: Zum Erweiterungsbau der Berliner Kunst-
akademie (l. Rate) 120 000 Mk. Zum Umbau der Dächer
des Neuen Museums in Berlin (I. Rate) 175 000 Mk. (Ge-
samtkosten 250 000 Mk.). Zur Ausschmückung der Feld-
herrnhalle des Zeughauses mit Wandgemälden 180 000 Mk.
Zur tibernahme des Kunstgewerbemuseums durch den Staat
300000 Mark.

0. v. 1?. Die Restauration des Trienter Doms, des in
schristlich bezeugten Werkes Adamo's d'Aurogno (f 1212), an
dem jedoch auch die folgenden Jahrhunderte weitergebaut
hatten, bis der Bau im 10. unter dem kunstsinnigen Bischofe
Bernhard Cles Kuppel und Campanile erhielt, und zwar —
ein fasl einzigeS Beispiel dieser Art — nicht im Stil der
Zeit. sondern in archnisirender Weise auf den ursprünglichen
romanischsn Plan und dessen Formensprache zurückgehend,
ist kürzlich unter Leitung des Architekten Nordio, Direktors
der Fachschule für Steintechnik in Trient, bis auf das Ge-
wölbe deS Presbyteriums zum Abschluß gebracht worden,
nachdem die Kreuzgewölbe der drei Schiffe, die mit Einsturz
gedroht hatten, bis an die Vierung rekonstruirt und ihre
Polychromirung nach dem aufgedeckten Muster der alten —
goldene Sterne auf weißem Grund, von roter Bordüre um-
rahmt in den Kappen, die Rippen der Gewölbe farblos —
durchgeführt worden war. Bei der Beseitigung des — späte-
rcn — Orgelchors fand man an der Eingangswand unter
dem Rundfenster eine Freske Giottesken Stiles, den heil.
Vigilius darstellcnd, leider stark beschädigt, sowie ein Mar-
morgrabmal in den einfach edlen Formen der Frührenaissance.
Auch die Entfernung der Betstühle sörderte eine ganze Reihe
bisher unbeachteter Grabplatten aus verschiedenen Epochen,
zum Teil von künstlerischem Wert, zu Tage. Unter den in
Holzverschalung ausgefllhrten sphärischen Pendentifs der
Bierung, die anfangs des vorigen JahrhundertS, als die
Kuppel von L. Torigny, einem Bruder des berühmten
Stechers, mit Fresken ausgemalt wurde,^ eingeslickt worden
waren, fanden sich die alten romanischen Übergänge aus dem
Quadrat der Viernng in den Kreis der Kuppelschale, welche
in sehr origineller Lösung, alS konische Vertiefungen, in die
vier Ecken hineinreichen.

I'z-. Die Skizze z» dcm Denkmal Martin Bchaims, das
dem berühmten Reisenden in seiner Vaterstadt Nürnberg er-
richtet werden soll, ist von Prof. Rößner daselbst vollendet
und ausgestellt worden. Der Aufbau des Monumentes ist
im Renaissancestil, die Ausführung desselben in Marmor ge-
dacht. Die Hauptfigur, in der Tracht des 15. Iahrhunderts,
blickt sinnend in Lie Weite, das Ziel seiner Forschung, —
die Rechte hält eins Rolle, die Linke stützt sich auf eine Erd-
kuqel Von der Bekleidung mit dem traditionellen Harnisch
hat der Künstler Abstand genommen, weil dessen Aussührung

in Marmor ungeeignet wäre. Zu beiden Seiten des Svckela
sitzen die allegorischcn Gestalten der Wissenschaft uud des
vandels; als Berbmdung beider Figuren dienen die an de,-
Vorder- und Rückseite des Sockels angebrachten Wapn„„
Behaims, Portugals (als Hauptwirkungsstütte des Gefeier
ten) und die beiden NUrnberqer Stadtivappen. Die gap,'
künstlerische Komposition macht einen höchst befriedigende»
Eindruck und verspricht für das Denkmal, das den Pro»,e
nadenplatz zieren soll, das Bests.

>1. L. Dic Kirche Sant' Euscbio in Rom wird ein Opfex
der Neubauten auf dem Esguilin werden. Man wird tzie
uralte Kirche, welche mehrfach umgebaut wurde, seit sie unter
dem Sohne Konstantins des Großen entstand, niederreißeu
um an ihrer Stelle einen Palast sür ein großes Central^
staatsarchiv, dessen Baukosten aus eine Million veranschluas
werden, zu errichten. Mit der Kirche war ein Lölestinerkloster
verbunden, welches jetzt als Sukkursaledes Garnisonshospitnlg
benutzt mird. Tie letzte gründlichs Nestaurirung fand im Jahre
1750 nach den Plänen des Architekten Niccolo Piccioni und
auf Kostcn des Kardinals Enrico Lenriquez statt, welcher
den Kardinalpriestertitel von S. Eusebio führte. Zu je„er
Zeit malte Naphael Mengs unter Beteiligung seine Schwagers
Anton Maron aus Wien in derselbeii sein erstes großeg
Teckengemälde, welches die Gloria des Heil. Eusebius dar.
stellt. Wird dieses erste hervorragende Werk deutscher Kunst
in Rom nicht rechtzeitig gerettet, so dürste es bei dem Ab-
bruch leicht zu Grunde gehen. Auch von dem vlämischx,,
Mönche Ruthardt befindet sich einGemälde in derselben Kirchr,

O Aus dcn Wiencr Atclicrs. Professor H. Cano„
arbeitet mit Feuereifer an dem Kolossalbilde allegorischtz,,
Jnhalts, das er für die Decke des großen Saales im neuei,
naturhistorischsu Lofmuseum auszuführen hat. Uber dei,
Jnhalt des Bildes) welches das Werden und Vergehen alles
Jrdischen vorstellt, haben wir schon aus Anlaß der Fertig.
stellung der Skizze berichtet. (Vergl. 18. Jahrgg. d. Ku„st-
chronik, S. 492). Die sigurenreiche TarsteUung ist nun
der riesigen Leinwand iii allen wesentlichen Puiiktcn fertig
obwohl der Meister erst seit dem 21. Oktober deS vorigeü
Jahres und noch dazu mit Unterbrechungen, die zusamine,,
etwa drei Wochen betragen, mit der AuSsührung beschäftigt
ist. Tie Arbeitskrast, die uns da cntgegentritt, ist eine er-
staunliche. Man erinnere sich an die ganz »ngewöhnliche,,
Dimensionen des Bildes; es gilt als das größte Olgemälde,
das je geschasfen worden, auf dem die Ficzuren in dreifachex
Lebensgröße ausgesührt werden. Nebstbei hat Eanon auch
noch zwei Porträts begonnen und zwei von den Lünetten-
bildern sür denselben Saal vollendet. Jm ganzen hat Ennoi,
von den zwöls Lünettenbildern schon neun fertiggestellt. —.
Iulius Blaas hat vor kurzem ein BilL vollendet, das dei,
Herzog Mar Emanuel von Bauern vorstellt, wie cr an der
Seite seiner Gemahlin aus einem Feldwege einherreitet.
Fast vollendet ist ein Bild, worauf wir die Erzherzogin Maria
Theresia zu Pserd erblicken. Tie vornehme Gestalt bewegt
sich nach rechts vom Beschauer durch eine parkartige Gegend.
Rechts im Hintergrunde gewahrt man dis Villa Wartholz bei
Reichenau. Vollständig untermalt fanden wir ein großes
Breitbild mit einer bewegten Scene von einem ungarischei,
Pferdemarkt.—TerKupferstecherProfessor I. Sonnenleiter
war in den letzten Jahren größtenteils durch die Ausführung
der österreichischen Staatsnoten inAnspruch genommcn, derei,
Ausführung er nach Vollendung seines großen Stiches des
Venusfestes von Rubens übernoinmen hatte. Seither hat der
Künstler auch das elegante Porträt von Erzherzogin Maria
Theresia (nach Angeli) vollendet. Gegenwärtig arbeitet er
an eineni großen Stiche in Linienmaiiier nach dem Vai,
Tyckschen Bildnis eines Grafen Vanderburgh (Original i„i
Belvedere).

Übcr dic bcabfichtigtc 'Kicdcilicrstcllung der Fassadc,,
des Rathauses in Breslau hat sich der mit der Leitung
disser Arbeiten bstraute Baurat Lüdecke kürzlicb in einen,

I an dis städtischen Körperschaften erstatteten Berichte ge-
I äußert. Es hat sich gezeigt, daß die Fassaden überall unter
! dem jetzt bestehenden Putzüberzuge ursprünglich in Rohbau
ausgeführt gewesen sind, nämlich in Backstein, gebrannten
Thonstücken und Sandstein. Der Verband der Ziegelflächen
ist der bekannte märkische; die Binder sind glasirt. Natürlich
' konnte auf diesen der beim Eindringen des Renaissancestils
 
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